Rückenschmerzen
Rückenschmerzen haben sehr viele unterschiedliche Ursachen
Krankheiten

Rücken­schmerzen – Ursachen, Symptome und Therapie

Fast 70 Prozent aller Deutschen leiden regelmäßig unter Rückenschmerzen. 12 Prozent haben sogar täglich Schmerzen im Bereich des Rückens. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig.

Was sind Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen können sehr unterschiedlich in Erscheinung treten. Akute Rückenschmerzen treten plötzlich auf und halten maximal sechs Wochen an. Auch Rückenschmerzen, die nach mindestens sechs schmerzfreien Monaten auftreten, gehören zu den akuten Rückenschmerzen. Wenn der Rückenschmerz länger als sechs Wochen anhält, spricht man von einem subakuten Schmerz. Erst bei einem Schmerz, der seit mehr als zwölf Wochen besteht, handelt es sich um einen chronischen Rückenschmerz. Die Schmerzen können in Episoden verlaufen oder dauerhaft in Erscheinung treten. Sie können sehr stark, kaum spürbar oder sogar unerträglich sein.

Auch die Schmerzlokalisation variiert. Am häufigsten treten Rückenschmerzen im unteren Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) und des Beckens auf. Doch auch der mittlere Rücken mit der Brustwirbelsäule (BWS) und der obere Rücken mit Brustwirbelsäule und Halswirbelsäule (HWS) können von den Schmerzen betroffen sein.

Ferner kann zwischen unspezifischen und spezifischen Rückenschmerzen unterschieden werden. Bei unspezifischen Beschwerden sind keinerlei Schäden im Bereich des Rückens nachzuweisen. Den unspezifischen Schmerzen liegen auch keine anderen Erkrankungen zugrunde. Bei den spezifischen Rückenbeschwerden sind hingegen Schäden am Rückgrat oder andere Krankheiten ursächlich.

Rückenschmerzen – Ursachen

Unspezifischen Rückenschmerzen liegen in der Regel muskuläre Dysbalancen zugrunde. Einseitige Belastungen, zu wenig Bewegung und Fehlhaltungen können das Muskelspiel stören und so Schmerzen verursachen. Auch falsches Training beim Sport, Überlastungen und Übergewicht haben häufig unspezifische Rückenschmerzen zur Folge. Die Muskelarbeit basiert immer auf dem Zusammenwirken eines Spielers (Agonist) und eines Gegenspielers (Antagonist). Wenn einer der beiden vernachlässigt, untrainiert oder gereizt ist, kommt es zu schmerzhaften Verspannungen, Überdehnungen und Verkürzungen. Verkürzte Muskeln beeinflussen die Gelenktätigkeit und reizen zudem die Sehnenansätze. Die strapazierten Muskeln werden schlechter durchblutet und verhärten sich. Die Folge sind Schmerzen. Auch Blockaden der Wirbel- oder Facettengelenke können zu Schmerzen in der umliegenden Muskulatur führen. Der Volksmund spricht hier vom Hexenschuss. Die medizinisch korrekte Bezeichnung lautet jedoch akute Lumbalgie.

Rückenschmerzen in sehr jungen Jahren können auf die Erkrankung Morbus Scheuermann hinweisen. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der die Wirbel unregelmäßig wachsen. Neben den Schmerzen ist ein Rundrücken (Kyphose) das auffälligste Symptom des Morbus Scheuermann. Wenn die Wirbelsäule hingegen zur Seite hin verbogen ist, liegt eine Skoliose vor. Die häufigste Form ist die idiopathische Skoliose, die meistens bei Mädchen in der Pubertät entsteht. Die Betroffenen sind zunächst beschwerdefrei, Schmerzen entwickeln sich erst später durch Verschleiß und Funktionsstörungen der Wirbelsäule.

Natürlich können Rückenschmerzen auch infolge von Rückenverletzungen entstehen. Wirbelbrüche können beispielsweise akute und chronische Verformungen der Wirbelsäule nach sich ziehen. Die damit verbundenen Fehlstellungen und Fehlhaltungen können zu Rückenschmerzen führen. Auch Rippenbrüche können über eine Reizung der Ansatzmuskulatur Schmerzen hervorrufen.

Eine weitere Kategorie bilden die entzündlichen Rückenschmerzen. Sie treten im Rahmen von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises auf. Eine typische rheumatische Erkrankung, die mit Rückenschmerzen einhergeht, ist der Morbus Bechterew. Schmerzhafte Entzündungen können aber auch durch Krankheitserreger hervorgerufen werden. Knochenmarksentzündungen, Wirbelentzündungen und Entzündungen der Bandscheiben sind sehr schmerzhaft. Die Bandscheiben können ferner bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Bandscheibenvorwölbung starke Rückenschmerzen hervorrufen.

Weitere Ursachen für Rückenschmerzen sind Osteoporose, Knochentumore, Knochenmetastasen, Osteomalazie, die Osteodystrophie deformans (Paget-Krankheit), die Wirbelsäulen-Arthrose, Wirbelgelenkzysten und das Fibromyalgie-Syndrom.

Rückenschmerzen – Symptome

Rückenschmerzen können den gesamten Rücken betreffen. Schmerzen im oberen Rücken strahlen häufig in die Arme, in die Schultern, den Nacken oder den Hinterkopf aus. Schmerzen im mittleren Rücken sind eher selten. Kreuzschmerzen, also Schmerzen im unteren Rücken, sind hingegen sehr häufig. Der Grund dafür ist, dass die Lendenwirbelsäule deutlich anfälliger für Fehlbelastungen und Verletzungen ist als die Brustwirbelsäule.

Rückenschmerzen können sehr plötzlich auftreten. Schlagartige Schmerzen haben meistens einen stechenden Charakter und sind typisch für einen Hexenschuss. Rückenschmerzen, die aufgrund von Verspannungen und muskulären Dysbalancen entstehen, sind hingegen eher ziehend und treten in leichter bis mittelschwerer Form in Erscheinung. Ausstrahlungen bis in den Kopf oder bis in die Beine sind möglich. Einige Patienten leiden zudem begleitend unter Rückensteifigkeit oder Missempfindungen.

Rückenschmerzen – Therapie

Die Therapie hängt von der Ursache der Schmerzen ab. Bei akuten unspezifischen Beschwerden reicht häufig die kurzfristige Schonung aus. Die schnelle Entlastung in Rückenlage mit einem kleinen Stützkissen kann hilfreich sein. Doch die Muskeln brauchen auch Bewegung. Bettruhe ist sowohl bei akuten als auch bei chronischen Rückenschmerzen nicht empfehlenswert. Maßvolle körperliche Aktivität führt häufig zu einer Verbesserung. Langes Stehen, Sitzen, Heben und Vor- und Rückwärtsbewegungen der Wirbelsäule sollten im akuten Schmerzzustand vermieden werden.

Falls möglich können die Betroffenen kurzfristig ein schmerzlinderndes Medikament einnehmen. Bewährt haben sich insbesondere die nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese wirken nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend. Bekannte Wirkstoffe von NSAR sind Ibuprofen und Diclofenac. Aufgrund der Belastung für Leber, Nieren und das Herz-Kreislauf-System sollten NSAR jedoch nur kurzfristig eingenommen werden. Rheumatika der neueren Generation, wie beispielsweise Cox-2-Hemmer, dürfen nur dann eingenommen werden, wenn andere Schmerzmittel nicht mehr wirken. Die Verordnung kann nur durch einen Arzt erfolgen. Ergänzend können muskelentspannende Medikamente, sogenannte Muskelrelaxanzien, eingesetzt werden.

Auch Wärmetherapie in Form von Wärmepflastern oder Bädern, kann die Schmerzen lindern. Bei akuten Entzündungen ist Wärme hingegen kontraindiziert. Mobilisierende Behandlungen wie Chirotherapie und Manualtherapie sowie Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder das Autogene Training haben sich ebenfalls als hilfreich in der Behandlung von Rückenschmerzen erwiesen. Bei spezifischen Rückenschmerzen steht immer die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.

Rückenschmerzen – Therapie

Bewusste Bewegung im Alltag ist die beste Prävention gegen unspezifische Rückenschmerzen. Neben regelmäßigen Sporteinheiten sind kleine Bewegungseinheiten im Arbeitsalltag besonders bei Menschen mit sitzender Tätigkeit sehr wichtig. Eine Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur kann Schmerzen vorbeugen. Radfahren und Schwimmen eignen sich besonders gut für Menschen mit Rückenschmerzen. Vor dem Sport sollte die Muskulatur immer aufgewärmt und gedehnt werden. Falls sportliche Betätigung allein nicht ausreicht, können vorbeugende Massagen helfen, die Rückenmuskulatur zu lockern. Auch Akupunktur kann bei ersten Schmerzanzeichen schlimmere Rückenschmerzen wirkungsvoll verhindern.

Beim Sitzen sollte die Wirbelsäule stets aufrecht gehalten werden. Zu tiefe und zu weiche Sitzgelegenheiten können die Muskulatur schädigen. Beim Heben und Tragen sollte besonders auf schonende Bewegungen geachtet werden. Die Gegenstände müssen möglichst nah am Körper entlang geführt werden. Die Kraft zum Heben sollte immer aus den Beinen und nie aus dem Rücken kommen.

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