Tai Chi Blockaden lösen
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Gesundheit

Mit Tai Chi innere Blockaden lösen

Tai Chi ist kein Wundermittel um schwerwiegende Krankheiten zu heilen. Allerdings kann die chinesische Kunst dazu beitragen, körperliche Blockaden zu lösen.

Tai Chi wird zu den chinesischen Kampf- und Bewegungskünsten gerechnet. Allgemein kann der chinesische Volkssport auch als Schattenboxen bezeichnet werden. Als Kampfkunst im alten China entwickelt, wird Tai Chi heute weltweit ausgeübt. Dabei steht vorrangig der gesundheitliche Aspekt im Fokus, denn Tai Chi kann der Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung dienen, innere Blockaden lösen und die allgemeine Gesundheit und Fitness fördern. Der ursprüngliche Kampfkunstcharakter ist mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Ähnlich dem Chigong wird Tai Chi in der westlichen Welt als komplexe Bewegungslehre verstanden. Möchten Sie mehr über Tai Chi erfahren und spielen vielleicht mit dem Gedanken, selbst damit zu beginnen, kann Ihnen der folgende Beitrag wertvolle Hinweise liefern.

Historische Fakten

Tai Chi wird in China als innere Kampfkunst verstanden. Dabei werden Verbindungen zum Daoismus deutlich. Der geistige Vater dieser Kampfkünste ist Zhang Sanfeng, ein daoistischer Mönch. Dieser soll zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert gelebt haben. Historische Fakten, seine Existenz betreffend, sind allerdings nicht überliefert. Die Legende erzählt von einer Begegnung in den Wudang-Bergen. Dort soll der Geistliche einer Schlange und einem weißen Kranich beim Kampf zugeschaut und dabei die Prinzipien der Kampfkunst niedergeschrieben haben.

In den 1960er Jahren fand Tai Chi seinen Weg in die westliche Welt. Dabei tat sich Zheng Manqing besonders hervor. Dieser entwickelte in den 1930er Jahren eine verkürzte Form des eigentlichen Tai Chi. In den 1960er Jahren unterrichtete er diese vereinfachte Form in New York und sorgte für deren Verbreitung im westlichen Raum.

Tai Chi in der Praxis

Tai Chi wird heute von Millionen Menschen weltweit praktiziert. Meist sind Meditation und Entspannung die entscheidenden Faktoren, sich der alten Kampfkunst zuzuwenden. In China kann sich besonders ein jüngeres Klientel für Tai Chi als Wettkampfsport begeistern. Die Anzahl der Anhänger, welche Tai Chi als ursprüngliche Kampfkunst zur eigenen Verteidigung ausüben, ist ausnehmend gering.

Tai Chi besitzt zahlreiche verschiedene Stile und daher ist eine einheitliche Organisation als Wettkampfsport schwierig umzusetzen. Tai Chi besitzt keinen internationalen Dachverband wie andere Sportarten. Es existieren lediglich einige nationale Dachverbände und internationale Gruppierungen unterschiedlicher Stilrichtungen. In Deutschland ist seit dem Jahr 2003 der Deutsche Dachverband für Chigong und Tai Chi aktiv. Dort sind die meisten Verbände zusammengefasst und die Richtlinien für Ausbilder festgeschrieben.

» Tipp: Häufig werden die Kosten für einen Tai Chi Kurs von den Krankenkassen bezuschusst. Voraussetzung: die Unterrichtenden müssen von der Krankenkasse anerkannt sein.

Die Rolle des Qi

Tai Chi ist eng mit dem Daoismus verbunden und damit an die chinesische Philosophie angelehnt. Damit wird das Qi zum zentralen Element der Lehre. Als Qi wird die Energie bezeichnet, welche allem Leben inne wohnt. Die Lebensenergie fließt durch Meridiane genannte Kanäle, welche einzelnen Organen oder Organgruppen entsprechen. Wenn die Lebensenergie frei fließen kann, ist der Mensch gesund. Kommt es zu Störungen und treten Blockaden auf, wird der Mensch krank.

Tai Chi setzt genau an diesem Punkt an und soll dabei helfen, das Qi wieder in Fluss zu bringen und Blockaden zu lösen. Wer Tai Chi praktiziert, nimmt häufig diesen Fluss der Energie wahr und lernt dabei, die Energie im Körper fließen zu lassen und an ausgesuchte Körperstellen zu entsenden. In der westlichen Welt entbrennen Diskussionen, ob es sich nun um tatsächliche feinstoffliche Energie handelt oder ob sich dahinter lediglich ein Konzept verbirgt, den chinesischen Heillehren eine Basis zu verschaffen.

» Tipp: Wenn Sie Tai Chi anwenden, ist es für die Wirkung unerheblich, welchen Ansetzen Sie dabei Ihren Glauben schenken.

Tai Chi in Form gebracht

Wie bereits erwähnt, kennt Tai Chi zahlreiche Stile. Die Abfolgen der verschiedenen Übungen werden dabei immer Form genannt. Jede Form besitzt unterschiedliche Bewegungsabläufe und Körperstellungen.

Die kurze Form

Wer ursprünglich Tai Chi praktizierte, musste viel Zeit mitbringen. Die Ausführung der langen Formen erstreckte sich über Stunden. Erst im letzten Jahrhundert entstanden die kurzen Formen. Hier müssen Sie nur wenige Minuten Zeit erübrigen und damit passt dieses Konzept auch perfekt in die schnelllebige Zeit.

» Tipp: Die heute bekanntesten Tai Chi Übungen sind die von Prof. Cheng Man Ching entwickelten 37 Stellungen. Neben den kurzen und langen Formen sind auch Partnerübungen und Formen mit Waffengebrauch geläufig.

Die einzelnen Formen bestehen aus verschiedenen Bildern. Diese Einzelbewegungen müssen in einer festgeschriebenen Reihenfolge ausgeführt werden. In den Bildern wird oft ein Kampf symbolisiert. Daher stammt wohl auch die volkstümliche Bezeichnung „Schattenboxen“. Die einzelnen Bilder tragen teils tiefsinnige und poetische Bezeichnungen, wie zum Beispiel „einfache Peitsche“ oder „schüttele die Mähne des Wildpferdes“.

» Tipp: Die kurze Form dauert zwischen fünf und fünfzehn Minuten. Lange Formen besitzen mehr als 100 Bilder und können sich auf bis zu 1,5 Stunden ausdehnen.

Tai Chi Partnerübungen

Vielen fällt es allgemein leichter, in der Gruppe zu trainieren. Dem kann mit Tai Chi entsprochen werden, denn es gibt auch eine ganze Reihe von Partnerübungen. Partnerübungen stellen im Tai Chi einen Einstieg in den freien Kampf dar. Es werden verschiedene Hebeltechniken ausgeführt, welche ein gutes Körpergefühl erfordern und daher nicht unbedingt für Anfänger zu empfehlen sind.

Als bekannteste Partnerübung gilt das Tuishou. Die Partner stehen sich gegenüber. Beide Partner berühren sich dabei an den Händen oder Armen. Dabei wird abwechselnd Druck auf die Arme oder Hände des Übungspartners ausgeübt. In Wettkämpfen besteht das Ziel darin, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und dabei selbst den festen Stand zu bewahren.

» Hinweis: Partnerübungen sind meist an Kampfabläufen orientiert und für fortgeschrittene Tai Chi-Praktizierende zu empfehlen.

Welche Waffen werden beim Tai Chi eingesetzt?

Während die bekanntesten Formen und die in der westlichen Welt gebräuchlichen ohne Waffen auskommen, bedient sich das traditionelle Tai Chi unterschiedlicher Waffenformen:
Jian – chinesisches Schwert
Gun – Langstock
Qimeigun – Kurzstock
Dagun – drei Meter langer Stock
Qiang – Speer
Shan – Fächer
Dao – chinesischer Säbel
Guan-Glefe – Guan-Hellebarde

Die Prinzipien des Tai Chi

Die Weichheit wird als Hauptprinzip des Tai Chi verstanden. Kraft oder Schnelligkeit zählen nicht zu den Prämissen des Tai Chi. Vielmehr soll der Übende lockere und entspannte Bewegungen ausführen, welche dem natürlichen Bewegungsablauf der Natur folgen. Für die Ausführung der Übungen soll möglichst wenig Kraft aufgewendet werden. Es kommt auf ein korrektes Ausführen der Übungen an. Dabei ist der Übende angehalten, sich zu konzentrieren und die Übungen lieber langsam, aber dafür korrekt auszuführen.

Es geht also primär um die Entspannung des Körpers. Angespannt werden lediglich die für die jeweilige Übung benötigten Muskeln. Konzentriert wird sich auch auf die Atmung. Diese sollte tief sein und ganz natürlich ausgeführt werden. Der Übende atmet in den Bauch und erreicht damit eine niedrigere Atemfrequenz. Der Rhythmus der Atmung sollte sich im Laufe der Übungen ganz natürlich an die Bewegungen anpassen.

Die verschiedenen Stile des Tai Chi

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Stile. Diese tragen Bezeichnungen wie Wu-Stil, Lee-Stil, Yang-Stil oder Fu-Stil und folgen damit dem Namen ihrer Entwickler. Jeder Stil besitzt bestimmte Eigenheiten. Allgemein folgt Tai Chi aber den gleichen Grundprinzipien. Im Westen am häufigsten praktiziert wird der Yang-Stil.

Die zehn Grundregeln des Tai Chi

  1. Der Kopf wird entspannt aufgerichtet.
  2. Der Rücken bleibt gerade, die Brust wird zurückgehalten.
  3. Das Kreuz und die Taille bleiben locker.
  4. Die Fülle und die Leere sind durch richtige Gewichtsverteilung auseinander zu halten.
  5. Ellenbogen und Schultern werden locker hängen gelassen.
  6. Es wird das Yi statt der Gewaltkraft angewendet.
  7. Auf die Koordination von Oben und Unten ist zu achten.
  8. Es herrscht Harmonie zwischen Außen und Innen.
  9. Es sind fließende Bewegungen zu absolvieren.
  10. In den Bewegungen soll Ruhe liegen.

Mit Tai Chi innere Blockaden lösen

Durch die Übungsfolgen soll eine Vermehrung des Qi erreicht werden. Die Leitbahnen sollen durchlässiger werden, damit die Lebensenergie wieder ungehindert fließen kann und sich aufgestaute Blockaden lösen. Die Übungen dienen der Vorbeugung einer körperlichen und geistigen Gesundheit.

» Hinweis: Tai Chi dient nicht dazu, bestimmte Krankheiten oder Beschwerden zu behandeln.

Dennoch hat die regelmäßige Ausübung von Tai Chi durchaus umfassende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit. Wer sich regelmäßig entsprechend der Entspannungslehre bewegt, wird entspannter und körperlich agiler. Liegt bereits eine Störung im Fluss der Lebensenergie vor, kann Tai Chi Blockaden lösen und dafür sorgen, dass sich der Fluss des Qi wieder normalisiert.

Tai Chi löst Verspannungen und es verbessern sich unsere Körperhaltung und auch die innere Wahrnehmung des Körpers und seiner Funktionen. Da bei den Übungen tief in den Bauch geatmet wird, kann das Blut besser mit Sauerstoff versorgt werden. Bei Rückenproblemen ist Tai Chi besonders zu empfehlen. Bandscheiben und Wirbelsäule werden durch die Übungen entlastet.

Kann Tai Chi Krankheiten heilen?

Die Traditionelle Chinesische Medizin bezeichnet Tai Chi als gesundheitsfördernd und gesundheitserhaltend. Da die Selbstheilungskräfte angeregt werden, kann Tai Chi zwar allein keine Krankheiten heilen, aber dennoch den Heilungsprozess fördern und beschleunigen. Dies kann Rückenbeschwerden ebenso betreffen, wie Schlaflosigkeit oder allgemeine Schwäche.

Was spricht für Tai Chi?

Das lösen der Blockaden durch regelmäßige Tai Chi Übungen wirkt sich allgemein positiv auf den Körper aus. Besonders hilfreich ist die Entspannungstechnik bei:

  • Rückenbeschwerden
  • Problemen der Halswirbelsäule
  • Stress
  • Schlaflosigkeit
  • Rehabilitation nach Unfällen oder Krankheiten
  • Haltungsfehler

Wie lange muss trainiert werden?

Hierfür gibt es keine allgemeinen Aussagen, jeder reagiert auf die Übungen unterschiedlich. Einige Übende berichten bereits nach der ersten Stunde von einer positiven Wirkung. Wieder andere benötigen einige Wochen Training, bis sich der Körper auf die Übungen eingestellt hat und sich positive Effekte zeigen. Allgemein werden die langsamen und fließenden Bewegungen als wohltuend und ausgleichend beschrieben. Damit ein Effekt eintritt, sollte in jedem Fall regelmäßig geübt werden.

Wie lange sollte Tai Chi praktiziert werden?

Wer täglich übt, wird die besten Erfolge erzielen. Wenn Sie am Morgen und am Abend etwa eine Viertelstunde erübrigen, wird der positive Effekt nicht ausbleiben. Ein gelegentlicher Tai Chi Kurs wird vermutlich nicht ausreichen, um nachhaltige Blockaden zu lösen und intensiv mit der Materie vertraut zu werden.

Gibt es Risiken?

Tai Chi kennt keine Nebenwirkungen. Wer bei einem guten Lehrer unterkommt, wird Tai Chi schnell erlernen und dann auch regelmäßig anwenden können. Es gibt keine Altersgrenze. Wer sich in der Lage sieht, die langsamen und fließenden Bewegungen auszuführen, kann unbedenklich Tai Chi praktizieren.

» Tipp: Hören Sie beim Üben auf Ihren Körper, dieser gibt Ihnen zu verstehen, ob die Übungen ihm gut tun oder nicht.

Wie finde ich einen guten Tai Chi Lehrer?

Die Kunst des Tai Chi sollte von einem erfahrenen Lehrer vermittelt werden. Dies ist jedoch nicht wirklich einfach, denn der Begriff Tai Chi Meister ist nicht geschützt. Im Prinzip kann sich also jeder als Tai Chi Lehrer bezeichnen und in einer eigenen Schule entsprechende Kurse anbieten. Bringen Sie in Erfahrung, ob der betreffende Lehrer Mitglied des Deutschen Dachverbandes für Chigong und Tai Chi ist. Wer eine Lehrerlaubnis dieser Organisation besitzt, ist in der Regel gut ausgebildet.

Da es aber auch sehr gute Lehrer gibt, welche nicht dieser Organisation angehören, ist dies kein alleiniges Kriterium. Sie sollten auf Ihre eigene Intuition vertrauen und Tage der offenen Tür oder Schnupperkurse nutzen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.

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