Hepatitis B
Das Hepatitis-B-Virus wird sehr häufig bei sexuellem Kontakt übertragen
Krankheiten

Hepatitis B – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Hepatitis B, früher auch als Serumhepatitis bezeichnet, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Hepatitis-B-Virus hervorgerufen wird. Es kommt zu einer Leberentzündung, die in den meisten Fällen jedoch komplikationslos ausheilt.

Was ist Hepatitis B?

Die Leberentzündung vom Typ B ist eine virusbedingte Infektionskrankheit, die vor allem über Blut- und Sexualkontakte übertragen wird. Die Erkrankung verläuft in der Regel akut und heilt oft von selbst aus. Es gibt aber auch schwere Verlaufsformen, die in eine Leberzirrhose oder in eine Krebserkrankung der Leber münden.

Die Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Schätzungen zufolge haben sich rund zwei Milliarden Menschen weltweit bereits mit dem Virus infiziert. Das entspricht einem Drittel der gesamten Weltbevölkerung. Rund fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung leiden unter einer chronischen Hepatitis B. Jedes Jahr sterben mehr als 700.000 Menschen an der Infektion und ihren Folgen. Die Hauptendemiegebiete liegen in China und Zentralafrika. Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind hier mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. In Deutschland gibt es schätzungsweise eine halbe Million Virusträger. Da die Erkrankung häufig asymptomatisch verläuft, bemerken viele Menschen ihre Infektion jedoch nicht. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 700 Menschen neu an der Leberentzündung. Damit gehen 55 Prozent aller gemeldeten Hepatitisfälle auf das Hepatitis-B-Virus zurück.

Hepatitis B – Ursachen

Die Leberentzündung wird durch das Hepatitis-B-Virus hervorgerufen. Es handelt sich dabei um ein behülltes DNA-Virus aus der Gattung der Orthohepadnaviren.

Das Virus, das bei Infizierten in Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Muttermilch, Speichel und Tränenflüssigkeit vorkommt, ist hoch ansteckend. Mehr als die Hälfte aller Neuinfektionen basiert in den westlichen Industrieländern auf sexuellem Kontakt. Auch die Ansteckung über Blut gehört zu den wichtigen Übertragungswegen. Bereits kleinste Mengen Blut genügen für eine Ansteckung. So ist eine Übertragung über mit Blut verunreinigte Gegenstände wie Rasierapparate, Zahnbürsten, Ohrlochstecher und Tätowiernadeln möglich.

Zudem zählen Drogenabhängige, die sich mit anderen Drogenabhängigen Spritzen und Kanülen teilen, zu den Risikogruppen. Auch medizinisches Personal ist besonders gefährdet. Das Risiko einer Infektion durch eine Nadelstichverletzung bei einem infizierten Patienten beträgt bis zu 30 Prozent. Eine Ansteckung über Blutkonserven und -produkte ist in Deutschland hingegen äußerst selten. Aufgrund der hohen Hygiene- und Sicherheitsstandards liegt das Risiko für eine Übertragung des Hepatitis-B-Virus durch Bluttransfusionen bei 1:500.000.

Einer der wichtigsten Übertragungswege in den westlichen Industriestaaten ist ferner die Geburt. So kann das Virus beim Geburtsvorgang von der infizierten Mutter auf das Kind übergehen. Bei dieser perinatalen Infektion liegt das Risiko für eine chronische Infektion des Neugeborenen bei bis zu 90 Prozent.

Hepatitis B – Symptome

Bis zu 60 Prozent aller Infektionen verlaufen komplett asymptomatisch. Nur ein Drittel der Patienten entwickelt nach einer Inkubationszeit von ein bis sechs Monaten die typischen Symptome einer Leberentzündung. Zu Beginn leiden die Betroffenen vor allem unter Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Übelkeit. Auch Gelenkbeschwerden und leichtes Fieber können auftreten.

30 Prozent der Patienten entwickeln die typischen Anzeichen einer Gelbsucht (Ikterus). Durch eine Ablagerung des Blutfarbstoffs Bilirubin färben sich Haut und Augenhaut gelb. Der Urin wird dunkel, der Stuhl zeigt hingegen eine deutliche Entfärbung und erscheint in der Folge lehmfarben. Nicht nur Bilirubin, sondern auch Gallensäuren können sich aufgrund der Funktionseinschränkung der Leber in der Haut ablagern. Dadurch entsteht ein ausgeprägter Juckreiz. Einige Patienten klagen über Schmerzen oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch. Sowohl die Leber als auch die Milz können anschwellen.

Normalerweise heilt die Hepatitis B nach ein bis sechs Wochen folgen- und komplikationslos aus. Die Betroffenen sind nach der Infektion ein Leben lang gegen das Virus immun. Nur in Ausnahmefällen nimmt die Hepatitis B einen schweren Verlauf. Hier kommt es zu einer beeinträchtigten Blutgerinnung mit Blutungen und zu Schädigungen des Gehirns (hepatische Enzephalopathie). Die sogenannte fulminante Hepatitis nimmt innerhalb weniger Stunden bis Tage einen lebensbedrohlichen Verlauf und erfordert eine intensivmedizinische Therapie. Gegebenenfalls ist zusätzlich eine Lebertransplantation erforderlich.

Bestehen die Symptome der Leberentzündung sowie die Marker der Infektion im Blut länger als sechs Monate, spricht man von einer chronischen Hepatitis B. Der chronische Verlauf zeigt sich bei fünf bis zehn Prozent der Patienten. Insbesondere Neugeborene neigen zu einer Chronifizierung. Patienten mit einer chronischen Hepatitis B bleiben lebenslang eine potenzielle Infektionsquelle. In den meisten Fällen ist die Funktionsfähigkeit der Leber bei der chronischen Verlaufsform nur gering beeinträchtigt. Die chronisch aggressive Hepatitis geht jedoch mit ausgeprägten Entzündungen einher, die eine Verhärtung und Schrumpfung des Lebergewebes verursachen. Die so entstehende Leberzirrhose hat einen Funktionsverlust zur Folge. Zu den möglichen Komplikationen und Folgeerscheinungen gehören Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre. Zudem erhöht eine chronische Hepatitis B das Risiko für Krebserkrankungen der Leber.

Die Hepatitis B ist ferner eine Voraussetzung für eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus. Das Hepatitis-D-Virus ist ein defektes Virus. Es kann sich im Organismus nur vermehren, wenn zeitgleich eine Hepatitis vom Typ B vorliegt. Man spricht hier auch von einer Koinfektion. Diese verläuft deutlich schwerer als eine einfache Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus. So nimmt die Kombination aus Hepatitis B und Hepatitis D bei mehr als 90 Prozent der Patienten einen chronischen Verlauf.

Hepatitis B – Therapie

Die akute Hepatitis B wird in der Regel rein symptomatisch behandelt, da sie für gewöhnlich von selbst ausheilt. Nur in schweren Fällen erhalten die Patienten Virostatika, die die Vermehrung des Virus verhindern sollen. Eine körperliche Schonung und eine ausgewogene Ernährung sowie der Verzicht auf unnötige Medikamente sind bei allen Patienten mit einer Hepatitis B zu empfehlen. Voraussetzung für eine schnelle Genesung der Leber ist zudem eine strikte Alkoholkarenz.

In der Behandlung der chronischen Hepatitis B kommen entweder Interferone oder Nukleotidanaloga zum Einsatz. Das Interferon, das wöchentlich gespritzt wird, soll das Immunsystem anregen. Nukleotidanaloga sind hingegen in Tablettenform erhältlich. Wirkstoffe wie Adefovir, Tenofovir oder Lamivudin sollen der Virusvermehrung entgegenwirken. Die Hepatitis B lässt sich jedoch auch mit der medikamentösen Therapie nicht heilen. Eine vollständige Elimination des Virus ist nicht möglich. Vielmehr sollen die Arzneimittel den Verlauf der Erkrankung abmildern und das Risiko für Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs senken.

Bei einem akuten Leberversagen durch eine chronische oder akute Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus bleibt die Lebertransplantation als einzige Behandlungsmöglichkeit. Dabei erhält der Patient eine Spenderleber. Nach der Transplantation müssen die Betroffenen ein Leben lang Medikamente nehmen, die die körpereigene Immunabwehr herabsetzen. Andernfalls kann der Körper das Lebertransplantat abstoßen.

Hepatitis B – Vorbeugung

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, kurz STIKO, empfiehlt allem Kindern eine Impfung gegen das Hepatitis-B-Virus. Üblicherweise wird der Impfstoff in den ersten Lebensmonaten verabreicht. Auch Erwachsene, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben, sollten sich impfen lassen. Dazu gehören unter anderem Ärzte, Erzieher oder Menschen, die in einem Haushalt mit einem Virusträger leben.

Zur Prävention sollten Rasierer, Zahnbürsten, Nagelfeilen oder Nagelscheren nicht zusammen mit einem Virusträger genutzt werden. Kondome können beim Geschlechtsverkehr vor einer Ansteckung schützen.

Bei Reisen in Länder, die einen geringeren medizinischen Standard aufweisen, sollten Blutkonserven nur im absoluten Notfall in Anspruch genommen werden. Es ist zu beachten, dass in einigen Ländern Spritzen und Kanülen in Krankenhäusern verunreinigt sein können. Auch hier ist Vorsicht geboten.

Um eine Ansteckung von Neugeborenen zu vermeiden, werden Mütter im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge auf Hepatitis B getestet. Liegt eine Infektion vor, erhalten die Säuglinge innerhalb der ersten zwölf Stunden nach der Geburt eine Impfung und zusätzlich Antikörper gegen das Virus. Diese passiv-aktive Immunisierung senkt das Übertragungsrisiko auf rund fünf Prozent.

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