Rauchen aufhören
Rauchen aufhören ist nicht leicht, doch es lohnt sich
Lifestyle

Rauchen aufhören – Jetzt Nichtraucher werden

Etwa jeder vierte Bundesbürger ist Raucher. Im Vergleich zu den Fünfziger- und Sechzigerjahren, als von zehn Deutschen gerade einmal einer nicht geraucht hat, sieht man eine deutlich abnehmende Tendenz. Auch neue Zahlen aus der Jugendforschung bestätigen das. Immer weniger junge Menschen greifen zur Zigarette.

Das ist einerseits auf die mittlerweile vorherrschende gesellschaftliche Ächtung des Rauchens zurückzuführen. Was einst Statussymbol war, ist heute als Unterschichtendroge verpönt. Und tatsächlich ist das Rauchen bei sozial schwächer Gestellten und Menschen mit geringerer Bildung weiter verbreitet, als in akademischen Kreisen und der Mittelschicht. Andererseits ist aber auch das Bewusstsein über eine gesunde Lebensweise gewachsen. Die Menschen wissen um die Schäden, die durch die Folgen des Rauchens entstehen und ziehen gesunde Ernährung, Sport und Gesundheitsvorsorge der Zigarette vor.

Zahlen und Fakten zum Rauchen

  • In Deutschland raucht etwa jeder vierte
  • Ebenso viele haben das Rauchen bereits aufgegeben
  • Mehr als ein Drittel der deutschen Raucher lässt sich durch Schockbilder auf Zigarettenpackungen nicht vom Rauchen abhalten
  • Obwohl 50% aller Raucher Zigaretten für zu teuer halten, greifen nur 25% zu selbstgedrehten Zigaretten, um Geld zu sparen
  • Die Anzahl der Raucherinnern hat sich seit dem Siebzigerjahren (29%) kaum verringert (24%)
  • Bei Ärzten liegt die Raucherquote bei etwa 15%
  • Von den Jugendlichen zwischen 12 bis 14 Jahren rauchen noch etwa 10%, bei Wasserpfeifen und E-Zigaretten hingegen ist ein zunehmender Trend zu verzeichnen
  • 13-14% aller Todesfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen
  • Die häufigsten Todesursachen, die auf das Rauchen zurückgeführt werden, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (45%) und Lungenkrebs (25%)
  • Laut Statistischem Bundesamt wurden im zweiten Quartal 2016 17.255 Millionen Zigaretten verkauft
  • Insgesamt ist die Anzahl der Raucher in Deutschland zwischen 2009 und 2013 um 1% auf 20,9% gesunken
  • 19% der deutschen Raucher geben an, aufhören zu wollen

Droge oder Genussmittel?

Bevor in den Fünfzigern und Sechzigern in Amerika und Deutschland die Forschung über das Rauchen und dessen Folgen einsetzte, hätte niemand Zigaretten offiziell als Droge bezeichnet. Mittlerweile hat sich der Begriff der Volks- oder Unterschichtendroge für Tabakwaren etabliert, auch wenn Werbeslogans wie „Ich rauche gern“ immer noch darauf abzielen, Zigaretten als Genussmittel zu vermarkten.

Tatsächlich hat Tabak beide Eigenschaften. Das lässt sich auch anhand der Wirkmechanismen von Nikotin erklären. Das Nervengift wirkt je nach Dosierung unterschiedlich (bivalent). Niedrig dosiert ist es anregend und aufputschend, höher dosiert entspannt und beruhigt es den Konsumenten. Daraus resultiert das, was gemeinhin als psychische Abhängigkeit definiert wird.

Die körperliche Abhängigkeit, die mittlerweile von Forschern nachgewiesen wurde, resultiert dagegen nicht einzig aus dem Wirkstoff Nikotin. Reines Nikotin, so zeigen Studien, stimuliert kein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko. Zigarettenkonsum hingegen schon. Daraus schließen die Forscher, dass körperliche Abhängigkeit von Tabak andere Ursachen haben muss, als nur das Grundtoxin Nikotin.

Gefährliche Zusatzstoffe

Beim Verbrennen von Tabak wird das Nikotin herausgelöst und vom Raucher aufgenommen. Gleichzeitig inhaliert er dabei aber auch andere Zusatzstoffe wie Benzole, Ammoniak, Aceton und Arsen. Insgesamt enthält eine Zigarette zwischen 3.000 und 5.000 chemische Substanzen. Viele davon wurden als Krankmacher identifiziert, ihre karzinogene Wirkung nachgewiesen, einige gelten als wahrscheinlich gesundheitsschädlich – und wieviel Anteil die Kombination der Verbindungen daran hat, ist noch nicht ausreichend geklärt.

Auch wenn Raucher sich nicht süchtig fühlen, ihre Gehirne sprechen eine andere Sprache. „Ähnlich wie beim Missbrauch anderer Substanzen, kann Nikotinabhängigkeit mit einer verringerten Verfügbarkeit von Dopaminrezeptoren in Verbindung gebracht werden“, befand ein Mainzer Forscherteam. Sinkt das Dopaminlevel, steigt der Drang nach einer Zigarette.

Anders allerdings, als bei der Heroin-, Alkohol- oder Kokainsucht, stabilisiert sich der Dopaminhaushalt bei Rauchern schon innerhalb kürzester Zeit wieder. Wäre das nicht der Fall, könnten Raucher, genauso wie Schwerabhängige, keine Nacht durchschlafen. Das Gehirn würde Impulse senden, die den Raucher wecken, damit er seine Sucht befriedigt. Zwar sind die biochemischen Reaktionen bei einer Nikotinabhängigkeit die gleichen wie bei einer Heroinabhängigkeit, ihre Ausprägungen sind aber sehr viel schwächer.

Die Süchtigmacher

Eine Rauchentwöhnung mittels Nikotinersatzprodukten versorgt den Körper mit Nikotin. Das stützt die Forschungsergebnisse, wonach reines Nikotin nicht zwangsläufig süchtig macht. Für die Entwicklung einer Sucht sind am Ende die vielen Zusatzstoffe und deren Zusammenspiel verantwortlich.

Braucht Tabak überhaupt Zusatzstoffe?
Ja und Nein. Manche Zusatzstoffe machen die Tabakprodukte länger haltbar. Glycerin und Propylenglycol zum Beispiel. Andere, wie Zucker, Kakao und Ammoniak, machen den Rauch weicher, damit es beim Inhalieren des Rauchs nicht im Hals kratzt. Somit wird das Rauchen als etwas Angenehmes wahrgenommen. Dann sind da noch Zusatzstoffe, die dafür sorgen, dass die Zigarette besser und gleichmäßiger abbrennt.

Wenn der zugesetzte Zucker beim Rauchen durch die Hitze aufgespalten wird, entsteht Acetaldehyd. Dieses Acetaldehyd wiederum hindert den Körper daran, sogenannte Wohlfühlhormone normal schnell abzubauen. Zu den bekanntesten Wohlfühlhormonen zählen Dopamin, Adrenalin und Serotonin.

Sie stimulieren das Belohnungszentrum im Gehirn. Bei Rauchern hält die Befeuerung durch diese Hormone also länger an. Und weil unser Gehirn gerne belohnt wird und glücklich ist, greift der Raucher immer wieder zur Zigarette. Genau dieser Effekt lässt ihn auch in Stresssituationen mehr rauchen.

Die wichtigsten Zusatzstoffe im Überblick

StoffKennzeichnung (GHS)
AcetaldehydF+, Xi, Xn
AcetonF, Xi
AcroleinC, F, N, T+, möglicherweise karzinogen
AmmoniakC, N, T
AnilinN, T, möglicherweise karzinogen
ArsenN, T
BenzopyrenN, T, Xi, Xn, karzinogen
BenzolF, T Xi, Xn, karzinogen
BlausäureF+, N, T+
BleiN, T, Xi, Xn, möglicherweise karzinogen
CadmiumchloridN, T+, Xn, möglicherweise karzinogen
FormaldehydC, T, Xn, möglicherweise karzinogen
HydrazinC, F, N, T, Xn
KohlenwasserstoffeXi
MethanolF, T, Xn
MethylisocyanatC, F, T+, Xn
NaphthalinF, N, Xi, Xn
NickelT, Xi, karzinogen
NikotinN, T+
NitrobenzolN, T, Xn
NitromethanF, Xi, Xn
Nitrosaminekarzinogen
PhenoleC, T, Xn
PyridinF, Xi, Xn
QuecksilberT+, N, Xn
SchwefelsäureC
Teerkarzinogen
ToluolF, Xi, Xn
VinylchloridT, F+, Xn, karzinogen
VinylethylenF+, T, Xn
ZinkF, N, T
ZinkoxidN, karzinogen
* Legende gemäß internationaler GHS: C = ätzend; F = leichtentzündlich; F+ = hochentzündlich; N = umweltgefährlich; Xi = reizend; Xn = gesundheitsschädlich; T = giftig; T+ = sehr giftig

Mit wie vielen Zusatzstoffen Zigaretten „gestreckt“ werden und wie sie jeweils zusammengesetzt sind, variiert je nach Marke, Hersteller und Stärke. Eine Mentholzigarette erweitert die Lungenkapillaren um ein Vielfaches mehr, als normale Zigaretten. Dadurch kann der Chemiecocktail sehr viel tiefer eingeatmet werden und gelangt schneller in den Blutkreislauf.

Hinzu kommt, dass viele Wirkstoffe selbst eine Zusammensetzung anderer chemischer Elemente sind. So sind Benzol, Benzypren, Kohlenwasserstoff und Toluol Elemente des Teers in Zigaretten. Beim Rauchen zerfallen diese in weitere Unterelemente. In Tabakrauch konnten sogar Reste von Plutonium und Polonium, beides radioaktive Elemente, nachgewiesen werden.

Die Vorteile des Nichtrauchens

Dass Nichtrauchen Vorteile birgt, ist ein offenes Geheimnis. Diese Vorteile zeigen sich in vielen Bereichen des Alltags. Geld, das man an Zigaretten und Tabak spart, kann für andere Dinge genutzt werden. Wer pro Tag eine Schachtel Zigaretten raucht, gibt im Jahr gut und gerne 2.000 Euro aus.

Das eigene Selbstwertgefühl steigt, weil man sich von der Zigarette – im wahrsten Sinne des Wortes – unabhängig gemacht hat. Irische Forscher fanden sogar heraus, dass ehemalige Raucher einen sehr viel stärkeren Willen haben, als Menschen, die noch nie geraucht hatten.

Von den alltäglichen Faktoren abgesehen, fühlt man sich auch wacher und fitter, wenn man dem Glimmstängel entsagt. Die Geschmacksknospen werden wieder sensibler. Das Krankheitsrisiko sinkt.

Gesundheitliche Auswirkungen des Nichtrauchens

Die ersten positiven Effekte machen sich bereits binnen kürzester Zeit nach der letzten Zigarette bemerkbar. Puls, Blutdruck und Kreislauf verbessern sich. Laut Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums haben sich außerdem die Bronchien innerhalb von drei Tagen schon wieder erholt. Innerhalb von neun Monaten hustet man weniger und Atemwegserkrankungen verbessern sich. Etwa zwei Jahre benötigt der Körper, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wieder zu normalisieren. Auch das Krebsrisiko sinkt in dieser Zeit merklich.

Abgesehen von der körperlichen Gesundheit steigt auch das persönliche Wohlbefinden rasch an. Nach wenigen Tagen sind die Geruchs- und Geschmackssensoren wieder sensibler. Die Verfärbungen an Fingern und Zähnen gehen zurück, dafür nimmt die Belastbarkeit spürbar zu. Die Nikotin- und Kohlenmonoxidreste werden abgebaut und das Blut mit mehr Sauerstoff versorgt. Dadurch fühlt man sich schnell fitter und hat mehr Energie.

ZeitraumOrganische Auswirkungen
20-30 MinutenPuls und Körpertemperatur normalisieren sich. Die Blutgefäße weiten sich und die Durchblutung wird besser.
12 StundenDer Kohlenmonoxidlevel sinkt, wodurch die Organe besser mit Sauerstoff versorgt werden.
2 TageGeruchs- und Geschmackssinn verbessert sich.
3 TageDie Bronchien erholen sich, die Atemwege funktionieren wieder besser. Das Abhusten wird leichter.
1 WocheDer Blutdruck ist wieder im Normalbereich.
ca. 3 MonateAtemwegsinfektionen heilen langsam ab. Die Lungenkapazität erhöht sich merklich.
ca. 6 MonateDie Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls ist um die Hälfte gesunken.
2 JahreDas Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist das gleiche wie bei Nichtrauchern. Die Krebsgefahr ist deutlich niedriger, als bei Rauchern.
10-15 JahreDas Krebsrisiko ist um 50% geringer, als bei Rauchern.

Aufhören zu rauchen

Manch einer schafft es im Alleingang, andere benötigen die Unterstützung von Apotheken, Selbsthilfegruppen oder Freunden und Familie. Das Aufhören fällt nicht jedem leicht, aber auch nicht jedem schwer. Es gibt starke Raucher, die vergleichsweise wenig Probleme haben. Andere, die vielleicht auch erst seit kurzer Zeit rauchen, werden von der vollen Wucht des Entzuges erfasst. Deshalb gibt es auch kein allgemeingültiges Rezept zum Aufhören. Dafür aber eine Vielzahl von Methoden.

Akupunktur, Hypnose und Anti-Rauch-Spritze
Für einige Raucher funktioniert die Hypnoseentwöhnung gut. Bei einer Hypnose wird der Informationsaustausch zwischen verschiedenen Nervenverbänden im Frontalhirn unterbrochen. Durch gezielte Suggestionen kann der Therapeut die Nervenzellen veranlassen, neue Informationen aufzunehmen und später auszutauschen. Oft ist aber mehr als eine Hypnosesitzung nötig. Seriöse Hypnosetherapeuten sprechen von einer Erfolgschance von knapp unter 50%.

In ihrer medizinischen Wirksamkeit belegt ist diese Art der Rauchentwöhnung kaum. Auch lassen sich grundsätzlich dominantere Menschen nicht so einfach hypnotisieren. Wer dagegen nicht ganz so willensstark ist, gibt den Entzugserscheinungen vielleicht schneller nach, als andere. Außerdem tummeln sich eine ganze Menge Scharlatane in diesem Bereich. Das macht es für Aufhörwillige schwer, einen guten Hypnotiseur zu finden, der Ihnen hilft, dauerhaft mit dem Rauchen aufzuhören.

Während eine Hypnose bei Verhaltensmustern ansetzt und diese umpolen möchte, widmet sich die Akupunktur vor allem der körperlichen Abhängigkeit. Akupunktur wird in der Medizin auch bei körperlichen Beschwerden mittlerweile bis zu einem gewissen Grad erfolgreich eingesetzt. Heuschnupfen, Menstruationsbeschwerden und Rückenleiden können dadurch verbessert werden. Dafür sorgen körpereigene Hormone, deren Ausschüttung durch die Nadeln stimuliert wird.

Nachgewiesen ist die erhöhte Produktion von Serotonin und Endorphin. Beides Hormone, die auch vom Nikotin getriggert werden. Bei der Rauchentwöhnung durch Akupunktur werden die Nadeln an den Suchtpunkten am Ohr angesetzt. Laut Akupunkteuren soll bereits nach zwei Sitzungen das Rauchverlangen so gut wie erloschen sein. Solche Aussagen sind aber mit Vorsicht zu genießen. Denn repräsentative Statistiken über eine erfolgreiche Rauchentwöhnung durch Akupunktur gibt es bislang keine.

Auch die Anti-Rauch-Spritze setzt vor allem bei der physischen Abhängigkeit an. Wenngleich auch Seminare angeboten werden, die die Anti-Rauch-Spritze mit Hypnose und verhaltenstherapeutischen Sitzungen kombinieren. Vorsicht ist hier deshalb geboten, weil solche Seminare in der Regel nicht länger als einen Tag dauern. Offizielle Zahlen zur Wirksamkeit der Spritze stehen aus. Die Therapeuten werben mit um die 80% Erfolgschance.

Der Wirkstoff der Anti-Rauch-Spritze wurde nach dem System der Mesotherapie entwickelt und kombiniert Elemente aus Akupunktur, Homöopathie und Neuraltherapie. Klinisch bewiesen ist die tatsächliche Wirksamkeit des Serums nicht, weshalb auch nicht alle Krankenkassen die Behandlung bezuschussen. Da sich alle drei dieser Behandlungsmethoden ausschließlich mit einem Aspekt der Nikotinabhängigkeit beschäftigen, wird ihnen von Kritikern oft auch ein Placeboeffekt zugesprochen.

Bücher, DVDs, Webinare und Co.
Der berühmteste Nichtraucherautor dürfte eindeutig Allen Carr sein. Anhänger schwören auf sein Buch und die dazugehörigen Seminare. Seine Idee: Während des Seminars oder der Buchlektüre weiter rauchen, die letzte Zigarette zelebrieren und der Raucher hört danach ganz wie von selbst auf zu rauchen. Im Grunde sind seine Ansätze ähnlich einer Hypnose. Der Autor suggeriert dem Raucher auf knapp 300 Seiten, dass ihm ohne Zigarette nichts fehlt.

Verlässliche Zahlen über die Erfolgsquote gibt es für eine buchunterstützte Rauchentwöhnung nicht. Bei dieser Art der Entwöhnungstherapie ist vor allem die Entschlussfreude und Willenskraft des Aufhörwilligen entscheidend. Egal, ob bei der „positiven Gehirnwäsche“, wie Carr seine Strategie nannte, oder bei „Klopftechniken der Energetischen Psychologie“, die andere Autoren empfehlen. Immer wieder berichten Leser, dass sie trotz den Büchern weiter rauchen.

Hörbücher, CDs und DVDs schlagen in eine ähnliche Kerbe. Die Ansätze sind vielfach aus gängigen psychotherapeutischen Methoden entnommen. Oft war der Autor oder Sprecher selbst jahrelanger Raucher und bietet somit ein ideales Vorbild. Rauchentwöhnung über Medien wie Webinare, Bücher und DVDs zielen vor allem auf die Manipulationsmöglichkeit des Gehirns ab. Denn das Gehirn lässt sich überlisten. Ein sehr beliebtes DVD-Seminar, durch das bereits viele Süchtige mit dem Rauchen aufhören konnten, ist z.B. Nichtraucher in 5 Stunden (2 DVDs) von Dr. med. Stefan Frädrich.

Anders als bei Seminaren fällt bei DVDs und Hörbüchern aber oft ein entscheidender Faktor weg: Das Zusammengehörigkeitsgefühl. Bei einem Seminar ist man unter Gleichgesinnten und hat so die mentale Unterstützung von Leidensgenossen. Der Druck, es dem Gegenüber beweisen zu „müssen“, befeuert die Überzeugung, mit dem Rauchen aufzuhören zusätzlich. Wer mit Hörbüchern, DVDs und CDs allein Zuhause die Rauchentwöhnung startet, braucht folglich einen stärkeren Willen, als Seminarteilnehmer.

E-Zigaretten, „Ausschleichen lassen“ und kalter Entzug
Einige Exraucher schwören auf die modernen E-Zigaretten. In der Anschaffung zunächst etwas teurer, dafür aber langfristig günstiger als Tabakwaren, befriedigen sie das körperliche Verlangen und die Nikotindosis kann peu à peu reduziert werden. Am Ende bleibt der Habitus. Allerdings sind die Langzeitwirkungen der E-Zigaretten noch nicht ausreichend erforscht, um diese Methode empfehlen zu können. Studien widersprechen sich teils gravierend. Außerdem fehlt vielen starken Rauchern bei E-Zigaretten zunächst der Nikotinflash.

Durch die gleichmäßige Verdunstung nikotinhaltiger Liquids bleibt die Rauchstärke nämlich konstant. Der Rauch ist ohne Tabakverbrennung außerdem weicher und leichter. Nicht jedem Raucher fällt der Umstieg leicht. Erfahrungsberichte zeigen aber auf, dass sich die Geschmacks- und Geruchssinne auch beim Umstieg auf E-Zigaretten sehr schnell verbessern. Das gleiche gilt für die Lungen. Weil der Teer der Tabakzigaretten die Flimmerhärchen nicht mehr verklebt, nimmt die Lungenkapazität in wenigen Tagen merklich zu.

Die Idee hinter der Rauchentwöhnung mittels E-Zigaretten ist die kontrollierte Reduktion der Nikotinzufuhr. Also eine langsame Entwöhnung des Körpers vom Nikotin. Manche Exraucher haben diese Methode auch mit normalen Zigaretten angewendet. Diese Art des Aufhörens erfordert sehr viel Willenskraft. Den täglichen Konsum im Blick, ihn kontrollieren und Stück für Stück weiter einschränken. Die Rückfallgefahr bei dieser Methode ist frappierend hoch.

Mittlerweile gibt es Smartphone-Apps wie „OneLess“, die den zukünftigen Nichtraucher unterstützen sollen. Die schrittweise Nikotinreduktion wird von der App kontrolliert. Sie zählt die gerauchten Zigaretten und berechnet, wie viel Geld der Raucher pro Tag verraucht. Andere Apps sind als Begleittool für Onlinekurse oder Bücher auf dem Markt.

Die Grundfunktion solcher Apps ist vor allem, die Motivation zu unterstützen, indem sie das Belohnungssystem der User stimulieren. Das machen sie durch das Vorrechnen des gesparten Geldes, durch motivierende Sprüche und Anzeigen der positiven Effekte auf die Gesundheit. Außerdem helfen einige auch darüber hinaus, indem sie dem Exraucher anzeigen, wie lange er nach erfolgreicher Entwöhnung bereits rauchfrei ist.

Die erfolgreichste Entwöhnungsart, die Exraucher oft auch ohne Rückfall im Alleingang anwenden, ist die des sogenannten kalten Entzuges. Die noch brennende Zigarette wird gelöscht und die restliche Schachtel, Aschenbecher und Feuerzeuge werden entsorgt. Für diese Methode braucht es ebenfalls einen starken Willen und oft geht er bei mangelnder Überzeugung mit schweren psychischen und körperlichen Entzugserscheinungen einher. Raucher, die so von der Zigarette gelassen haben, werden aber auffällig häufig nicht mehr rückfällig.

Nikotinersatzpräparate
Nicht jeder Raucher hat die Kraft, selbstständig vom Tabak zu lassen. Die Klassiker unter den Nichtraucher-Helferlein sind Nikotinpflaster und Nikotinkaugummis. Letztere schrecken viele aber wegen ihres Geschmacks ab. Mittlerweile wurde die Palette der Nikotinersatzprodukte um Lutschpastillen, Inhalations- und Nasensprays erweitert. Ökotest hatte erst im vergangenen Jahr zehn dieser unterschiedlichen Präparate getestet und fünf davon mit „Sehr gut“ bewertet.

Alle Produkte funktionieren und wirken über die Abgabe von reinem Nikotin an den Körper. Reines Nikotin führt nicht in die Abhängigkeit, daher machen die Nikotinersatzpräparate nachweislich nicht süchtig. Die Wirksamkeit solcher Ersatzprodukte dient vor allem der Vorbeugung körperlicher Entzugserscheinungen.

Nikotinersatzprodukte entwöhnen den Körper schleichend vom Nikotin, indem der Exraucher immer niedriger dosierte Präparate anwendet. Das reine Nikotin wird bei Pflastern, Sprays und Kaugummis über die Haut bzw. Schleimhaut aufgenommen. Es dauert hierbei deutlich länger als beim Rauchen von Zigaretten, bis das Nikotin es im Gehirn ankommt. Dieser Umstand kann das Durchhalten für Raucher in der ersten Zeit sehr schwer machen.

Außerdem fehlt, ähnlich wie bei der E-Zigarette, der sogenannte Flash und oft kommt auch die fehlende Handbewegung dazu. Einige Raucher berichten von einem Gefühl, als lege man einen Ring nach jahrelangem Tragen ab. Ohne Zigarette fehlt vielen Rauchern etwas zwischen den Fingern. Gegen diesen Habitus kann kein Rauchstoppmittel der Welt etwas ausrichten, das muss der Aufhörwillige ein paar Wochen aushalten.

Denn in einer Sache sind sich Exraucher und Mediziner einig: Der Wille muss vorhanden sein. Wer halbherzig an die Nikotinentwöhnung ran geht oder es für andere tut, wird weniger wahrscheinlich Nichtraucher werden und vor allem bleiben.

Entzugserscheinungen

Nicht jeder Raucher ist gleich und nicht jede Art aufzuhören, ist für jeden richtig. Und so kann auch nicht gesagt werden, dass Rauchentwöhnung automatisch mit Entzugserscheinungen einhergeht. Es ist möglich dass der Zuckerspiegel sinkt und dies Nervosität oder Heißhunger auslöst. Ausgewogene Ernährung ist anschließend umso wichtiger, denn der bekannte Nebeneffekt des Zunehmens kommt nicht von ungefähr.

Oft kommt es in den ersten Tagen zu Gereiztheit und einer niedrigeren Toleranzschwelle. Meist in den Situationen, in denen das Nikotin sonst Erleichterung verschafft hat. Das sind mit die kritischsten Momente, da die Rückfallwahrscheinlichkeit bei schlechter Laune erheblich steigt. Ablenkung ist hier enorm wichtig.

Immer wieder hört man auch davon, dass Menschen die das Rauchen aufgeben, in der ersten Zeit der Entwöhnung extrem müde sind. Auch dies ist ein Nebeneffekt des gesunkenen Blutzuckers und Dopaminspiegels. Beides muss sich erst wieder einpendeln. Die gute Nachricht ist aber, dass die körperlichen Entzugserscheinungen bei den meisten Neu-Nichtrauchern nach nur wenigen Tagen bereits überstanden sind.

Schwieriger sind die psychischen Entzugserscheinungen in den Griff zu bekommen. Besonders in Stresssituationen neigen Exraucher dazu, die frühere Zigarette gegen andere Dopaminbomben wie Süßigkeiten auszutauschen. Oder sie werden direkt rückfällig. Für einen rauchfreien Umgang mit klassischen „Zigarettensituationen“ gibt es zwei gegensätzliche Ansätze. Es gibt Exraucher, die vermeiden zunächst jede Situation in der geraucht wird oder welche, bei denen sie früher selbst geraucht haben. So gehen sie zum Beispiel weniger aus, trinken weniger Kaffee oder Alkohol. Andere machen es genau umgekehrt, um ihre Standhaftigkeit vor sich und anderen zu beweisen. Welche Taktik geeigneter ist, muss jeder individuell wissen.

Sie möchten auch mit dem Rauchen aufhören? Versuchen Sie es zunächst mit einer DVD, z.B. dem beliebten Seminar Nichtraucher in 5 Stunden (2 DVDs) von Dr. med. Stefan Frädrich, hier halten sich die Kosten in Grenzen und die DVD eignet sich auch hervorragend als Geschenk – viele Kunden sind begeistert. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

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