Graue Haare in jungen Jahren
© nuzza11 - Fotolia.com
Beauty

Graue Haare schon mit 20 oder 30 Jahren möglich?

Gerade mal Mitte 20 und schon sind die ersten grauen Haare zu sehen – das ist zwar selten, kommt aber vor. Über die möglichen Gründe informieren wir hier.

Graue Haare gelten gemeinhin als Zeichen des Alterns. Daher gehen die meisten 20- oder 30-Jährigen nicht davon aus, dass sie im großen Stil von grauen Haaren betroffen sein werden. Das kann jedoch durchaus passieren. Denn abhängig von den eigenen genetischen Anlagen sowie dann, wenn Menschen in so jungen Jahren von bestimmten Erkrankungen betroffen sind, kann sich ihr Haar auch schon im Alter von nur 20 oder 30 Jahren komplett grau färben. Wer verstehen will, warum sich die eigenen Haare schon während der vermeintlichen Blüte des Lebens grau färben können, der sollte die Ursachen für das Ergrauen kennen.

Warum färben sich Haare grau?

Graue Haare sind bei Menschen jenseits der 50 mit einer großen Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Schließlich definiert die Schulmedizin das Ergrauen als eines der typischen Symptome des Alterns. Doch was genau führt mit fortschreitendem Alter dazu, dass immer mehr Haare grau werden? Dies ist auf die Melanin-Produktion des Körpers zurückzuführen. Denn sie nimmt im Laufe der Jahre ab. Zu wenig Melanin sorgt dafür, dass die Haare ihre Farbe verlieren und entsprechend grau erscheinen. Allerdings kann nicht nur ein zunehmendes Lebensalter den Mangel an Melanin bedingen. Vielmehr gibt es auch eine Reihe von Erkrankungen, die mit einem Melanin-Mangel einhergehen. Genauso gibt es Medikamente, die die Melanin-Produktion des Körpers in Mitleidenschaft ziehen und graue Haare daher ebenfalls wahrscheinlicher machen.

Das größte Problem besteht dabei für viele Menschen darin, dass sich das Ergrauen ihrer Haare nicht umkehren oder aufhalten lässt. Wenn die Haare erst einmal ergraut sind, dann gibt es nur noch mittels Haarfärbemitteln ein Zurück. Diese Mittel schädigen das Haar jedoch auf Dauer, da sie es austrocknen. Wer seine Haare ständig färbt, damit auch nicht nur ein graues Haar durchschimmert, der muss dementsprechend mit einer Verschlechterung der eigenen Haarstruktur rechnen.

Wieso führt Melaninmangel zu grauen Haaren?

Wer den Prozess des Ergrauens näher verstehen will, sollte wissen, dass die Haare aus mehreren Schichten bestehen. Es handelt sich dabei um sogenannte verhornte Zellen. Jede Haarwurzel verfügt über Blutgefäße und Talgdrüsen. Auch die Zellen, die für die Bildung der Haarpigmente, sprich für die Haarfarbe verantwortlich sind, sind im Bereich der Haarwurzel angesiedelt. Diese Zellen werden in der Fachsprache auch als Melanozyten bezeichnet. Sie sind für die Produktion von Melanin verantwortlich. Bei Melanin handelt es sich wiederum um ein Pigment, welches sich in den Hornschichten der Haare einlagert. So erhält das Haar seine Farbe. Wird das Pigment nun nicht mehr produziert, so kann sich das Haar entsprechend nicht braun, blond, rot oder schwarz färben.

Dabei besteht das Problem darin, dass die Melanozyten mit zunehmendem Alter immer weniger aktiv sind. Irgendwann sterben diese Zellen komplett ab. Wenn dieser Prozess erst einmal seinen Lauf genommen hat, besteht keine weitere Chance, dass die Haare sich noch anders als weiß färben können. Doch wie kommt die graue Farbe zustande? Dies ist darauf zurückzuführen, dass Luftbläschen nun an die Stelle des Melanins in den Haaren rücken. Dies erklärt nicht nur die weiße Färbung, sondern auch die veränderte Textur von grauen Haaren. Technisch gesehen sollte man daher nicht von grauem Haar sprechen. Schließlich lässt das fehlende Melanin die Haare weiß erscheinen. Ein Eindruck von grauem Haar entsteht nur deshalb, da der Kontrast von den weißen und dunklen Haaren die eigentlich weißen Haare grau schimmern lässt.

Graue Haare in jungen Jahren

Dass die Produktion von Melanin im Laufe des Lebens eines Menschen signifikant nachlässt, ist ganz einfach Fakt. Ab wann dieser Prozess einsetzt, ist jedoch von den Erbanlagen abhängig. Daher kann es durchaus passieren, dass manch ein Mensch schon mit 20 nach und nach ergraut, während das bei einer anderen Person mit „besseren“ Erbanlagen erst ab 50 der Fall ist. In der Fachsprache der Mediziner wird das Grauwerden der Haare vor dem 20. Geburtstag als Canities praecox bezeichnet. Das heißt nicht anderes, als dass die Haare der Patienten vorzeitig ergraut sind. Bei Menschen im Alter von 30 ist hingegen nicht mehr von einem vorzeitigen Ergrauen die Rede.

Dabei zeigt sich bei den meisten Menschen ein ähnliches Muster: Oftmals sind es die Haare im Bereich des Scheitels bei Frauen, oder bei den Schläfen bei Männern und Frauen, die zuerst grau werden. Bei einigen Männern ist es hingegen so, dass ihr Bart zuerst betroffen ist. Im Übrigen ist an dieser Stelle festzuhalten, dass selbst Geschwister nicht immer im gleichen Lebensalter ergrauen, da ihre Erbanlagen entsprechend unterschiedlich ausfallen können.

Krankheiten als Grund für graue Haare

Wenn graue Haare im Alter von 20, 30 sowie im späteren Leben die Konsequenz einer Erkrankung sind, dann ist von Canities symptomatica die Rede. Das Ergrauen ist also ein Symptom der jeweiligen Krankheit. Wie ein Blick auf die nachfolgende Liste verrät, gibt es eine Reihe von Krankheitsbildern, die ein vorzeitiges Ergrauen der Haare zum großen Leid der Betroffenen nach sich ziehen können:

  • Verschiedene Krebserkrankungen
  • Blutarmut, die auf einen Mangel an Vitamin B12 zurückzuführen ist
  • Hormonelle Störungen von einem gewichtigen Ausmaß
  • Diverse akute Infektionen mit hohem Fieber
  • Mineralstoffmangel
  • Schwerer Vitaminmangel

Wenn das frühzeitige Ergrauen der Haare auf die eigenen Erbanlagen oder auf eine Krankheit zurückzuführen ist, ist diese Veränderung meist von Dauer. Es besteht aber auch die Möglichkeit eines vorübergehenden Ergrauens. Dieses Phänomen tritt in Zusammenhang mit der Einnahme bestimmter Medikamente auf. Es ist vor allem dann der Fall, wenn ein Wirkstoff namens Hydroxychloroquin enthalten ist. Dieser Wirkstoff ist unter anderem in Medikamenten für diverse Autoimmunerkrankungen und Malaria enthalten.

Wer graue Haare im Zusammenhang mit der Einnahme eines solchen Präparats auf dem eigenen Schopf entdeckt, muss sich keine allzu großen Sorgen machen. Wenn das Medikament nicht mehr eingenommen wird, dann gibt sich das Problem meist von alleine. Die Haare wachsen dann nicht mehr grau / weiß nach. Haare, die bereits weißlich schimmern, können die Betroffenen allerdings nur abschneiden, ausreißen oder überfärben, wenn sie nicht möchten, dass die Spuren der Medikamenteneinnahme auch weiterhin für jeden sichtbar sind. Da graue Haare auch auf einen Nährstoffmangel zurückzuführen sein können, ist eine gesunde Ernährung eine der wenigen Möglichkeiten, um grauen Haaren vorzubeugen. Gegen das erbliche bedingte Ergrauen kommt aber auch eine gesunde Ernährungsweise nicht an.

Ist es möglich, über Nacht zu ergrauen?

Gerade für einen jungen Menschen würde das plötzliche Ergrauen der Haarpracht über Nacht wohl einen herben Schicksalsschlag darstellen. Doch was ist an diesem Mythos überhaupt dran? Gibt es das Phänomen des Übergrauens von jetzt auf gleich wirklich oder ist dies wissenschaftlich gar nicht möglich?

Wer weiß, wie das Haar seine Farbe erhält, nämlich durch die Melanin-Pigmente, die sich im Haar einlagern, der weiß auch, dass diese Pigmente nicht von jetzt auf gleich verschwinden können. Genau das müsste jedoch passieren, damit das bestehende Haar nicht nur im Bereich der Wurzel, sondern auch in den Spitzen weiß/ grau werden könnte. Allerdings gibt es zumindest einen Ansatz, der das Ergrauen in emotional stark herausfordernden Situationen oder bei viel Stress eventuell erklären kann. Denn wenn der Organismus viel Stress ausgesetzt ist, dann bilden sich freie Radikale. Diese sogenannten freien Radikale sind nicht gut für den Organismus. Sie können schließlich zu vorzeitigen Alterungsprozessen beitragen. Konkret besteht der Verdacht, dass die freien Radikale die Zellen, die für die Bildung der farbigen Haarpigmente zuständig sind, schädigen könnten. Wenn diese Zellen erst einmal nicht mehr funktionieren, dann werden die Haare also weiß, weil die Produktion von Melanin stark nachgelassen oder ganz ausgesetzt hat. Da die folgenden Faktoren die Bildung von freien Radikalen begünstigen, stehen sie im Verdacht zu einer verfrühten Ergrauung beizutragen:

  • Rauchen
  • UV-Licht
  • diverse Kosmetik
  • verschiedene Chemikalien

Dass Menschen, die häufig gestresst sind und viele Sorgen und Kummer in ihrem Leben haben, deswegen schon in früheren Jahren mit grauen Haaren rechnen müssen, wurde wissenschaftlich bisher allerdings nicht ausreichend belegt. Nichts desto trotz ist das plötzliche Ergrauen von einem Tag auf den anderen kein Phänomen, welches gänzlich ausgeschlossen werden kann, wenngleich es extrem selten ist. Menschen, die an kreisrundem Haarausfall, der in der Fachsprache auch Alopecia areata heißt, leiden, können betroffen sein. Dies lässt sich vergleichsweise einfach erklären.

Denn wenn die Patienten bereits zum Teil ergraut sind, ist es mitunter so, dass die Haare, die noch über Melanin verfügen und entsprechend braun, schwarz, rot oder blond pigmentiert sind, eher ausfallen. Dies hat damit zu tun, dass die Haare, die sich bereits weiß gefärbt haben, in Bezug auf einen möglichen Haarausfall beständiger sind. Zunächst fallen also die regulär gefärbten Haare und dann erst das graue Haar aus. Wenn der Haarausfall nun sehr rasant voranschreitet, kann es durchaus so scheinen, als ob die betroffenen Personen quasi über Nacht ergraut wären. Dies stimmt jedoch nicht. Denn die weißen Haare waren auch schon vorher da. Sie fallen nun jedoch mehr auf, da die pigmentierten Haare zuerst ausgefallen sind.

Was tun bei grauem Haar mit 20 oder 30?

Vereinzelte graue Haare mit 20 oder 30 fallen meist nicht sonderlich ins Gewicht. Wer plötzlich extrem viele graue Haare auf seinem Kopf entdeckt (und das schon in jungen Jahren), der sollte sich über die möglichen Ursachen allerdings Gedanken machen. Manche Menschen wissen bereits, dass die Chancen, dass sie frühzeitig ergrauen könnten, bei ihnen sehr hoch sind. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn die Eltern bereits mit 20 oder 30 grau geworden sind.

Wenn es jedoch keine derartige Familiengeschichte gibt, dann sind extrem viele graue Haare ab 20 und vor allem in einem Alter von unter 20 sehr ungewöhnlich. Da sich eine Reihe von ernsthaften Erkrankungen hinter den grauen Haaren verstecken kann, sollten die Betroffenen mit dem Gang zum Arzt lieber nicht zu lange warten. Nur ein Mediziner kann schließlich ausschließen, dass die grauen Haare auf ein schwerwiegendes Problem hinweisen.

Sobald ein fachkundiger Arzt festgestellt hat, dass das graue Haar nicht auf eine ernstzunehmende Krankheit hinweist, müssen die Betroffenen überlegen, wie sie mit ihren grauen Haaren umgehen wollen. Inzwischen sind graue Haare sogar zur Modeerscheinung geworden und immer mehr junge Frauen färben sich die Haare bewusst grau. Dies macht den Betroffenen häufig Mut, dass sie mit einem guten Gewissen zu ihrem grauen Schopf stehen können. Außerdem besteht die Möglichkeit mit einer Ansatzfärbung, dem dauerhaften Färben aller Haare, einer zeitweisen Tönung oder Strähnchen über die grauen Haare hinwegzutäuschen.

Nur wenn erst ein paar wenige Haare ergraut sind, macht es Sinn, diese abzuschneiden oder auszureißen. Sobald die grauen Haare sich immer weiter ausbreiten, stellt dies jedoch keine praktikable Lösung mehr dar. Welche Methode des Colorierens sich im Einzelfall anbietet, hängt vor allem von der Ausgangshaarfarbe und davon, ob die Coloration von Dauer sein soll, ab. Wer zu seinen grauen Haaren stehen möchte, sollte diese möglichst gut pflegen und auf Pflegeprodukte speziell für graues Haar setzen. Vor allem deshalb, da graue Haare eigentlich weiß sind, ist die richtige Pflege ein Muss. Sonst können die verschiedensten Umwelteinflüsse leider dafür sorgen, dass graues Haar schnell einen unschönen Gelbstich annimmt, was sehr ungepflegt und wenig attraktiv wirkt. Noch dazu wirkt graues Haar, was gesund glänzt, deutlich ästhetischer.

Beitragsbild: © nuzza11 – Fotolia.com