Borkenflechte betrifft vorwiegend Kleinkinder und ist sehr ansteckend. In seltenen Fällen können Komplikationen auftreten, die unbehandelt zum Tod führen können.
Besonders in den Wintermonaten, wenn die Haut trocken und rissig ist, haben Bakterien leichtes Spiel. Erscheinen im Gesicht oder an den Händen mit Flüssigkeit gefüllte Blasen, handelt es sich vermutlich um Borkenflechte. Die hochansteckende Infektion ist die häufigste Hautkrankheit bei Kindern. Eine frühzeitige Behandlung ist notwendig, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Wir erklären Ihnen, wie Sie die Erkrankung erkennen können, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was bei einer Ansteckung zu beachten ist.
Was ist unter Borkenflechte zu verstehen?
Die Borken- oder Grindflechte ist eine bakterielle Hauterkrankung. Vorwiegend sind Kleinkinder davon betroffen. Die Symptome können sich im Gesicht, an Armen und Beinen und auf der behaarten Kopfhaut zeigen. Wird nicht rechtzeitig behandelt, kann die Borkenflechte auch auf die Nasenschleimhaut und den Gehörgang übergreifen.
➔ Welche Ursachen hat die Erkrankung?
Für die Infektion verantwortlich sind meist sogenannte A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes). In etwa 20 Prozent aller Fälle lässt sich die Borkenflechte auf Staphylococcus aureus zurückführen. Häufiger kommen auch Mischinfektionen mit beiden Bakterien vor. Selten sind beta-hämolysierende Streptokokken die Auslöser.
Da eine hohe Ansteckungsgefahr besteht, muss der Hautkontakt mit infizierten Personen vermieden werden. Die Erkrankung wird bereits durch Berührung der Haut übertragen. Eine Übertragung ist auch über kontaminierte Gegenstände wie Handtücher, Kleidungsstücke oder Spielzeug gegeben. Dies erklärt die hohe Erkrankungsrate in Kindereinrichtungen.
Die Erreger gelangen über den Mund- und Rachenraum in den Körper. Auch Insektenstiche oder selbst kleine Risse in der Haut bieten den Bakterien eine Eintrittspforte. Wer bereits unter Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Windpocken leidet, besitzt aufgrund der vorhandenen Abwehrschwäche ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.
➔ Welche Symptome treten bei Borkenflechte auf?
Zunächst erscheint die Haut leicht gerötet. Innerhalb relativ kurzer Zeit bilden sich mit Eiter gefüllte Blasen, die schnell aufplatzen. Daraufhin erscheint der für die Borkenflechte charakteristische gelbliche Schorf.
Die Borkenflechte wird anhand ihrer Symptome in unterschiedliche Formen unterteilt:
Form der Erkrankung | Symptome | Auftreten |
---|---|---|
kleinblasige Borkenflechte | • kleine Blasen • Hautrötungen • Blasen platzen schnell auf • gelber Schorf bleibt zurück | • Gesicht • Hals • Arme • Beine • Kopfhaut |
großblasige Borkenflechte | • Hautrötungen • schlaffe Blasenbildung • eitrige Blasen • Krustenbildung • Schuppenbildung • Juckreiz • Fieber • Schwellung der Lymphknoten | • Bauch • Achseln • Hals • Genitalien |
nicht-bullöse Borkenflechte | • Blasen nicht vorhanden oder kaum sichtbar • gelbliche Krustenbildung | • alle bei den übrigen Formen genannte Körperstellen |
➔ Wie erfolgt die Diagnose?
Die Krankheit lässt sich durch ihr typisches Erscheinungsbild meist bereits durch die Begutachtung diagnostizieren. Die Diagnose kann durch eine mikroskopische Untersuchung der Blasenflüssigkeit untermauert werden. Dabei gilt es, Ekzeme, Erkrankungen mit Hautpilzen oder entzündete Insektenstiche auszuschließen.
Wie lässt sich Borkenflechte behandeln?
Bei leichteren Verlaufsformen wird der Arzt eine antibiotische Salbe verordnen. Hat sich die Erkrankung großflächig ausgebreitet, muss man Antibiotika einnehmen. Bei Kleinkindern wird das Medikament vorwiegend in Form von Saft verabreicht.
Rechtzeitig behandelt, heilt die Erkrankung überwiegend zügig und ohne Komplikationen ab. Liegt bereits eine Hauterkrankung vor, ist der Verlauf komplizierter und die Erkrankung kann mehrere Wochen andauern.
Welche Komplikationen kann die Borkenflechte hervorrufen?
Wie bereits erwähnt, kommt es nur selten zu Komplikationen. Dennoch sind auch schwerwiegende Verlaufsformen nicht ausgeschlossen.
Die Komplikationen lassen sich in die bereits beschriebenen Verlaufsformen unterscheiden:
➔ Kleinblasige Borkenflechte
- Mittelohrentzündung
- Bindehautentzündung
- Nierenkörperchenentzündung
➔ Großblasige Borkenflechte
- Staphylogenes Lyell-Syndrom
Ein staphylogenes Lyell-Syndrom ist eine schwere Erkrankung der Haut. Dabei wird die Hautbarriere zerstört und die Hautlappen können sich großflächig ablösen.
Achtung: Wird diese Erkrankung nicht behandelt, kann sie tödlich verlaufen.
Bei beiden Formen der Borkenflechte kann es zu einer Schwellung und Entzündung der Lymphknoten und Lymphbahnen kommen.
Verlauf und Prognose
Die Erkrankung bleibt hochansteckend, bis die offenen und eitrigen Hautpartien wieder vollständig abgeheilt sind. Wird die Therapie genau eingehalten, heilt die Erkrankung innerhalb von einer bis zwei Wochen komplett aus.
Die Krusten lösen sich von der Hautoberfläche, fallen von selbst ab oder können von Hand leicht entfernt werden. In seltenen Fällen kann es zu einem Übergriff der Erreger auf tiefere Hautschichten kommen. In diesen Fällen können Nagelbettentzündungen oder Abszesse die Folge sein.
Bei der kleinblasigen Borkenflechte kann bei etwa fünf Prozent der Erkrankten die Niere entzündlich reagieren. Es kommt zu einer Poststreptokokken-Glomerulonephritits, die jedoch in der Regel ohne auffällige Symptome oder Folgen für die Gesundheit wieder ausheilt.
Was ist bei der Ansteckung mit Borkenflechte zu beachten?
Erwachsene sind nur selten betroffen. Umso schneller breitet sich die Erkrankung in Kindergärten und Schulen aus. Nicht selten kommt es an Kindereinrichtungen zu Endemien. Kinder teilen Spielzeuge und Unterrichtsmaterialien miteinander.
Meist vernachlässigt man dabei die Hygiene. Kleine Hautrisse oder Insektenstiche reichen aus, damit die Bakterien sich verbreiten können.
Die Krankheit bricht drei bis zehn Tage nach der Ansteckung aus. Durch Kratzen und Berühren werden die Erreger nicht selten auch auf Nasen und Ohren verteilt. Es kommt zu einer typischen Schmierinfektion. Ein warmes Milieu fördert das Ausbreiten der Borkenflechte.
➔ Handlungshinweise bei einer Infektion
Ist das Kind infiziert, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Durch das Kurzschneiden der Fingernägel des Kindes wird das Aufkratzen der juckenden Bläschen weitgehend verhindert und damit auch die Verbreitung des Erregers auf die übrigen Körperregionen unterbunden.
- Über Nacht kann das Tragen von leichten Baumwollhandschuhen das Aufkratzen der wunden Stellen reduzieren helfen.
- Das Kind sollte eigene Handtücher, Kämme und Bürsten verwenden.
- Kontaminierte Bettwäsche, Handtücher und Kleidung sind regelmäßig zu wechseln und bei mindestens 60 Grad in der Waschmaschine zu reinigen.
- Feuchte Umschläge können helfen, die Symptome zu reduzieren.
Achtung: Mit Borkenflechte erkrankte Kinder dürfen nicht in Kindergarten oder Schule. Dies schreibt das Infektionsschutzgesetz vor. Der Arzt muss erst die Gesundheit des Kindes bestätigen.
Wie lässt sich Borkenflechte vorbeugen?
Eine direkte Vorbeugung durch eine Impfung ist nicht möglich. Wer viel Wert auf hygienische Maßnahmen legt, kann aber zumindest das Ansteckungsrisiko schmälern. Die Kinder sollten angehalten werden, sich vor jedem Essen gründlich die Hände zu waschen. Eltern sollten die Haut des Kindes auf mögliche kleinen Risse oder Insektenstiche kontrollieren. Angegriffene, trockene und rissige Haut ist mit einer milden Feuchtigkeitspflege zu versorgen.
Oft tritt die Borkenflechte im Sommer gehäuft auf. Bakterien vermehren sich bevorzugt in einer warmen Umgebung. Auch die Insekten haben in der warmen Jahreszeit Hochsaison. Ein winziger Mückenstich ist kaum sichtbar, lässt die Mikroorganismen aber leicht in die Haut eindringen. Man sollte einen Insektenschutz auftragen, wenn man sich im Freien aufhält.
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