Mandelentzündung
Bei einer Mandel­entzündung (Tonsillitis) kommt es zu Halsschmerzen und Schluck­beschwerden
Krankheiten

Mandel­entzündung – Ursachen, Symptome und Therapie

Bei einer Mandelentzündung sind die Gaumenmandeln entzündet. In der medizinischen Fachsprache wird die Erkrankung auch als Tonsillitis bezeichnet.

Was ist eine Mandel­entzündung?

Bei der Mandelentzündung kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina). Diese paarigen, mandelförmigen Organe gehören zum lymphatischen System und liegen zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen. Die auch als Angina tonsillaris bezeichnete Erkrankung tritt recht häufig auf, da die Gaumenmandeln der Infektabwehr dienen und so mit vielen Erregern in Kontakt kommen.

Jährlich erkranken mehr als eine Million Menschen in Deutschland an einer Tonsillitis. Besonders oft sind Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren betroffen.

Der Entzündung liegt in den meisten Fällen eine virale Infektion zugrunde. Aber auch Bakterien wie beispielsweise Streptokokken können eine Tonsillitis hervorrufen. Die entzündliche Verengung des Rachens führt zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. In vielen Fällen heilt die Erkrankung von selbst aus, je nach Ausprägung und Erregerart kann jedoch auch eine antibiotische Therapie indiziert sein.

Mandel­entzündung – Ursachen

Die Entzündung der Gaumenmandeln entsteht in der Regel durch eine Infektion. Dabei können verschiedene Erreger eine Tonsillitis auslösen. Sie gelangen über Mund oder Nase in den Gaumenbereich und setzen sich auf der leicht zerklüfteten Oberfläche der Mandeln fest. Dies ist durchaus gewollt, da die Mandeln als Teil des Immunsystems dafür sorgen, dass nicht zu viele Erreger in die Atemwege gelangen. Die Abwehrzellen in den Gaumenmandeln produzieren Antikörper, die gegen die Erreger vorgehen. Missglückt die Abwehr, weil das Immunsystem beispielsweise durch einen vorherigen grippalen Infekt geschwächt ist, kann eine Mandelentzündung entstehen.

Bakterielle Mandelentzündungen basieren zumeist auf einer Infektion mit Streptokokken. Ebenso können das Bakterium Haemophilus influenzae B und das Corynebacterium diphteriae, der Erreger der Diphterie, eine Tonsillitis hervorrufen. Allerdings sind die Infektionen eher selten anzutreffen, da Impfungen gegen beide Bakterienarten verfügbar sind.

Für eine virale Tonsillitis sind häufig Coronaviren oder Rhinoviren verantwortlich. Ebenso können Infektionen mit Viren aus der Herpesfamilie oder Coxsackie-Viren eine Mandelentzündung zur Folge haben. Auch das Pfeiffersche Drüsenfieber, das durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen wird, geht bei vielen Patienten mit einer Mandelentzündung einher.

Nicht immer lässt sich klar zwischen einer bakteriellen und einer viralen Mandelentzündung differenzieren. Mischformen sind möglich. Bei einem Drittel der Patienten lässt sich gar kein Erreger sicher identifizieren.

Mehrere akute Mandelentzündungen in Folge können zu einer chronischen Mandelentzündung (Tonsillitis chronica) führen. Durch die Entzündung lagern sich vermehrt Stoffwechselendprodukte von Bakterien und abgestorbene Körperzellen in den Furchen der Mandeln ab. So entsteht eine dauerhafte Entzündung mit einer Vernarbung und tiefen Zerklüftung der Gaumenmandeln.

Mandel­entzündung – Symptome

Ein bis drei Tage nach der Ansteckung treten die ersten Beschwerden auf. Die Patienten leiden unter zunehmenden Schmerzen im Halsbereich. Das Schlucken fällt durch die Schwellung der Mandeln und des umliegenden Gewebes schwer. Beim Öffnen des Mundes und beim Schlucken strahlen die Schmerzen häufig in Richtung der Ohren aus. Diese typischen Symptome werden von allgemeinen und uncharakteristischen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Fieber begleitet. Die Gaumenmandeln sind nicht nur geschwollen, sondern deutlich gerötet. Je nach Erreger zeigt sich auf den Mandeln ein eitriger Belag. Die Lymphknoten im Kieferwinkel können anschwellen und das Sprechen sowie das Schlucken zusätzlich erschweren. Bei vielen Patienten macht sich ferner ein unangenehmer Mundgeruch (Foetor ex ore) bemerkbar.

Je nach Erregerart können zusätzliche Beschwerden auftreten. So betrifft die Angina Plaut-Vincent immer nur eine Gaumenmandel. Auf der betroffenen Mandel bilden sich übelriechende, grau-weißliche Schmierbeläge. Schmutzig-graue Beläge treten hingegen bei der Diphterie-Angina auf. Diese Beläge bluten bei Berührung und weisen einen starken Acetongeruch auf. Eine Diphterie-Angina geht immer mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl einher. Weißlich-gelbe Bläschen auf der Mandeloberfläche gelten als Hinweis auf eine Herpangina. Die Virusinfektion äußert sich ferner durch brennende Halsschmerzen und Kopfschmerzen.

Üblicherweise dauern die Beschwerden bei einer akuten Mandelentzündung etwa sieben Tage an. Bei einer fachgerechten Behandlung heilt die Tonsillitis acuta in der Regel folgenlos ab.

Die chronische Mandelentzündung tritt weniger durch Schmerzen als vielmehr durch leichte Schluckbeschwerden und einen unangenehmen Geschmack im Mund in Erscheinung. Mundgeruch, ständige Müdigkeit und mangelnde Konzentrationsfähigkeit können ebenfalls auf eine Tonsillitis chronica hinweisen. Bei vielen Patienten wird die Mandelentzündung im Krankheitsverlauf immer wieder aktiviert, sodass auf längere chronische Phasen oft kurze akute Mandelentzündungen mit den charakteristischen Beschwerden folgen.

Sowohl bei der akuten als auch bei der chronischen Mandelentzündung können verschiedene Komplikationen auftreten. Wenn sich Eiter in einer Kapsel im Bereich des Rachens ablagert, liegt ein sogenannter Peritonsillarabszess vor. Dieser macht sich durch starke Schluckbeschwerden und eine Kieferklemme bemerkbar. Gelangen über kleine Wunden auf den Mandeln Bakterien ins Blut, entsteht eine Blutvergiftung (Sepsis). Es handelt sich dabei um ein schweres Krankheitsbild, das in vielen Fällen tödlich endet.

Einige Patienten entwickeln zudem ein bis vier Wochen nach einer bakteriellen Mandelentzündung ein rheumatisches Fieber. Die Erkrankung gehört zum rheumatischen Formenkreis und geht mit Gelenkentzündungen, Entzündungen der Herzklappen und des Herzmuskels sowie mit Hautveränderungen und Fieber einher. Ebenso kann infolge der Mandelentzündung durch einen Autoimmunprozess eine Nierenerkrankung, die sogenannte Glomerulonephritis, entstehen. In schweren Fällen können die Nieren ihre Funktion komplett einstellen. Diese schwerwiegende Komplikation betrifft überwiegend Kinder.

Mandel­entzündung – Therapie

Die Therapie der Mandelentzündung hängt sowohl von der Schwere der Krankheit als auch vom Erreger ab. Leichte Mandelentzündungen lassen sich häufig durch ausreichend Trinken, Ruhe und Hausmittel kurieren. Gegen die Schmerzen helfen Salbeibonbons oder Sprays und Gurgellösungen aus der Apotheke mit schmerzlindernden und antiseptischen Inhaltsstoffen. Arzneimittel mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen können die Schmerzen lindern und zudem das Fieber senken. Sie haben ferner einen entzündungshemmenden Wirkeffekt.

Bei einer Beeinträchtigung des Atems, starken einseitigen Schmerzen, einem deutlich eingeschränkten Allgemeinbefinden, einer Krankheitsdauer von mehr als einer Woche oder bei hohem Fieber sollte jedoch schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Liegt nachweislich eine bakterielle Mandelentzündung vor, verordnet dieser in der Regel ein Antibiotikum. Allerdings sollten unnötige Verordnungen vermieden werden, um einer Resistenzbildung der Bakterien vorzubeugen.

In den meisten Fällen kommt zur Behandlung der akuten bakteriellen Tonsillitis Penicillin V zum Einsatz. Bei einer Penicillinunverträglichkeit stellen Cephalosporine der zweiten Generation und das Makrolidantibiotikum Clarithromycin eine wirkungsvolle Alternative dar. Bei schweren Verlaufsformen verschreibt der Arzt zumeist ein Breitbandantibiotikum, das gegen mehrere Bakterienarten vorgeht. Auch bei einer viralen Mandelentzündung kann ein Antibiotikum zur Prävention einer bakteriellen Zweitinfektion sinnvoll sein. Eine ursächliche Behandlung der viralen Tonsillitis ist jedoch nicht möglich.

Die chronische Mandelentzündung wird zunächst ebenfalls mit Antibiotika behandelt. Ständig wiederkehrende Entzündungen sind hingegen eine Indikation für eine chirurgische Entfernung der Gaumenmandeln. Diese Tonsillektomie erfolgt in der Regel in Vollnarkose. Im Vergleich zu anderen Operationen kommt es nach der operativen Mandelentfernung recht häufig zu Blutungen. Insbesondere jüngere Patienten müssen deshalb nach der Operation kontinuierlich überwacht werden, um lebensbedrohliche Blutungen frühzeitig zu erkennen.

Mandel­entzündung – Vorbeugung

Einer Mandelentzündung lässt sich allenfalls indirekt durch eine Stärkung der Abwehr entgegenwirken. Regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit vielen Nähr- und Vitalstoffen können das Immunsystem stärken. Ferner sollten alle Substanzen, die die Schleimhäute des Mund- und Rachenraums reizen, gemieden werden. Dazu gehört neben Tabakrauch vor allem Alkohol.

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