Magen-Darm-Grippe
Typische Symptome der Magen-Darm-Grippe sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
Krankheiten

Magen-Darm-Grippe – Ursachen, Symptome und Therapie

Der Begriff Magen-Darm-Grippe bezeichnet in der Umgangssprache eine Entzündung des Magen-Darm-Trakts durch verschiedene Erreger. In der Medizin spricht man hier auch von einer Gastroenteritis.

Was ist eine Magen-Darm-Grippe?

Die Magen-Darm-Grippe hat anders als der Name es vermuten lässt mit der echten Grippe (Influenza) nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um eine Entzündung des Verdauungssystems. Zwar kann eine solche Entzündung auch beispielsweise durch Medikamente oder andere Substanzen hervorgerufen werden, allgemein wird der Begriff Gastroenteritis jedoch eher für infektionsbedingte Magen- und Darmentzündungen genutzt.

Als Auslöser der Magen-Darm-Grippe kommen sowohl Viren als auch Bakterien und Parasiten in Betracht. Sie gelangen über den Mund in den Magen und wandern dann weiter in den Darm. Dort greifen sie die Schleimhäute an und bedingen so eine Entzündung. Im Allgemeinen klingt die Infektion nach wenigen Tagen von allein ab. Bei Säuglingen und Kleinkindern, immungeschwächten und alten Menschen kann eine Gastroenteritis jedoch auch einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

Eine Magen-Darm-Grippe kann in jedem Lebensalter auftreten. Kinder sind besonders häufig betroffen. Ein Großteil der erkrankten Kinder ist zwischen sechs und 24 Monaten alt. So erkrankt jedes Kind in seinen ersten Lebensjahren durchschnittlich zweimal im Jahr an einem Infekt des Verdauungstrakts. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Magen-Darm-Grippe zu erkranken, steigt bei älteren Menschen ebenfalls an.

Magen-Darm-Grippe – Ursachen

Ein Großteil der Infektionen des Magen- und Darmtrakts wird durch Viren hervorgerufen. Zu den häufigen Erregern gehören neben Rotaviren auch Noroviren. Gemeinsam mit Astroviren und Adenoviren sind die beiden Virusarten für mehr als die Hälfte aller Magen- und Darminfektionen verantwortlich.

Bakterielle Infektionen nehmen zwar häufig einen schwereren Verlauf, treten aber deutlich seltener auf. Sie werden unter anderem durch Salmonellen, Yersinien oder verschiedene pathogene Stämme von Escherichia coli (E. coli) verursacht. Ebenso kann das Bakterium Campylobacter jejuni eine Magen-Darm-Grippe auslösen. Als Nebenwirkung einer Antibiose kann sich der Erreger Clostridium diffizile im Darm ausbreiten. Man spricht hier auch von einer antibiotikaassoziierten Colitis.

Während Infektionen mit Bakterien und Viren auch in den westlichen Industriestaaten recht häufig sind, tritt ein parasitärer Befall des Magen- und Darmtrakts hauptsächlich nach Fernreisen in Länder mit niedrigen Hygienestandards auf. Mögliche parasitäre Auslöser einer Magen-Darm-Grippe sind Lamblien und der Parasit Entamoeba histolytica. Während Lamblien die Lamblienruhr hervorrufen, verursacht Entamoeba histolytica die Amöbenruhr.

Eine Ansteckung erfolgt sowohl bei Viren als auch bei Parasiten und Bakterien in der Regel durch direkten Kontakt mit erkrankten Personen oder durch den Kontakt mit kontaminierten Lebensmitteln und/oder Gegenständen. Virale Infektionen können sich mitunter auch mittels Tröpfchenübertragung verbreiten.

Magen-Darm-Grippe – Symptome

Die Gastroenteritis beginnt in der Regel sehr plötzlich, die Inkubationszeit beträgt häufig nur wenige Stunden. Der Krankheitsverlauf hängt maßgeblich von der Art des Erregers und dem Gesundheitszustand der Patienten ab.

Zu den typischen Symptomen einer Magen- und Darminfektion gehört neben Übelkeit und Erbrechen auch Durchfall. In der akuten Phase der Erkrankung müssen sich die Betroffenen oft mehrere Male in der Stunde erbrechen. Aufgrund der starken Reizung der Schleimhäute kann der Körper häufig weder Wasser noch Nahrung bei sich behalten, sodass es zu einem großen Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten kommt. Nicht selten treten Durchfall und Erbrechen parallel auf. Je nach Erreger leiden die Patienten unter explosionsartigen Durchfällen, die nicht willentlich kontrolliert werden können. Der Stuhl kann abhängig vom Erreger wässrig oder breiig sein. Blutbeimengungen treten vor allem bei Infektionen mit Amöben, enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) und Campylobacter jejuni auf. Gehen viele Schleimhautzellen zugrunde, kann der Stuhl schleimig erscheinen. Dies ist bei der Amöbenruhr der Fall. Aufgrund der Schleim- und Blutbeimengungen spricht man hier auch von himbeergeleeartigen Durchfällen. Wässriger Stuhl, der mit Schleim durchsetzt ist, ist hingegen ein charakteristisches Symptom der Cholera. In der medizinischen Fachsprache wird diese Stuhlart als Reiswasserstuhl bezeichnet.

Die Symptome werden häufig von Bauchschmerzen und Bauchkrämpfen begleitet. Diese treten in der Regel in Intervallen auf und bessern sich nach dem Erbrechen oder dem Stuhlgang.

Bei einer heftig verlaufenden Magen-Darm-Grippe können verschiedene Komplikationen auftreten. So kann es durch den großen Flüssigkeitsverlust zu einem Kreislaufversagen kommen. Auch eine Unterzuckerung ist möglich. Eine gefürchtete Komplikation bei einer EHEC-Infektion ist das hämolytisch-urämische Syndrom, kurz HUS genannt. Es handelt sich dabei um ein Syndrom, das hauptsächlich Kinder und Säuglinge betrifft. Durch verschiedene Krankheitsmechanismen wird die Nierenfunktion so stark geschädigt, dass ein akutes Nierenversagen auftritt.

Bei Säuglingen und Kleinkindern kann sich bei einer Magen-Darm-Grippe zudem in seltenen Fällen der Darm nach innen stülpen. Diese Invagination kann zum Absterben des betroffenen Darmabschnittes führen.

Eine weitere lebensbedrohliche, seltene Komplikation ist das toxische Megakolon. Hier erweitert sich der Dickdarm so stark, dass er platzen kann. Die Entzündung kann so auf den gesamten Bauchraum übergreifen. Je nach Ausmaß der Komplikation überleben zwischen vier und 20 Prozent der Patienten das toxische Megakolon nicht.

Auch nach dem Abklingen der eigentlichen Magen-Darm-Grippe können weitere Beschwerden auftreten. Ein Beispiel für eine solche postinfektiöse Erkrankung ist die reaktive Arthritis. Hier entwickeln die Patienten Wochen oder sogar erst Monate nach der Magen-Darm-Grippe Entzündungen an den Gelenken. Treten diese in Kombination mit Augen- und Harnröhrenentzündungen auf, liegt die sogenannte Reiter-Trias vor. Dieses Phänomen zeigt sich besonders häufig nach Infektionen mit dem Erreger Campylobacter jejuni. Dieser verursacht in seltenen Fällen postinfektiös auch das Guillan-Barré-Syndrom, eine Nervenentzündung, die zu Lähmungen führen kann.

Magen-Darm-Grippe – Therapie

In erster Linie muss bei einer Magen-Darm-Infektion der Flüssigkeitsverlust bestmöglich ausgeglichen werden. Die Erkrankten sollten also möglichst viel Wasser und ungesüßten Tee trinken. Säfte oder Limonaden sind aufgrund des hohen Zuckergehalts eher ungeeignet. Sie reizen die empfindlichen Schleimhäute noch zusätzlich. Elektrolytpulver aus der Apotheke kann einem Elektrolytmangel, der insbesondere bei Kindern mit schwerem Durchfall und Erbrechen schnell lebensgefährlich werden kann, vorbeugen. Zwar kann der Körper während der akuten Phase kaum Essen bei sich behalten, eine geringe Nahrungszufuhr ist jedoch empfehlenswert, um den Nährstoffverlust auszugleichen. Hierfür eignen sich leicht verdauliche Speisen wie Suppenbrühe oder Haferbrei.

Eine unkomplizierte Magen-Darm-Grippe erfordert in der Regel keine medikamentöse Behandlung. Zur Therapie einer viralen Infektion stehen genuin keine spezifischen Arzneimittel zur Verfügung.

Bei schweren bakteriellen Infektionen können Antibiotika die Erkrankungsdauer reduzieren. Sie werden in der Regel aber nur bei Neugeborenen, beim Auftreten blutiger Durchfälle oder beim Nachweis von Bakterien wie Amöben, Clostridium difficile, Vibrio cholerae oder Salmonella typhi eingesetzt. Der Einsatz von Antiemetika, die gegen die Übelkeit helfen sollen, sowie Motilitätshemmern zur Behandlung von Durchfall ist nicht in jedem Fall sinnvoll. Erbrechen und Durchfall sind sinnvolle Maßnahmen, um die schädlichen Erreger loszuwerden. Werden diese Mechanismen durch die Arzneimitteleinnahme unterbrochen, kann es unter Umständen zu einer Ausbreitung der Infektion kommen. Über den Einsatz von Medikamenten sollte deshalb der behandelnde Arzt individuell entscheiden.

Magen-Darm-Grippe – Vorbeugung

Einer Magen-Darm-Grippe lässt sich in begrenztem Maß durch die Einhaltung der wichtigsten Hygieneregeln vorbeugen. So ist das gründliche Händewaschen nach jedem Toilettenbesuch sowie nach jedem Windelwechsel bei einem Kind obligat. Der enge Kontakt mit Erkrankten sollte möglichst vermieden werden. Bestenfalls steht dem Patienten eine eigene Toilette zur Verfügung. Ist dies nicht möglich, sollte die Toilette vor und nach jeder Benutzung gereinigt und gründlich desinfiziert werden.

Gegen Rotaviren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts zudem eine Impfung für Säuglinge. Diese garantiert zwar keine Immunität, das Risiko einer Ansteckung lässt sich mithilfe dieser aktiven Immunisierung jedoch senken. Gegen die meisten anderen Viren und Bakterien steht hingegen kein Impfschutz zur Verfügung.

Auf Reisen lassen sich Infektionen häufig durch das Abkochen von Wasser oder das Trinken von Flaschenwasser vermeiden. Auf den Verzehr von roher und unzureichend gegarter Nahrung sollte möglichst verzichtet werden.

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