Pfeiffersches Drüsenfieber
Die Infektionskrankheit Pfeiffersches Drüsenfieber wird durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst
Krankheiten

Pfeiffersches Drüsenfieber – Ursachen, Symptome und Therapie

Das Pfeiffersche Drüsenfieber, in der medizinischen Fachsprache auch Mononukleose oder Morbus Pfeiffer genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen wird. Die recht häufige Erkrankung verläuft normalerweise harmlos.

Was ist das Pfeiffersche Drüsenfieber?

Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist eine Viruserkrankung. Erreger ist das Epstein-Barr-Virus. Die Erkrankung kann unterschiedliche Verläufe nehmen, geht aber häufig nur mit leichten Erkältungssymptomen einher. Oft bleibt eine Infektion sogar komplett unbemerkt. Die Krankheit wurde erstmals von dem Kinderarzt und Internisten Emil Pfeiffer beschrieben und erhielt deshalb den Namen Pfeiffersches Drüsenfieber.

Die Ansteckung erfolgt in der Regel oral über Speichelkontakt. Da vor allem Jugendliche und junge Erwachsene von der Mononukleose betroffen sind, wird die Erkrankung in der Umgangssprache auch Studentenkrankheit oder Kusskrankheit bzw. Kissing Disease genannt.

Das Virus ist weltweit verbreitet. Schätzungen zufolge infizieren sich mehr als 90 Prozent der Bevölkerung bis zum 30. Lebensjahr mit dem Epstein-Barr-Virus. Nach durchgemachtem Drüsenfieber ist eine erneute Infektion nicht möglich. Wie viele andere Herpesviren verbleibt das Epstein-Barr-Virus jedoch lebenslang im Körper und kann bei einer Schwäche des Immunsystems reaktiviert werden.

Pfeiffersches Drüsenfieber – Ursachen

Ursache ist eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Es handelt sich dabei um ein doppelsträngiges, humanpathogenes DNA-Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört. EBV findet sich vor allem im Speichel von infizierten Personen. Hauptübertragungsweg ist deshalb die Tröpfcheninfektion, bei der kontaminierte Speicheltropfen über Husten, Niesen oder Sprechen in die Umgebung gelangen und dann eingeatmet werden. Auch bei intimem Kontakt, beispielsweise beim Küssen, kann das Virus weitergegeben werden. Selbst Jahre nach der eigentlichen Erkrankung findet sich das Virus hin und wieder im Speichel eigentlich gesunder Menschen. Somit besteht lebenslang die Gefahr einer Übertragung. Ferner findet sich EBV auf der Mundschleimhaut, anderen Schleimhäuten und im Blut, sodass die Möglichkeit besteht, sich beim Geschlechtsverkehr oder sogar bei Bluttransfusionen zu infizieren. Allerdings sind diese Übertragungswege eher selten.
Nach erfolgter Ansteckung vermehrt sich das Virus im Gewebe des Mund-Rachen-Raumes und befällt anschließend verschiedene Organe. Die B-Lymphozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, sowie die Ohrspeicheldrüsen sind fast immer betroffen.

Pfeiffersches Drüsenfieber – Symptome

Nach einer Inkubationszeit von zwei Wochen bei kleinen Kindern bis hin zu sechs Wochen bei Jugendlichen und Erwachsenen können sich die ersten Symptome zeigen.

Zumeist entwickeln die Betroffenen zunächst mäßig hohes Fieber (38 bis 39 °C) und eine flächige Angina tonsillaris. Es handelt sich dabei um eine schmerzhafte Entzündung der Gaumenmandeln, bei der es durch eine Verengung der Rachenenge zu Schluckbeschwerden kommt. Typische Symptome sind zudem eine kloßige Sprache und Mundgeruch sowie ein bitterer Nachgeschmack nach dem Trinken oder Essen. Auch kleine Geschwüre der Mundschleimhaut sowie geschwollene Lymphknoten im Bereich des Unterkiefers können auftreten. Die Betroffenen leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen und fühlen sich abgeschlagen. Ferner können die Lymphknoten im Nacken oder hinter den Ohren von der Schwellung betroffen sein. Selbst eine Lymphknotenschwellung in den Achseln oder im Leistenbereich ist möglich. Die Mandeln sind gerötet und deutlich vergrößert.

Bei der Hälfte aller Patienten mit einer Mononukleose ist die Milz geschwollen (Splenomegalie). Zehn Prozent der Betroffenen weisen zusätzlich eine Schwellung der Leber auf. Man spricht hier von einer Hepatosplenomegalie. Infolge der Schwellung und Entzündung der Leber können sich Beschwerden wie Übelkeit oder Druck im Oberbauch entwickeln. Bei einer ausgeprägten Leberbeteiligung färbt sich die Haut der Patienten gelb. In der medizinischen Fachsprache wird dies Ikterus genannt. Eine Milzschwellung birgt die Gefahr einer lebensbedrohlichen Milzruptur. Bei einem solchen Milzriss tritt innerhalb kurzer Zeit viel Blut in die Bauchhöhle aus. Durch eine reflexartige Verspannung der Bauchmuskulatur wird der Bauch bretthart. Aufgrund des großen Blutverlustes entstehen die Symptome einer Minderdurchblutung. Dazu gehören Schwindel, Verwirrtheit und Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Nicht selten äußert sich die Mononukleose auch durch einen Hautausschlag oder Augensymptome. Weitere Beschwerden, die im Krankheitsverlauf auftreten können, sind Stimmungsschwankungen, Orientierungsstörungen und Appetitlosigkeit. Die Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen. In der Regel verschwinden die Symptome nach einigen Wochen, in einigen Fällen kann sich das Drüsenfieber aber auch über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten erstrecken. Durch eine Überreaktion des Immunsystems können Beschwerden wie Schwäche oder Müdigkeit sogar bis zu zwei Jahre bestehen bleiben.

Auch ein chronischer Verlauf ist möglich. Die Betroffenen leiden hier über Monate oder mehrere Jahre unter Müdigkeit, Fieber, Abgeschlagenheit, Depressionen und einer Lymphknotenschwellung.

Bei Menschen mit einem supprimierten Immunsystem, beispielsweise bei Leukämie– oder HIV-Patienten, kann das Virus wieder aktiv werden. Bei Transplantatempfängern und Krebspatienten nach einer Stammzelltransplantation kann durch eine solche Reaktivierung die Posttransplantations-Lymphoproliferative Erkrankung (PTLD) entstehen. Es handelt sich dabei um eine gutartige Vermehrung weißer Blutkörperchen.

In den meisten Erkrankungsfällen verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber harmlos. Es können jedoch auch schwerwiegende Komplikationen auftreten. Dazu gehören neben der Gehirnentzündung (Enzephalitis) die Blutarmut, Lungenentzündungen, Entzündungen des Herzmuskels und Nierenentzündungen. Es wird zudem vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus eine Rolle bei der Entstehung von seltenen Rachentumoren sowie bei Lymphomen und Autoimmunerkrankungen wie der multiplen Sklerose, dem systemischen Lupus erythematodes oder der rheumatoiden Arthritis eine Rolle spielt. Auch das chronische Fatiguesyndrom (CFS) kann infolge einer Infektion mit dem Virus auftreten. Die auch als myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnete chronische Erkrankung geht mit diffusen Beschwerden wie bleierner Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Konzentrationsstörungen einher. Die Betroffenen leiden zudem unter Schlafstörungen, Schwindel oder Appetitverlust. Die Beschwerden können über einen längeren Zeitraum andauern und führen nicht selten zur Invalidität.

Pfeiffersches Drüsenfieber – Therapie

Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich. Ausreichend Ruhe, viel Schlaf und wenig körperliche Aktivität können den Körper jedoch im Kampf gegen das Virus unterstützen. Schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente können zudem Beschwerden wie Kopfschmerzen, Fieber und Halsschmerzen lindern.

Bei Fieber ist ferner eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erforderlich. Schwere Verlaufsformen können mit antiviralen Medikamente wie Ganciclovir oder Aciclovir behandelt werden. Diese können die Vermehrung des Virus unterdrücken. Bei lebensbedrohlichen Schwellungen des lymphatischen Gewebes im Rachenbereich kann der Einsatz von Glukokortikoiden wie Kortison erforderlich sein.
In etwa zehn Prozent der Erkrankungsfälle kommt es zusätzlich zu einem bakteriellen Infekt, einer sogenannten Superinfektion. Diese muss gegebenenfalls mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings ist hier Vorsicht geboten. Insbesondere Breitbandantibiotika wie Ampicilin oder Amoxicilin führen bei einer akuten EBV-Infektion zu schweren Hautausschlägen, die mit einem starken Juckreiz am gesamten Körper einhergehen. Dieser Ausschlag hält bis zu zwei Wochen nach Absetzen des antibiotischen Medikaments an.

Pfeiffersches Drüsenfieber – Vorbeugung

Einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus lässt sich kaum vorbeugen. Darauf weist auch die hohe Durchseuchungsrate mit dem Virus von mehr als 90 Prozent hin. Dennoch sollte der Kontakt zu akut erkrankten Personen gemieden werden. Insbesondere Speichelkontakt, beispielsweise beim Küssen oder beim gemeinsamen Benutzen von Gläsern, sollte verhindert verhindern.

Vor allem Menschen, die unter einem Immundefekt leiden oder immunsupprimierende Medikamente einnehmen müssen, dürfen keinen Kontakt zu Mononukleose-Patienten haben. Um einer weiteren Verbreitung vorzubeugen, sollten Menschen mit einer EBV-Infektion mindestens für ein halbes Jahr bei der Blutspende aussetzen.

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