Das seborrhoische Ekzem ist eine Hautkrankheit, die auch als seborrhoische Dermatitis oder Morbus Unna bezeichnet wird. Hauptsymptom sind fettige Hautschuppen, die unter anderem auf der Kopfhaut zu finden sind.
Was ist ein Seborrhoisches Ekzem?
Die Hautkrankheit seborrhoische Dermatitis äußert sich vor allem durch gelblich gefärbte und fettige Schuppen, die sich am gesamten Körper und bevorzugt auf der Kopfhaut bilden.
Die seborrhoische Dermatitis gehört zu den häufigsten Hautkrankheiten. Sie tritt vor allem bei Säuglingen, die jünger als drei Monate sind, auf. Die Hauterscheinung wird hier oft fälschlicherweise mit dem ebenfalls häufig auftretenden Milchschorf verwechselt.
Ein zweiter Häufigkeitsgipfel zeigt sich im vierten Lebensjahrzehnt. Besonders oft sind in diesem Alter Männer betroffen. Frauen entwickeln ein seborrhoisches Ekzem hingegen eher nach den Wechseljahren. Rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung in den westlichen Industriestaaten leiden an einer behandlungsbedürftigen Form der seborrhoischen Dermatitis. Die Anzahl der milden Verlaufsformen liegt jedoch deutlich höher. Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise bei AIDS, Diabetes mellitus oder Morbus Parkinson, steigt das Erkrankungsrisiko auf bis zu 80 Prozent an. Die Krankheit ist nicht ansteckend, kann also nicht von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden.
Seborrhoisches Ekzem – Ursachen
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch unklar. Experten vermuten jedoch, dass der Erkrankung eine Entzündung der Haarbälge zugrunde liegt. Hauptursache dieser Entzündung ist wohl eine Infektion mit Hefepilzen der Gattung Malassezia.
Während man früher davon ausging, dass die Hautausschläge als Reaktion auf den Kontakt mit Stoffwechselendprodukten von Malassezia furfur entstehen, ist heute bekannt, dass mehrere Hefearten der Gattung Malassezia an der Entstehung beteiligt sind. Eine Infektion mit den Hefepilzen scheint jedoch nicht allein ausschlaggebend zu sein, da sich diese auch bei vielen gesunden Menschen auf der Haut finden. Menschen mit einer seborrhoischen Dermatitis weisen jedoch eine übermäßige Vermehrung der Hefen auf. Bei dieser starken Vermehrung der Hefepilze scheint auch eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Schätzungen zufolge sollen 50 Prozent der Menschen über eine solche Prädisposition verfügen. Das bedeutet allerdings nicht, dass all diese Menschen auch ein Ekzem ausbilden. Zwar bietet die erhöhte Talgproduktion bei den Genträgern den Malassezia-Hefen bessere Lebensbedingungen, der Zustand des Zentralnervensystems (ZNS) und des Immunsystems scheint aber ebenso eine Rolle zu spielen. So erkranken Patienten mit AIDS oder Parkinson deutlich häufiger am seborrhoischen Ekzem. Das Ekzem gehört sogar zu den Hauptzeichen der AIDS-Erkrankung. Das gilt vor allem für HIV-Patienten, bei denen eine starke Verringerung der CD4+-Immunzellen vorliegt. Auch verschiedene Stressfaktoren können die Entstehung der Erkrankung forcieren. Dasselbe gilt für atmungsinaktive Kleidung, die vermehrtes Schwitzen begünstigt. Mallasezia-Hefen fühlen sich in einem feuchten und warmen Klima besonders wohl. Ein ähnlicher Effekt lässt sich ebenso durch das luft- und wasserundurchlässige Abdecken von Hautarealen erreichen. Diese sogenannte Okklusion wird meist unbeabsichtigterweise durch die Verwendung ungeeigneter Hautpflegeprodukte hervorgerufen.
Auch die Behandlung mit Neuroleptika, die bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen verordnet werden, kann die Entstehung der seborrhoischen Dermatitis begünstigen.
Seborrhoisches Ekzem – Symptome
Die gesunde menschliche Haut erneuert sich ständig. Während sich im Inneren der Haut neue Hautzellen bilden, werden an der Außenseite alte Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese abgestorbenen Hautzellen nicht oder kaum sichtbar. Beim seborrhoischen Ekzem erfolgt die Abstoßung durch eine Störung der Hauterneuerung jedoch in Form von großen, fettigen Schuppen.
Grundsätzlich lassen sich verschiedene Formen der seborrhoischen Dermatitis voneinander unterscheiden. Die mildeste Variante ist das seborrhoische Ekzematid, das oft auch als Vorstufe des eigentlichen Ekzems betrachtet wird. Sowohl die Talgproduktion als auch die Schweißproduktion sind hier besonders stark ausgeprägt. Häufig ist jedoch eine lokale Schuppung der Haut das einzige Krankheitsanzeichen. Zudem kann sich eine Hypopigmentierung der Haut einstellen. Dadurch erscheint die Haut an einigen Stellen heller als an anderen. Zu den bevorzugten Lokalisationen gehören das Gesicht und die Brust.
Das herdförmige seborrhoische Ekzem weist ebenso wie das Ekzematid einen chronischen Verlauf auf. Allerdings ist hier die Symptomatik im Gegensatz zum Ekzematid voll ausgeprägt. Im Bereich der behaarten Kopfhaut finden sich unterschiedlich große, entzündlich gerötete Herde, die scharf begrenzt sind und zum Zusammenschluss neigen. Die Haut in den betroffenen Regionen ist fettig durchtränkt und weist eine gelblich-weiße Schuppung auf. Oft greifen die Erkrankungsherde auf den Nacken, den Bereich rund um die Ohren und den Hals über. Auch im Gesicht können sich stark infiltrierte Herde bilden. Nicht selten leiden die Betroffenen unter einer Lichtempfindlichkeit. Hauterscheinungen zeigen sich ebenfalls in der Brustmitte. Dieses sogenannte prästernale seborrhoische Ekzem bildet sich besonders häufig im Winter, wenn Winterkleidung das Abdünsten der Haut verhindert. Hier entstehen Rötungen, die Schuppung fällt allerdings geringer aus. Während es im Bereich des Kopfes auch zu Bläschenbildung oder Verkrustungen kommen kann, bleiben diese Phänomene am Oberkörper komplett aus.
Eine Unterform des seborrhoischen Ekzems ist die intertriginöse Lokalisation. Hier zeigt sich das Ekzem insbesondere an den Stellen, wo Haut auf Haut trifft. Dazu gehören zum Beispiel die Achselhöhlen, die Brustfalte, der Bauchnabel oder der After.
Eine besonders schwere Variante der seborrhoischen Dermatitis ist das disseminierte Ekzem. Es verläuft nicht chronisch, sondern subakut bis akut und tritt meist ohne erkennbare Ursache auf. Auch eine Weiterentwicklung aus bestehenden Herden durch eine Irritation der Haut beispielsweise durch vermehrte Sonnenexposition oder eine falsche Hautpflege ist möglich. Bei der disseminierten Form bilden sich zahlreiche neue und stark entzündliche Erkrankungsherde. Neben dem Kopf, der Gesichtsmitte, den seitlichen Halspartien sowie der Brust- und Rückenmitte sind auch die Achselhöhlen, die Brustwarzen, der Nabel und die Genitalregion betroffen. Ebenso kann sich das Ekzem in den großen Gelenkbeugen manifestieren. Die Herde sind unterschiedlich groß und neigen zum Zusammenschluss. Sie sind nicht nur stark gerötet, sondern nässen auch oder verkrusten. Die Neigung zu einer Ausstreuung ist groß.
Insbesondere nach einer unverträglichen Behandlung des Ekzems kann sich eine seborrhoische Erythrodermie entwickeln. Als seborrhoische Erythrodermie bezeichnet man eine Rötung von mindestens 90 Prozent der gesamten Hautfläche. Diese Rötung tritt beim Großteil der Patienten zusammen mit einem intensiven Juckreiz und einer starken Schuppenbildung auf. Dieser Zustand hat auch erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Organismus und das Allgemeinbefinden der Patienten.
Sehr selten zeigt sich hingegen das pisasiforme seborrhoische Ekzem. Der Hautausschlag, der vor allem am Rumpf auftritt, ähnelt dem Ausschlag, der bei der Röschenflechte entsteht. Die Hautherde sind rund bis oval und konfluierend, also zusammenfließend. Zentral zeigt sich eine Schuppung.
Das seborrhoische Ekzem beim Säugling beschränkt sich in den meisten Fällen auf den Kopf und imponiert durch dicke und fettige Schuppen von gelber Farbe. Nur selten breitet sich das Ekzem im Windelbereich oder in der Region rund um den Bauchnabel aus. Das Allgemeinbefinden des Babys ist durch die Erkrankung in der Regel nicht beeinträchtigt.
Seborrhoisches Ekzem – Therapie
Bei einem seborrhoischen Ekzem kommen in der Regel Antimykotika zum Einsatz, die das Wachstum der krankheitsverursachenden Pilze hemmen sollen. Zu den verwendeten Antimykotika gehören unter anderem Ketokonazol und Ciclopirox. Diese werden in Form einer Creme direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Bei Befall der Kopfhaut können antimykotische Haarshampoos und Fluide genutzt werden. Die Anwendung der lokalen Antimykotika erfolgt über mehrere Wochen, bis sich das Ekzem zurückbildet. Nebenwirkungen treten bei den Lokalanwendungen nur selten auf.
Bei schwerwiegenden Hautentzündungen kann der Arzt kurzzeitig kortisonhaltige Präparate verordnen. Diese sind in Form von Lotionen, Schaum oder Shampoo erhältlich. Kortisonpräparate verschaffen schnell Linderung, sollten aufgrund der drohenden Nebenwirkungen aber nicht längerfristig angewendet werden.
Eine Therapie mit Antibiotika ist nur dann erforderlich, wenn zusätzlich zum Ekzem eine bakterielle Infektion der Hautwunden vorliegt.
Stark ausgeprägte Befunde, die mit häufigen Rezidiven einhergehen, werden in der Regel nicht nur lokal, sondern auch systemisch behandelt. Hierfür verschreibt der Arzt Kortison oder Antimykotika zur inneren Einnahme. Insbesondere bei Patienten mit einer HIV-Infektion wird die systemische medikamentöse Therapie oft schon sehr frühzeitig durchgeführt.
Eine alternative Therapie ist mit Stiefmütterchenkraut oder Apfelessig möglich. Die Wirksamkeit des Stiefmütterchenkrauts bei der Behandlung leichter seborrhoischer Ekzeme konnte im Tierversuch nachgewiesen werden. Das Kraut wirkt nicht nur antientzündlich, sondern auch antioxidativ und kortisonähnlich. Zur Behandlung kann der einfache Teeaufguss genutzt werden, es gibt aber auch Shampoos und Hautöle mit Stiefmütterchenkraut. Wer täglich eine 1:1-Lösung aus Apfelessig und Wasser auf die betroffenen Hautstellen aufträgt, kann ebenfalls gute Erfolge erreichen. Der pH-Wert wird durch die Anwendung in den sauren Bereich verschoben. Hefepilze können in diesem Milieu nur schlecht überleben, sodass die Symptome nach einer Anwendungszeit von etwa vier Wochen abklingen können. Ebenso wie die Therapie mit dem Stiefmütterchenkraut ist auch die Behandlung mit Apfelessig gut verträglich und kann über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Bei schwereren Krankheitsverläufen ist jedoch meist eine zusätzliche Medikation erforderlich.
Seborrhoisches Ekzem – Vorbeugung
Bei einer Neigung zu Ekzemen kann mit der wöchentlichen Anwendung von antimykotischen Shampoos oder Körperpflegeprodukten einem Ausbruch der Erkrankung in einigen Fällen vorgebeugt werden. Auch die regelmäßige Verwendung von Stiefmütterchenkraut und Apfelessig eignet sich zur Prävention von Herden. Da das seborrhoische Ekzem häufig infolge von belastenden und stressigen Situationen auftritt, kann regelmäßige Entspannung mithilfe von Entspannungstechniken den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und einem erneuten Auftreten des Ekzems vorbeugen. Geeignete Methoden sind zum Beispiel die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, das Autogene Training, Yoga oder Meditation.
Regelmäßige Aufenthalte in der Sonne werden von vielen Ärzten zur Vorbeugung neuer Hauterscheinungen empfohlen. So soll die UV-Strahlung das Wachstum der Hefepilze hemmen. Auch ein sehr kurzer Haarschnitt und eine häufige Haarwäsche mit einem geeigneten Shampoo können die Ekzembildung auf dem Kopf verhindern.
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