Tuberkulose
Die Tuberkulose ist eine gefährliche Infektions­krankheit
Krankheiten

Tuberkulose – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die überwiegend die Lunge befällt, aber auch in jedem anderen Organ auftreten kann. Erreger der Erkrankung sind Tuberkulosebakterien.

Was ist die Tuberkulose?

Die Tuberkulose (TBC oder TB) ist eine chronisch verlaufende Infektionskrankheit und wurde früher auch als „Weißer Tod“ oder „Schwindsucht“ bezeichnet. Bei mehr als 80 Prozent der Infizierten kommt es nach der Infektion mit den Tuberkulosebakterien zu einem Befall der Lunge. Doch auch Organe wie die Hirnhäute, das Rippenfell, die Harnwege oder die Haut können betroffen sein.

Die Infektionskrankheit ist weltweit verbreitet und mit rund 1,5 Millionen Todesopfern pro Jahr die tödlichste Infektionskrankheit. Noch zwei Jahrzehnte zuvor verlief die Tuberkulose bei doppelt so vielen Menschen tödlich. Rund ein Drittel der Menschen auf der Welt sind mit den Erregern der Tuberkulose infiziert. Jährlich gibt es fast neun Millionen Neuerkrankungen.

In Deutschland besteht für die Tuberkulose Meldepflicht. Jeder Patient, der an einer behandlungsbedürftigen TB erkrankt, muss vom zuständigen Arzt dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Dort werden dann die persönlichen Daten registriert. Auch Therapieabbrecher und Therapieverweigerer müssen umgehend gemeldet werden. So sollen zum einen die Erkrankungszahlen sicher dokumentiert und zum anderen die Ausbreitung der Erkrankung verhindert werden.

Durchschnittlich sind in Deutschland sechs von 100.000 Einwohnern von der Tuberkulose betroffen. Jedes Jahr versterben rund 100 Menschen an der Erkrankung. Eine Häufung der Erkrankungsfälle zeigt sich in Hamburg, Bremen und Berlin. Bedingt durch die vermehrte Zuwanderung macht sich ein deutlicher Anstieg der Erkrankungszahlen bemerkbar. Überproportional häufig sind zudem Obdachlose sowie Alkohol- und Drogenabhängige betroffen.

Tuberkulose – Ursachen

Es gibt verschiedene Bakterienarten, die eine Tuberkulose hervorrufen können. Die meisten Erkrankungsfälle basieren auf einer Infektion mit dem Mycobacterium tuberculosis, einem aeroben gram-positiven Stäbchenbakterium. Andere Tuberkuloseerreger aus der Gruppe der Mykobakterien sind das Mycobacterium africanum und das Mycobacterium bovis. Dieses findet sich vor allem bei Rindern.

Die Tuberkulose wird in den meisten Fällen durch Einatmung infektiöser Tropfen (Tröpfcheninfektion) im Kontakt mit Menschen, die an einer offenen Lungentuberkulose erkrankt sind, übertragen.

Bei einer offenen Lungentuberkulose haben die Bakterien Anschluss an die Atemwege und gelangen so in die Umgebung. Die Ansteckungsgefahr ist bei der Tuberkulose jedoch nicht so hoch wie bei anderen Infektionskrankheiten wie beispielsweise bei den Masern oder den Windpocken. Ob es wirklich zu einer Infektion kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen spielen die Häufigkeit, die Dauer und die Enge des Kontakts mit der erkrankten Person eine Rolle. Auch die Menge und die sogenannte Virulenz, also die Infektionskraft, der inhalierten Erreger sind von Bedeutung. Ferner wirkt sich die individuelle Empfänglichkeit für die Bakterien auf die Krankheitsentstehung aus.

Eine Infektion mit Mykobakterien, insbesondere mit dem Mycobacterium bovis, ist auch durch nicht pasteurisierte Milch von erkrankten Rindern möglich. Da jedoch der Rinderbestand in Mitteleuropa zum überwiegenden Teil tuberkulosefrei ist und die Milch zudem weitgehend pasteurisiert wird, ist die Ansteckungsgefahr beim Milchkonsum in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern zu vernachlässigen.

Tuberkulose – Symptome

Die Infektionskrankheit lässt sich in verschiedene Stadien einteilen.

Nach der Ansteckung gelangen die Bakterien in der Regel in die Lunge. In den darauffolgenden drei bis sechs Wochen bilden sich dort kleine Entzündungen, die sogenannten Primärkomplexe. Diese Entzündungsherde werden von den Zellen der Immunabwehr abgekapselt, sodass kleine Knötchen, die Tuberkel, entstehen. Da die Erreger so vom restlichen Teil des Körpers abgeschnitten sind, verursachen sie meistens keine Beschwerden. Auch eine Ansteckung anderer Menschen ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Symptome treten in dieser Frühform, die auch als Primärtuberkulose bezeichnet wird, nur dann auf, wenn der Infizierte aufgrund einer geschwächten Immunlage nicht in der Lage ist, die Erreger abzukapseln. Zu den möglichen Beschwerden gehören neben leichtem Fieber, geschwollene Lymphknoten, Nachtschweiß und Husten. Auch Heiserkeit kann auf eine Tuberkulose hinweisen. Mitunter sind die Symptome nur sehr schwach ausgeprägt, im Gegensatz zur geschlossenen Tuberkulose mit den abgekapselten Mykobakterien besteht hier jedoch eine Ansteckungsgefahr. Besonders schwere Verläufe äußern sich durch blutigen Auswurf beim Husten, Untergewicht und eine Anämie (Blutarmut).

Bei geschwächten und immunsupprimierten Menschen können sich die Mykobakterien auch schon in diesem Frühstadium der Erkrankung über die Blutbahn im Körper ausbreiten. Man spricht hier von der Miliartuberkulose. Das Allgemeinbefinden der Betroffenen ist stark beeinträchtigt. Sie haben hohes Fieber, verlieren an Gewicht und leiden unter Husten und Luftnot. Im Verlauf der Erkrankung kann eine Hirnhautentzündung mit ausgeprägten Kopfschmerzen, Krampfanfällen oder Nackensteifigkeit entstehen. Unbehandelt führt die Miliartuberkulose immer zum Koma oder Tod. Ebenso ist bei einer schweren Abwehrschwäche eine fulminante Blutvergiftung, die sogenannte Landouzy-Sepsis, möglich. Auch diese Form der Tuberkulose verläuft in der Regel tödlich.

Nach der Erstinfektion verbleiben die Tuberkuloseerreger bei den meisten Patienten lebenslang im Körper und können jederzeit wieder aktiviert werden. So bricht die Erkrankung bei rund zehn Prozent aller Infizierten im Lebensverlauf zu einem späteren Zeitpunkt aus. Zu den Symptomen dieser postprimären Tuberkulose gehören neben anhaltendem Husten mit Auswurf, Abgeschlagenheit und Müdigkeit auch Nachtschweiß und eine leicht erhöhte Körpertemperatur am Abend. Bei einer Schädigung der Bronchien kann der Auswurf beim Husten blutig sein. In diesem Fall besteht eine besonders hohe Ansteckungsgefahr.

In fortgeschritteneren Stadien können die Erreger über die Blutbahn auch andere Organe befallen. So entsteht bei einer Beteiligung von Nieren, Harnwegen und Genitaltrakt die Urogenitaltuberkulose. Diese äußert sich durch Symptome wie Harnstau oder Unfruchtbarkeit. Die Hauttuberkulose ist hingegen durch sogenannte käsige Nekrosen charakterisiert. Dabei kommt es zu Gewebsuntergängen mit Tendenz zur Einschmelzung.

Auch die Brust- und die Lendenwirbelsäule können von der Erkrankung betroffen sein. Hier rufen die Bakterien Aufweichungen und Deformationen hervor. Bei einer Lokalisation in der Nähe des Rückenmarks können neurologische Ausfälle auftreten.

Tuberkulose – Therapie

Eine unkomplizierte Tuberkulose wird gemäß den geltenden Leitlinien mit einer Kombination aus vier verschiedenen Antibiotika über einen Zeitraum von zwei Monaten behandelt. Es folgt eine weitere viermonatige Behandlung mit zwei anderen antibiotischen Medikamenten. Liegt neben der Tuberkulose eine immunschwächende Infektion wie beispielsweise AIDS vor, verlängert sich die Behandlungsdauer.

Bei Arzneimittelunverträglichkeiten und Resistenzen gegen die Standardmedikamente stehen Reservemedikamente zur Verfügung. So erfordert die multiresistente Tuberkulose eine Behandlung über einen Zeitraum von mindestens 21 Monaten mit fünf verschiedenen Medikamenten aus der Gruppe der Antibiotika.

Liegt eine komplizierte Tuberkulose vor, bei der beispielsweise die Atemwege zum Teil durch erkrankte Lymphknoten eingeengt sind, muss die Standardbehandlung auf zwölf Monate ausgedehnt werden.

Die Therapie der Tuberkulose gestaltet sich insgesamt betrachtet sehr schwierig. Viele der Patienten mit einer unkomplizierten Tuberkulose fühlen sich trotz ihrer Infektion gut und brechen die Therapie deshalb vorzeitig ab. Dieses Verhalten trägt zum einen zur Resistenzentwicklung gegenüber den Standardantibiotika und zum anderen zur Verbreitung der Infektionskrankheit bei.

Tuberkulose – Vorbeugung

Bis 1998 existierte in Deutschland eine Schutzimpfung mit abgeschwächten Bakterien. Da diese jedoch mit schweren Nebenwirkungen und einer hohen Komplikationsrate verbunden war, wird die Impfung heute nur noch in seltenen Ausnahmefällen durchgeführt.

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist deshalb die frühzeitige Entdeckung und Behandlung der Erkrankung. Dazu wird entsprechend der präventiven DOTS-Strategie (directly observed treatment, short-course) in der Gruppe der Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko aktiv nach infizierten Menschen gesucht. Zu diesen Risikogruppen gehören neben Obdachlosen und Drogenabhängigen auch HIV-Patienten und Gefängnisinsassen.

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