Schilddrüsenvergrößerung
Eine starke Schilddrüsenvergrößerung kann Atemnot und Schluckbeschwerden verursachen
Krankheiten

Schilddrüsen­vergrößerung – Ursachen, Symptome und Therapie

Eine Schilddrüsenvergrößerung wird auch als Struma oder Kropf bezeichnet. Diese Vergrößerung kann unabhängig vom Funktionszustand und von der Stoffwechsellage der Schilddrüse auftreten.

Was ist eine Schilddrüsen­vergrößerung?

Die Struma gehört zu den Endokrinopathien. Eine Endokrinopathie ist eine Erkrankung der Hormondrüsen bzw. des hormonellen Systems. Die Vergrößerung der Schilddrüse ist die Endokrinopathie, die weltweit am häufigsten auftritt.

Nach morphologischen Kriterien kann die Schilddrüsenvergrößerung in eine Struma diffusa und eine Struma nodosa unterteilt werden. Bei der Struma diffusa ist die Schilddrüse gleichmäßig vergrößert. Bei der Struma nodosa sind hingegen Knoten vorhanden. Während die Struma uninodosa nur einen Knoten aufweist, finden sich bei der Struma multinodosa mehrere Knoten. Auch anhand der Lage lassen sich Unterscheidungen treffen. So befindet sich die Schilddrüse bei der eutopen Struma in einer normalen anatomischen Lage. Hingegen liegt die Struma bei der dystopen Form im Brustkorb, unter der Zunge oder hinter der Luftröhre.

Ferner kann die Struma euthyreot, hypothyreot oder hyperthyreot sein. Die eutyhreote Struma geht mit normalen Stoffwechselwerten einher, während bei der hypothyreoten Struma eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Toxische Struma und hyperthyreote Struma zeigen eine Überfunktion der Schilddrüse. Wenn die Schilddrüsenvergrößerung einen Tumor beinhaltet, spricht man von einer Struma maligna. In der Regel handelt es sich bei diesem Tumor um ein Schilddrüsenkarzinom. Die blande Struma ist hingegen eine gutartige, nicht-entzündliche Schilddrüsenvergrößerung. Tritt nach einer Therapie erneut eine Struma auf, spricht man von einer Rezidivstruma.

Auch anhand ihres Auftretens in der Bevölkerung kann die Struma unterteilt werden. Wenn innerhalb eines bestimmten Gebietes mehr als zehn Prozent der Bevölkerung von der Schilddrüsenvergrößerung betroffen sind, wird die Vergrößerung als endemische Struma bezeichnet. Ansonsten handelt es sich um eine sporadische Struma.

Schilddrüsen­vergrößerung – Ursachen

Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenvergrößerung ist ein Jodmangel. Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das für die Funktion der Schilddrüse eine entscheidende Rolle spielt. Das Organ stellt aus Jod die jodhaltigen und ebenfalls lebenswichtigen Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) her. Wenn ein Jodmangel vorliegt, kann die Schilddrüse nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone synthetisieren, sodass die Hormonspiegel im Blut absinken. Die Schilddrüse ist im hormonellen Regelkreis der Hypophyse und dem Hypothalamus untergeordnet. Diese signalisieren den Mangel und schütten vermehrt Hormone aus, die ein Wachstum der Schilddrüse zur Folge haben. Dadurch soll die Schilddrüse das Jod aus der Nahrung besser aufnehmen, sodass zumindest vorübergehend ein Normalzustand hergestellt werden kann. Zu diesem Zeitpunkt liegt eine euthyreote Jodmangelstruma vor. Wenn der Jodmangel bestehen bleibt, reicht die Hormonproduktion trotz Vergrößerung nicht aus und es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Eine Struma kann aber auch bei Schilddrüsenautonomien entstehen. Bei einer Autonomie der Schilddrüse arbeiten Teile des Schilddrüsengewebes unabhängig vom hormonellen Regelkreis. Ferner können Autoimmunerkrankungen wie der Morbus Basedow oder die Hashimoto-Thyreoditis einen Kropf verursachen. Einige Medikamente wie Lithium, Nitrate oder bestimmte Thyreostatika sind ebenfalls kropfverursachend. Eine Vergrößerung der Schilddrüse kann zudem die Folge von Entzündungen im Schilddrüsengewebe, von Zysten oder von Tumoren sein. In den meisten Fällen liegt bei einer bösartigen Veränderung ein Schilddrüsenkarzinom vor. Seltener handelt es sich um Metastasen anderer Organe des Körpers.

Zu den seltenen Ursachen der Struma gehören zudem gutartige Tumore der Hypophyse. Die produzieren das Hormon TSH, das das Schilddrüsenwachstum anregt. Weitere seltene Ursachen einer Schilddrüsenvergrößerung sind Erkrankungen wie Sarkoidose, Amyloidose und Akromegalie. Auch Infektionen mit Parasiten können ein vermehrtes Schilddrüsenwachstum zur Folge haben. Ferner werden Tabakrauch und Selenmangel als Ursachen für eine Schilddrüsenvergrößerung diskutiert.

Schilddrüsen­vergrößerung – Symptome

Nach Einteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO kann die Struma nach Größe in verschiedene Grade eingeteilt werden.

Bei Grad 0a liegt noch keine Struma vor. Hingegen ist die Schilddrüsenvergrößerung bei Grad 0b zwar nicht sichtbar, dafür aber tastbar. Grad I tritt durch eine tastbare und bei zurückgebeugtem Kopf sichtbare Schilddrüsenvergrößerung in Erscheinung. Der zweite Grad ist durch eine sichtbare Struma charakterisiert. Die sichtbare Schilddrüsenvergrößerung ist im dritten Grad sehr deutlich ausgeprägt.

Das Beschwerdebild der Patienten hängt von dem Ausmaß der Vergrößerung und von der Stoffwechsellage ab. Während eine geringe Vergrößerung in der Regel keine Beschwerden verursacht, kommt es bei zunehmender Größe zu Druckgefühlen, Kloßgefühlen und Missempfindungen beim Tragen von Schals oder Kleidung mit engem Kragen. Da die Schilddrüse in unmittelbarer Nähe zur Luftröhre liegt, leiden einige Patienten unter Luftnot bei Belastung oder bei bestimmten Neigungen des Kopfes. Patienten mit einer Struma sind zudem anfälliger für Entzündungen der Bronchien. Eine hochgradige Schilddrüsenvergrößerung kann Luftröhre, Halsgefäße oder die Speiseröhre verdrängen, sodass ausgeprägte Schluckbeschwerden und Atemgeräusche auftreten können.

Bei einer hypothyreoten Struma zeigen sich zudem Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion. Dazu gehören Gewichtszunahme, Ödeme, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung und Libidoverlust. Hingegen kommt es bei einer hyperthyreoten Struma zu Hitzewallungen, vermehrtem Schwitzen, Gewichtsabnahme, Durchfall oder Haarausfall. Diese Symptome weisen auf eine Überfunktion der Schilddrüse hin.

Schilddrüsen­vergrößerung – Therapie

Zur Behandlung der Struma kommen als Therapieverfahren die medikamentöse Therapie, die Operation oder die Radiojodtherapie infrage.

Bis vor einigen Jahren wurden Patienten mit einer Struma Schilddrüsenhormone verabreicht. Über den thyreotropen Regelkreis sollte so eine Erniedrigung des TSH-Werts, der hauptsächlich für das Wachstum verantwortlich ist, erreicht werden. Da die Patienten dadurch allerdings in der Regel über zu viele Schilddrüsenhormone im Blut verfügten, entwickelten sie eine latente Schilddrüsenüberfunktion.

Heute besteht die Standardtherapie sowohl bei der Struma diffusa als auch bei der Struma nodosa aus der Verabreichung von Jodid. In einigen Fällen wird das Jodid mit L-Thyroxin kombiniert. Beide Arzneistoffe wirken sich auf die Vergrößerung der Schilddrüse aus. Das Ziel der Therapie ist es zum einen die Entstehung neuer Knoten zu verhindern und zum anderen das weitere Wachstum der bereits bestehenden Knoten zu hemmen. Dafür ist eine tägliche Jodiddosis von 100 bis 200 µg nötig. Die Dosis des L-Thyroxins richtet sich nach dem TSH-Wert. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion muss diese Therapie meist ein Leben lang erfolgen.

Bei einer latenten oder einer manifesten Schilddrüsenüberfunktion darf jedoch kein Jodid verabreicht werden. Es besteht die Gefahr einer Entgleisung in Form einer thyreotoxischen Krise. Diese kann lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Wenn eine Autoimmunthyreoditis vorliegt, wird ausschließlich mit L-Thyroxin behandelt. So kann die Gabe von Jodid eine Hashimoto Thyreoditis durchaus verschlimmern.

Bei einem konkreten Verdacht auf eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse oder bei der Beeinträchtigung benachbarter Organe ist eine operative Therapie erforderlich. Bei jeder gutartigen Knotenstruma wird eine Teilentfernung der Schilddrüse durchgeführt. Bei einem gesicherten bösartigen Tumor muss die Schilddrüse hingegen komplett entfernt werden. Allerdings wird durch die Operation lediglich die Schilddrüsenvergrößerung und nicht ihre Ursache behandelt. Deshalb ist nach einer Operation zur Vorbeugung einer weiteren Knotenbildung eine Therapie mit Jodid und L-Thyroxin erforderlich. In seltenen Fällen kann bei der Operation der Nervus recurrens geschädigt werden. Die Folge ist eine sogenannte Recurrensparese, die mit Heiserkeit und Schluckproblemen einhergeht.

Mithilfe der Radiojodtherapie lässt sich die Schilddrüse wirksam verkleinern. Zudem können mit diesem Verfahren autonom agierende Schilddrüsenareale ausgeschaltet werden. Die Radiojodtherapie kommt dann zum Einsatz, wenn eine Operation nicht möglich ist. Das Verfahren gehört zu den nuklearmedizinischen Methoden. Dabei kommt radioaktiv markiertes Jod zum Einsatz, dass das veränderte Schilddrüsengewebe zerstört.

Schilddrüsen­vergrößerung – Vorbeugung

Zur Prophylaxe der Struma wird das Speisesalz in vielen Ländern mit Jod angereichert. Dadurch konnte die Jodversorgung in den betroffenen Ländern deutlich verbessert werden, sodass es weniger Kinder und Jugendliche mit Schilddrüsenvergrößerungen gibt. Jedoch steht die Anreicherung mit Jod auch in der Kritik. Einige Experten vermuten, dass das gehäufte Auftreten von Autoimmunerkrankungen in einem Zusammenhang mit der Jodierung des Speisesalzes steht. Eine zusätzliche Jodgabe zur Prävention empfiehlt sich nur bei Personen, die eine positive Familienanamnese haben. Das bedeutet, dass in der Familie dieser Patienten schon früher Schilddrüsenvergrößerungen aufgetreten sind. Weitere Indikationen für eine präventive Jodgabe sind die Schwangerschaft und die Stillzeit.

Alternativ können auch vermehrt jodhaltige Lebensmittel in den Speiseplan eingebaut werden. Dazu gehören unter anderem Seefisch, Algen und Meeresfrüchte.

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