Akupressur: Anwendungsgebiete und Wirksamkeit
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Akupressur – Anwendungsgebiete und Wirksamkeit

Bei der Akupressur wird Druck auf bestimmte Punkte am Körper ausgeübt, um beispielsweise Schmerzen zu lindern. Welche Anwendungsgebiete es noch gibt und wie sich Akupressur auf den Körper auswirkt, erfahren Sie hier.

Die Akupressur ist der Traditionellen Chinesischen Medizin zuzurechnen. Dabei werden enge Parallelen zur Akupunktur deutlich. In beiden Fällen werden Energiepunkte des Körpers stimuliert, mit dem Ziel, den Energiefluss anzuregen und ggf. in die richtigen Bahnen zu lenken. Während sich die Akupunktur Nadeln bedient, kommt die Akupressur ohne aus und bedient sich allein eines manuell ausgeübten Druckes. Zahlreiche Heillehren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) richten sich darauf aus, den Energiefluss im Körper wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Krankheiten entstehen, laut TCM, wenn eine Störung ebendieses Energieflusses vorliegt.

Wie ist die Philosophie hinter Akupressur zu verstehen?

Berufen wir uns auf die Lehre der TCM, dann sind wir von einer Lebensenergie erfüllt. Dieses Qi haben alle Lebewesen gemein. Bei uns Menschen ist die Lebensenergie hauptsächlich in den Organen und Meridianen konzentriert. Befindet sich die Lebensenergie im Lot, ist der Mensch laut TCM gesund. Eine ganze Reihe von Faktoren können dazu führen, dass das Qi aus den Fugen gerät und sein reibungsloser Fluss verhindert wird.

Ein gestörter Energiefluss kann durch äußerliche Faktoren wie Kälte oder Wärme ebenso entstehen, wie Krankheiten, Unfälle, ein ungesunder Lebenswandel oder emotionale Problematiken hierfür verantwortlich sein können. Dabei geht es nicht nur um Krankheiten an sich, sondern zum Beispiel auch um ein durch falsche Ernährung entstandenes Übergewicht. Hiermit wird bereits deutlich, welches breite Anwendungsspektrum der Akupressur zugedacht werden kann.

Akupressur: Auf den Punkt genau

Schauen wir genauer auf die Bedeutung des Wortes Akupressur, gelangen wir zum lateinischen Begriff „acus“, welcher für „Punkt“ steht. Weiterhin leitet sich Akupressur von „pressus“ für „Druck“ ab. Es geht also wortwörtlich darum, Punkte zu drücken.

Die alte Heillehre der TCM stützt sich auf die Stimulierung der Akupunkturpunkte, also im Prinzip auf die gleichen Punkte, die bei der Akupunktur genadelt werden. Die Energiepunkte sind auf Energiebahnen angeordnet, welche als Meridiane bezeichnet werden.

Akupressurpunkte stellen das Zentrum der Akupressur dar. Wer die Akupressur ausüben möchte, muss sich mit den Meridianen auskennen. Damit sind die Kanäle gemeint, welche von der Lebensenergie durchflossen werden. Die TCM kennt zwölf Meridiane. Jedem einzelnen Kanal sind einzelne Organe oder ganze Organgruppen zugeordnet. Liegt eine Blockade des Meridians vor, hemmt dies die Lebensenergie und der Mensch wird krank. Die Akupressur hat nun die Aufgabe, die einzelnen Punkte gezielt zu stimulieren, damit das Qi wieder ungehindert fließen kann und die körperlichen Erkrankungen oder seelischen Störungen verschwinden.

Wie werden die einzelnen Punkte bei der Akupressur stimuliert?

Technische Hilfsmittel kommen bei der Akupressur nicht zum Einsatz. Der Therapeut arbeitet ausschließlich mit den Händen. Es können auch Ellbogen, Knie oder die Füße zu Hilfe genommen werden.
Die Punkte werden mit den Fingerkuppen von Daumen, Mittelfinger oder Zeigefinger massiert. Auch ein Druck, der mit dem Handballen ausgeübt wird, ist möglich. Die Energiepunkte können auch durch Schieben, Kneten oder Kneifen stimuliert werden. Wichtig ist, dass es sich für den Patienten nicht unangenehm anfühlt und dieser keine Schmerzen bei der Behandlung empfindet.

Empfindet der Patient eine angenehme Wärme, dann kann ebenfalls von einer erfolgreichen Behandlung ausgegangen werden. Jeder Energiepunkt wird etwa zwischen einer und zwei Minuten stimuliert. Es können mehrere Punkte in Folge behandelt werden. Die Behandlung kann über den Tag verteilt bis zu viermal wiederholt werden.

Wann wird Akupressur angewendet?

Besonders gut geeignet ist die Akupressur bei kleineren und nicht tief liegenden Störungen im funktionellen wie psychosomatischen Bereich. Werden die Blockaden früh erkannt und behandelt, besitzt die Akupressur die größten Erfolgsaussichten. Bei chronischen körperlichen Beschwerden oder tief liegenden seelischen Störungen wird sich ein schneller Erfolg vermutlich nicht einstellen und es ist eine langwierige Therapie angezeigt. Begleitend lässt sich die Akupressur jedoch jederzeit einsetzen.

Typische Anwendungsbereiche der Akupressur sind:

  • Verspannungen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Stress
  • Schlafstörungen

Eigentlich sind für alle Krankheiten die entsprechenden Energiepunkte vorhanden. Ebenso bietet die Heillehre einen guten Zugang zum psychischen Erleben und Erfahren. Bei tief liegenden und lang andauernden Beschwerden wird der Therapeut zu weiteren Behandlungsmethoden wie Shiatsu, Akupunktur oder einer langfristigen Ernährungsumstellung raten.

Achtung: Schwere Erkrankungen bedürfen ärztlicher Behandlung. Akupressur kann die nötige schulmedizinische Therapie aber jederzeit begleiten.

Leichte Erkrankungen sind jedoch mit der Akupressur gut behandelbar. Plagen Sie also Kopfschmerzen, ist der Nacken verspannt, schmerzt der Zahn oder leiden sie unter Schlafstörungen, bietet die Akupressur einen guten Behandlungsansatz.

Schnelle Hilfe bei den häufigsten Beschwerden

auftretende Beschwerden Lage der Akupressurpunkte Behandlungsmethode
Durchfall Handgelenk
Grundgelenk des Zeigefingers
Die Innenfläche des Handgelenks ist zu stimulieren.
Das Zeigefinger-Grundgelenk wird an der Daumenseite massiert.
Kopfschmerzen Augenbraue
Nase
Ohr
Die Massage erfolgt mit Daumen und Zeigefinger, mittig des Nasenrückens.
Der Schmerzpunkt liegt unmittelbar über den Augenbrauen.
Ebenso lassen sich Kopfschmerzen lindern, wenn ein Druck auf die hinter den Ohren liegenden Vertiefungen ausgeübt wird.
Rückenschmerzen Hüfte
Rippen
Schulterblatt
Die Punkte liegen oberhalb und unterhalb des Hüftknochens, in der Gesäßmitte.
Die Stimulierung entlang der Rippen erfolgt parallel zum unteren Schulterblatt.
Linderung verschaffen Sie sich auch, wenn Sie am Rand der Schulterblätter massieren.
Zahnschmerzen Handgelenk
Nagel des Zeigefingers
Am Handgelenk wird auf der Handinnenseite stimuliert.
Schmerzen lassen sich auch unterdrücken, wenn Sie den Daumennagel an die Außenseite des Zeigefingernagels pressen.
Hierbei kann Druck ausgeübt werden, bis es zu schmerzen beginnt.
Halsschmerzen Hals
Kiefergelenk
Ohrläppchen
Am Hals sollte sanfter Druck knapp oberhalb des Kehlkopfes ausgeübt werden.
Der Punkt für das Kiefergelenk liegt unter den Ohrläppchen.
Halsschmerzen werden sich auch reduzieren, wenn vor den Ohrläppchen stimuliert wird.

Wie häufig sollte bei der Akupressur stimuliert werden?

Sind die Beschwerden akuter Natur, können Sie die Behandlung bei Bedarf durchführen. Bestehen die Beschwerden bereits seit Längerem, können Sie die Behandlung bis zu dreimal täglich wiederholen. Manche Punkte können bei Berührung empfindlich reagieren. Dann ist der Druck weniger intensiv auszuüben. Jeder Punkt sollte dann nur etwa 30 Sekunden lang behandelt werden. Erscheinen die Punkte weniger druckempfindlich, kann der Druck intensiviert werden. Schmerzen sollten jedoch bei einer Behandlung nicht auftreten.

Wie ist die Wirkungsweise der Akupressur zu erklären?

Seit mehr als 5.000 Jahren praktizieren die Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin Akupressur.

Dabei werden verschiedene Richtungen unterschieden:

Jin Shin DoDruck
ShiatsuMassage
Akupunktur nach PenzelMassage, Druck

Die TCM ordnet unseren Organen und Körperfunktionen fünf unterschiedliche Basisenergien zu:

  • Wärme
  • Wind
  • Kälte
  • Feuchtigkeit
  • Trockenheit

Diese Basisenergien durchströmen die Meridiane. Die auf den Meridianen befindlichen Energiepunkte lassen die Energie einströmen und wieder austreten. Die Akupressur stimuliert diese Punkte, um den Energiefluss zu harmonisieren und für eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte zu sorgen. Damit finden Körper und Geist wieder in Einklang zurück.

Abnehmen mit Akupressur, geht das?

Auch der ständige Griff in die Chipstüte oder der nächtliche Gang zum Kühlschrank können mit einer aus den Fugen geratenen Lebensenergie verbunden werden und fallen damit in das Behandlungsspektrum der Akupressur. Heißhunger kann durch die Stimulierung des Punktes „Zentrum des Menschen“ reduziert werden. Dieser Punkt befindet sich zwischen der Nase und dem Rand der Oberlippe.

Eben erst gegessen und schon wieder Hunger? Hier kann die Stimulierung des „Auslöschenden See“ helfen. Dieser Punkt liegt zwischen Ellenbogen und Schulter, also in der Mitte des Oberarms.

Schon wieder Lust auf einen Schokoriegel? Dann sollte der Akupressurpunkt „Vereinte Täler“ massiert werden. Dieser befindet sich zwischen Zeigefinder und Daumen, direkt in der Faltenvertiefung und bremst die Lust auf Süßes.

Welches sind die wichtigsten Akupressurpunkte?

Die TCM kennt über 400 Energiepunkte, die sich entlang von zirka 50 Energiebahnen befinden. Einige Akupressurpunkte sind besonders wirkungsvoll und vielseitig nutzbar.

➔ Lungen-Meridian

Entlang des Lungen-Meridians verlaufen elf Akupressurpunkte. Der Kanal verläuft zwischen der Arminnenseite bis zum Daumen. Hier liegt der Akupresurpunkt LU-7. Diesen finden Sie, wenn Sie vom Daumen ausgehend sich in Richtung des oberen Handgelenkes und der dortigen Vertiefung bewegen. Gehen Sie dort etwa eine Daumenbreite bis zum seitlichen Arm. Dort liegt der Punkt direkt am herausstehenden Knochen. Die Stimulation dieses Akupressurpunktes hilft bei Erkältung, Kopfschmerzen, Halsschmerzen oder einem verspannten Nacken.

➔ Dickdarm-Meridian

Der Dickdarm-Meridian vereint 20 Akupressurpunkte und verläuft zwischen dem Zeigefinger und der Außenseite der Arme bis zum Seitenflügel der Nase. Wo die Knochen von Daumen und Zeigefinger aufeinandertreffen, liegt der Akupressurpunkt LI-4. Dies ist ein sehr effektiver Punkt, wenn Sie von Schmerzen geplagt werden. Auch bei Verdauungsproblemen, Fieber oder Nasenbluten kann dieser Akupressurpunkt Linderung verschaffen.

➔ Magen-Meridian

Ganze 45 Akupressurpunkte liegen auf dem Magen-Meridian. Dieser beginnt unter dem Auge und verläuft in seinem ersten Zweig bis zur Wange. Über den Hals, die Brust und den Bauch bis hin zum zweiten Zeh verläuft der zweite Strang. Für uns interessant ist der 36. Punkt, welcher zwischen dem Schienbein und dem Muskel des vorderen Unterbeins etwa vier Fingerbreit unterhalb der Kniescheibe zu finden ist. Durch die Massage dieser Punkte lässt sich die Verdauung stimulieren. Sie verschaffen sich Hilfe bei Blähungen, Verstopfung oder Durchfall.

Was ist bei der Akupressur zu beachten?

Wie bei allen Heillehren der TCM sollte die Behandlung in einem ruhigen Umfeld erfolgen und sie sollten dabei nicht auf die Uhr schauen. Wichtig ist also, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen. Unmittelbar nach dem Essen sollte keine Akupressur durchgeführt werden. Auch wenn Sie sich müde und ausgelaugt fühlen oder einfach zu tief ins Glas geschaut haben, ist nicht der richtige Zeitpunkt für die Behandlung. Sollte währender Behandlung Schmerzen oder allgemeines Unwohlsein auftreten, ist die Behandlung sofort abzubrechen.

Kann Akupressur auch bei Kindern durchgeführt werden?

Akupressur kann bei Personen jeden Alters angewendet werden. Bei kleinen Kindern ist natürlich sanfter vorzugehen. Jeder Punkt wird dann nur für maximal 30 Sekunden behandelt. Die Kinder sollten alt genug sein, sich mitteilen zu können, wenn sie Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen, damit die Behandlung jederzeit abgebrochen werden kann.

Besitzt die Akupressur Nebenwirkungen?

Die Akupressur ist als Therapieform auf die Behebung funktioneller Störungen ausgerichtet. Liegen schwerwiegende Schäden an Organen oder Knochen vor, ist die Wirkung der Massage erschöpft. Akupressur sollte nicht an entzündeten oder erkrankten Stellen praktiziert werden. Empfindet der Patient Schmerzen oder Unwohlsein ist die Behandlung abzubrechen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Wird die Akupressur von den Kassen übernommen?

Für die Wirkungsweise der Akupressur gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege. Die Kassen erstatten die Behandlung nicht. Akupressur ist jedoch auch für die Selbstbehandlung sehr gut geeignet.

Das 1×1 für Selbstanwender

Möchten Sie die Akupressur selbst anwenden, waschen Sie sich vor der Anwendung gründlich die Hände und beginnen Sie diese leicht zu kneten. So werden die Hände wärmer und die Finger zugleich auch empfindlicher. Berühren Sie mit den Fingerspitzen sanft den jeweiligen Akupressurpunkt und beginnen, leicht zu drücken und zu klopfen. Sind die Beschwerden akuter Natur, üben sie weniger Druck aus. Bei chronischen Beschwerden können Sie fester aufdrücken.

Wenn die richtige Stelle gefunden ist, werden sie dies in der Regel selbst spüren. Es kann zu einem leichten Prickeln auf der Haut kommen, manchmal tritt auch leichter Berührungsschmerz auf, doch dieser vergeht in der Regel schnell wieder. Entspannen Sie sich bei der Anwendung. Ob Sie dabei sitzen oder liegen, bleibt ihnen überlassen.

Wann sollte die Akupressur nicht durchgeführt werden?

Leiden Sie unter Herz-Kreislaufbeschwerden, sollte die Akupressur nicht durchgeführt werden. Auch in der Schwangerschaft sollten zumindest keine Punkte stimuliert werden, die in Verbindung mit dem Unterleib stehen. Wer unter Krampfadern leidet, sollte ebenfalls von einer Anwendung absehen. Auch bei äußerlicher Hautveränderung wie Ekzem oder Pilzinfektionen ist die Akupressur nicht durchzuführen.

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