Adipositas
Unter Adipositas (Fettleibigkeit) versteht man ein starkes, gesundheits­schädigendes Übergewicht
Krankheiten

Adipositas – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Adipositas wird in der Umgangssprache auch als Fettleibigkeit bezeichnet. Die Stoffwechsel- und Ernährungskrankheit geht mit starkem Übergewicht und einer ausgeprägten Vermehrung des Körperfettgehalts einher.

Was ist Adipositas?

Adipositas ist eine chronische Gesundheitsstörung, die durch starkes, gesundheitsschädigendes Übergewicht gekennzeichnet ist. Entsprechend der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ein Mensch ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m² adipös. Der BMI, auch als Körpermasseindex bekannt, dient der Bewertung des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zu seiner Körpergröße. Er errechnet sich durch das Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern im Quadrat. Während man bei einem BMI ab 30 von einer Adipositas vom Grad I spricht, liegt bei BMI-Werten ab 35 bereits der Grad II vor. BMI-Werte ab 40 deuten auf eine extreme Adipositas (Grad III) hin.

Doch nicht nur das Ausmaß des Übergewichts, sondern auch die Fettverteilung im Körper spielt bei der Einschätzung des persönlichen Gesundheitsrisikos eine entscheidende Rolle. Um die Fettverteilung zu beurteilen, wird der Taillenumfang herangezogen. Beträgt dieser bei Männern mehr als 102 Zentimeter und bei Frauen mehr als 88 Zentimeter, besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen. Insbesondere das Herz-Kreislauf-System und der Bewegungsapparat leiden unter dem zusätzlichen Gewicht.

Die Adipositas spielt in der Medizin zunehmend eine wichtige Rolle. Studien zufolge ist jeder dritte Mensch auf der Welt übergewichtig oder sogar fettleibig. Vor allem in den USA und in Mexiko aber auch in Europa, insbesondere in Deutschland, steigt die Zahl der Adipositasfälle. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft schätzt, dass in Deutschland rund 16 Millionen Menschen an Fettleibigkeit leiden. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen zeigt sich ein rasanter Anstieg. 15 Prozent der deutschen Kinder haben Übergewicht, bis zu sechs Prozent sind sogar adipös.

Adipositas – Ursachen

Überernährung und Bewegungsmangel gehören zu den wichtigsten Ursachen der Fettleibigkeit. Umstritten ist jedoch bisher, ob die Gesamtkalorienmenge oder die Zusammensetzung der Nahrung für das Gewicht entscheidend ist. So zeigt sich in der Ernährung von Menschen mit Adipositas häufig ein erhöhter Fettanteil. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine Aufteilung in 55 Prozent Kohlenhydrate, 30 Prozent Fett und 15 Prozent Eiweiß. Tatsächlich liegt der Fettanteil bei adipösen Menschen oft bei bis zu 50 Prozent. Statt der empfohlenen 70 bis 80 Gramm Fett pro Tag verzehren sie bis zu 140 Gramm Fett. Ein Gramm Fett hat mehr als doppelt so viele Kilokalorien wie ein Gramm Eiweiß oder ein Gramm Kohlenhydrate. Noch dazu regt Fett den Appetit an und verleitet so zu einer erhöhten Kalorienzufuhr. Erhält der Körper täglich mehr Kalorien, als er durch den normalen Energieumsatz und durch Bewegung verbrennt, steigt das Körpergewicht.

Bewegungsmangel begünstigt diesen Gewichtsanstieg. Bei einer zu geringen körperlichen Belastung nimmt die Muskelmasse ab. Auch die Stoffwechselaktivität ist gedrosselt. Dadurch sinkt der Energiegrundumsatz, der zur Aufrechterhaltung sämtlicher biochemischer Stoffwechselprozesse nötig ist. Infolge verbrennt der Körper weniger Kalorien.

Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Adipositas spielt das Hormonsystem. Mit steigendem Gewicht nimmt die Empfindlichkeit der Insulinrezeptoren im Fettgewebe ab. Dadurch reagieren die Fettzellen schlechter auf das Hormon Insulin, das ein wichtiger Faktor bei der Regulation des Blutzuckers ist. Bei Nahrungsaufnahme steigt der Zuckergehalt im Blut stark an, infolge wächst das Hungergefühl.

Doch nicht immer geht die Adipositas auf Fehlernährung, Bewegungsmangel oder andere sozio-kulturelle Faktoren zurück. Stoffwechselkrankheiten wie die Schilddrüsenunterfunktion, das Cushing-Syndrom oder Zuckerstoffwechselstörungen können Übergewicht verursachen.

Ebenso wird ein Zusammenhang mit Infektionen durch Adenoviren und Adipositas vermutet. So sind die Viren scheinbar in der Lage Stammzellen in Fettzellen umzuwandeln.

Verschiedene Medikamente wie beispielsweise Kortikosteroide oder Betablocker führen bei Einnahme ebenfalls zu einer Gewichtszunahme.

Adipositas – Symptome

Das krankhafte Übergewicht wirkt sich negativ auf verschiedene Organsysteme aus. Dabei zeigen sich die Symptome in der Regel nicht direkt, sondern erst bei länger bestehender Adipositas. Das Ausmaß der Beschwerden hängt häufig auch von dem Ausmaß des Übergewichts ab.

Insbesondere das Herz-Kreislauf-System ist bei adipösen Menschen starken Beanspruchungen ausgesetzt. Bereits bei geringen körperlichen Belastungen zeigt sich bei den Betroffenen eine schnelle Ermüdung oder Atemnot. Herz und Lunge können den erhöhten Sauerstoffbedarf, der durch das zusätzliche Körpergewicht entsteht, nicht kompensieren. Nicht nur bei körperlicher Anstrengung oder bei hohen Temperaturen neigen adipöse Menschen zudem zu starkem Schwitzen.

Der Bewegungsapparat ist ebenfalls stark belastet. Wer deutliches Übergewicht hat, leidet oft unter Gelenkbeschwerden. Die dauernde Überlastung der Gelenke zeigt sich vor allem in den Knie- und Sprunggelenken und im Bereich der unteren Wirbelsäule und macht sich durch frühzeitige Abnutzung (Arthrose), Bandscheibenvorfälle und Schmerzen bemerkbar.

Viele Menschen mit starkem Übergewicht leiden zudem unter dem sogenannten Schlafapnoe-Syndrom (SAS). Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, die mit Schnarchen und Atemaussetzern während des Schlafens einhergeht. Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom sind aufgrund der mangelnden Qualität des Schlafes tagsüber häufig müde und unkonzentriert.

Die Adipositas erhöht ferner das Risiko für verschiedene andere Erkrankungen. Dazu gehören neben dem Bluthochdruck und der Arteriosklerose mit Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall auch Brustkrebs und die Alzheimer-Krankheit.

Doch nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen und seelischen Folgen des krankhaften Übergewichts machen sich oft deutlich bemerkbar. Übergewichtige Menschen werden häufig diskriminiert und reagieren darauf mit sozialem Rückzug. Die Adipositas gilt deshalb als Risikofaktor für verschiedene psychische Erkrankungen wie beispielsweise die Depression.

Adipositas – Therapie

Zur erfolgreichen Behandlung des krankhaften Übergewichts sind in der Regel tief greifende Veränderungen der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten nötig. Eine kurzfristige Gewichtsreduktion reicht hingegen nicht aus. Fettleibige Menschen schaffen diesen entscheidenden Schritt häufig nicht allein. Die psychosomatische Medizin und die Verhaltenstherapie bieten verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten und zeigen den Patienten Möglichkeiten, das gesundheitsschädigende Verhalten durch alternative gesundheitsfördernde Handlungen zu ersetzen. In der Ernährungsberatung lernen die Betroffenen, worauf sie beim Einkauf und bei der Zubereitung ihrer täglichen Nahrung achten müssen.

Ernährungs- und Verhaltenstherapie sollten durch eine gezielte Bewegungstherapie ergänzt werden. Insbesondere Ausdauersportarten wie Rad fahren, Schwimmen oder Walking steigern die Energiebilanz und begünstigen so die Gewichtsabnahme. In schwereren Fällen kann ein stationäres Behandlungsprogramm oder der Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung sinnvoll sein.

Die Gewichtsreduktion kann in Absprache mit dem Arzt medikamentös unterstützt werden. Dazu kommen die sogenannten Anorektika zum Einsatz. Diese können den Grundumsatz anregen oder das Hungergefühl über eine Beeinflussung verschiedener Botenstoffe im Gehirn hemmen.

Wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Als Voraussetzung muss der BMI jedoch über 40 kg/m² liegen oder es müssen bereits gewichtsbedingte Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Schlafapnoe vorhanden sein. Die Operation kann bei Patienten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt werden. Ab einem Lebensalter von 65 Jahren darf der chirurgische Eingriff nur noch in Ausnahmefällen erfolgen.

Zur operativen Behandlung der Adipositas stehen verschiedene chirurgische Verfahren zur Verfügung. Grundsätzlich kann zwischen restriktiven und malabsorptiven Maßnahmen unterschieden werden. Restriktive Eingriffe dienen der Verkleinerung des Magens, sodass die Patienten bereits nach der Aufnahme kleiner Nahrungsportionen gesättigt sind. Infolge nehmen sie weniger Nahrung zu sich und verlieren dadurch an Gewicht. Bei den malabsorptiven Verfahren verändert der Chirurg den Verdauungstrakt so, dass die Nährstoffe aus der Nahrung nur noch verzögert aufgenommen werden können. Dadurch nimmt die Nährstoffmenge, die ins Blut gelangt, ab. Zu den häufigsten operativen Verfahren bei Adipositas gehören das Magenband, der Schlauchmagen und die biliopankreatische Diversion. Der Übergewichtsverlust beträgt je nach Verfahren zwischen 50 und 70 Prozent.

Adipositas – Vorbeugung

Ein gesunder Lebensstil mit ausreichender Bewegung und ausgewogenen Mahlzeiten ist zur Prävention der Adipositas empfehlenswert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu einer abwechslungsreichen Kost mit reichlich Vollkornprodukten und Kartoffeln. Zusätzlich sollten mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag verzehrt werden. Rohe oder kurz gegarte Obst- und Gemüsegerichte versorgen den Körper nicht nur mit Vitaminen und Mineralstoffen, sondern auch mit Ballaststoffen und wertvollen sekundären Pflanzenstoffen. Milch und Milchprodukte können täglich verzehrt werden, Fleisch und Wurstwaren sollten hingegen seltener auf dem Speiseplan stehen. In der Woche sollte hier eine Verzehrmenge von 300 bis 600 Gramm nicht überschritten werden.

Eine gesteigerte Zufuhr von Nahrungsfetten kann zur Entstehung von Übergewicht beitragen. Insbesondere gesättigte Fettsäuren stehen zudem in Verdacht Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu begünstigen. Deshalb sind pflanzliche Öle und Fette zu bevorzugen. Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel sollten nur gelegentlich verzehrt werden.

Zur Gewichtsregulierung muss ferner auf ausreichende körperliche Bewegung geachtet werden. 30 bis 60 Minuten Aktivität pro Tag steigern den Grundumsatz und tragen so zu einem gesunden Körpergewicht bei.

Eine entscheidende Rolle in der Prävention von Übergewicht spielt zudem die Betreuung im Kindes- und Jugendalter. Schlechte Ernährungsgewohnheiten und mangelnde körperliche Aktivität werden häufig schon von den Eltern vorgelebt. Kinder und Jugendliche müssen deshalb frühzeitig zu einer gesunden Ernährung und einer aktiven Lebensgestaltung motiviert werden. Dafür gibt es bundesweit und auch regional verschiedene Programme und Initiativen.

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