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Bei Gefäßerkrankungen zum Spezialisten. © _KUBE_ / stock.adobe.com
Krankheiten

Gefäßchirurgie – Was kann sie und wann ist sie sinnvoll?

Viele haben den Begriff „Gefäßchirurgie“ bestimmt schon einmal gehört. Doch was verbirgt sich dahinter und in welchen Fällen sollte man den Gang zum Gefäßchirurgen in Erwähnung ziehen? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen finden Sie in diesem Artikel.

Die Gefäßchirurgie ist ein Teilgebiet der Chirurgie und befasst sich Gefäßerkrankungen und Gefäßverletzungen. Genauer betrachtet betreibt Gefäßchirurgie Vorsorge hinsichtlich bestimmter Gefäßerkrankungen und nutzt dafür modernste Diagnosetechniken. Bestehende Krankheiten werden operativ begleitet, wobei viele Operationen inzwischen minimalinvasiv erfolgen. Die Nachsorge nach Operationen sowie die weitere Begleitung der Patienten fällt ebenfalls ins Aufgabengebiet der Gefäßchirurgie.

Abzugrenzen von der Gefäßchirurgie ist die Herzchirurgie, die sich auf Operationen am Herzen und der großen herznahen Blutgefäße spezialisiert hat.

Gefäßerkrankungen

Unser Körper ist durchzogen mit größeren, kleineren und feinsten Blutgefäßen, die die Versorgung sämtlicher Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen sicherstellen und ebenso für den Abtransport von Stoffwechselendprodukten wie Kohlenstoffdioxid, Harnstoff und Harnsäure sorgen.

So gibt es die Arterien, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen weg in den Körper transportieren, und Venen, die das sauerstoffarme Blut wieder zurück zum Herzen transportieren. Je nachdem, welcher Art die erkrankten Gefäße sind, spricht man von Arterien- oder Venenerkrankungen.

➔ Arterien

Alterungsprozesse im Körper führen im Laufe der Zeit zu Veränderungen der Gefäßwände, es kann zu Ablagerungen und Verkalkung einzelner oder mehrerer Arterien kommen. In der Folge verändert sich der Durchmesser der betroffenen Blutgefäße und es kann im schlimmsten Falle zum Gefäßverschluss kommen. Daraus wiederum können sich Durchblutungsstörungen und Schlaganfälle entwickeln.

Aber auch Erweiterungen der arteriellen Blutgefäße, die sogenannten Aneurysmen, können zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

➔ Venenerkrankung

Neben arteriellen Thrombosen gibt es auch venöse Thrombosen. Diese entstehen durch Blutgerinnsel, die sich in den Venen bilden und an den Wänden festsetzen. Lösen diese sich später ab, können sie zur Lungenembolie führen.

Grundsätzlich können Venenwände durch eine angeborene Bindegewebsschwäche auch erweitert sein, was wiederum den Blutrückfluss zum Herzen erschwert. Findet dieser Vorgang beispielsweise in den Beinen statt, kann es zu Krampfadern kommen.

Bestehen Venenveränderungen über einen langen Zeitraum, kann die daraus entstehende veränderte Blutzirkulation zu Folgeerkrankungen wie Wasseransammlungen in den Beinen kommen.

➔ Weitere Gefäßerkrankungen und Folgeerkrankungen

Nicht immer sind die Blutgefäße der Beine betroffen. Ablagerungen und Verkalkungen können sich auch in der Halsschlagader ansammeln.

Aneurysmen, die ballonartigen Aussackungen der Arterienwände, finden sich zwar meistens in der Baucharterie. Aber auch die Hirnarterien können betroffen sein.

Bleiben Gefäßerkrankungen über längere Zeit unentdeckt und werden Diagnosen dadurch oft zu spät gestellt, kann es zu schweren Folgeerkrankungen kommen. Schlaganfall, Herzinfarkt oder auch Amputationen einzelner Gliedmaßen können dann die Folge sein.

Gefäßchirurgie

In den meisten Fällen werden betroffene Patienten von ihrem Hausarzt zu einem Gefäßspezialisten überwiesen. Diesen stehen modernste Diagnoseverfahren zur Verfügung. Einige stellen wir im Folgenden vor.

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Aufklärung über Diagnose und Therapie ist wichtig. © rocketclips / stock.adobe.com

➔ Gefäßultraschall

Der Gefäßultraschall, auch farbcodierte Doppler- und Duplex-Sonographie genannt, kann den Blutfluss im Körper optisch darstellen. Zusätzlich erhält man Auskunft zu Gewebestrukturen und Gefäßwandveränderungen. Eine farbliche Codierung, die von einem Spezialisten entsprechend verstanden werden muss, ermöglicht weitere detaillierte Aussagen.

➔ Dopplerdruckmessung

Hierbei wird der arterielle Druck der Arm- und Beinarterien miteinander verglichen. Diese Untersuchung gibt Ausschluss über arterielle Durchblutungsstörungen.

➔ Photoplethysmographie

Die Photoplethysmographie dient zur Analyse der Strömungsverhältnisse in den Venen. Aus dem Untersuchungsergebnis lässt sich ableiten, ob das Venensystem in seiner Leistung verbessert werden kann.

➔ Venenverschlussplethysmographie

Diese diagnostische Maßnahme ermöglicht Durchblutungsmessungen der Arterien und Venen.

Um also gezielt zu schauen, welcher Art die Gefäßerkrankung ist und wo sie lokalisiert ist, bedarf es speziell geschulter Ärzte, die die teils komplexen Untersuchungsergebnisse richtig interpretieren können. Zugleich sollten diese dem Patienten verständlich erklärt und infrage kommende Behandlungen und Therapien aufgezeigt werden.

Beispielsweise haben sich im Zentrum für Gefäßchirurgie in Mainz hoch spezialisierte Ärzte zusammengeschlossen, um Patienten mit Gefäßerkrankungen optimal zu begleiten. Die Gefäßchirurgie in Mainz deckt viele Gefäßerkrankungen ab, die nach einer umfassenden Diagnose mit modernen Geräten so schonend wie möglich therapiert werden. Sofern möglich, wird minimalinvasiven Behandlungen der Vorzug gegeben. Aber auch konventionelle Operationen werden durchgeführt, wenn es die Erkrankung erfordert. Zum Vorteil für die Patienten führt die Gefäßchirurgie in Mainz auch die Nachsorge durch und begleitet die Patienten auf ihrem Genesungsweg.

Therapieformen

Die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt.

Viele Krankheiten können inzwischen minimalinvasiv behandelt werden. Das Ziel minimalinvasiver Eingriffe liegt darin, die eigentlichen Eingriffe und Einschnitte in den Körper zu minimieren bei gleichen oder gar größerem therapeutischen Effekt gegenüber herkömmlicher Operationen.

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Stents zur Weitung verengter Blutgefäße. © Christoph Burgstedt / stock.adobe.com

In der Gefäßchirurgie hat sich diesbezüglich vor allem die Kathetermethode durchgesetzt. Dabei wird ein kleiner Einschnitt in eine größere Arterie vorgenommen, in die dann ein Kunststoffschlauch eingeführt wird. Durch diesen kleinen Schlauch wiederum können nun Ausschälungen der Ablagerungen, Aufweitungen verengter Gefäße oder auch Eröffnungen verschlossener Gefäße vorgenommen werden. Ebenso können über diesen Weg die sogenannten Stents eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um kleine Gefäßstützen aus Kunststoff oder Metall.

Nicht alle Gefäßerkrankungen können jedoch schonend behandelt werden, da nicht jeder Bereich des Körpers dafür geeignet ist. So sind unter anderem die Blutgefäße im Leistenbereich für den Einsatz von Stents ungeeignet. In solchen Fällen muss dann herkömmlich operiert werden. Das ist auch oft bei Aneurysmen der Fall.

Wie vielfältig die Behandlungsmöglichkeiten sind, soll die folgende Tabelle verdeutlichen. Anhand einiger ausgewählter Krankheiten erhalten Sie so einen Einblick in die unterschiedlichen Therapieansätze.

KrankheitenBehandlungsmöglichkeiten
Krampfadern• Kompression
• Verödungsthearpie
• Stripping-Operation
Venenentzündung• Kompressionsverband
• Medikamente gegen Entzündungen
Thrombose• Kompressionsverband
• Heparingabe
• Infusion zur Auflösung des Gerinnsels
Arteriosklerose• Medikamente
• Operation
Aneurysma• Operation zur Einsetzung eines Stents im Blutgefäß oder um das Blutgefäß herum

Um also die passende Therapie zu finden, braucht es umfangreiche Voruntersuchungen und die entsprechende Diagnostik. Das können Hausärzte in der Regel nicht leisten. Daher ist dann der Gang zu einem Gefäßspezialisten empfehlenswert. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie hat darüber hinaus Leitlinien für den Umgang mit Gefäßerkrankungen entwickelt, die hinsichtlich der Vor- und Nachsorge, der Diagnostik und der eigentlichen Therapie eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe darstellen und so eine möglichst optimale Behandlung versprechen.