Kurzsichtigkeit
Bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) können Betroffene entfernte Objekte nur noch unscharf und verschwommen erkennen
Krankheiten

Kurzsichtigkeit – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Kurzsichtigkeit ist eine Form der optischen Fehlsichtigkeit (Ametropie). In der medizinischen Fachsprache wird diese Fehlsichtigkeit auch als Myopie bezeichnet.

Was ist Kurzsichtigkeit?

Bei einer Kurzsichtigkeit ist das normale Sehvermögen gestört. Den Betroffenen fällt das Sehen in der Ferne schwer. Während sie Objekte in der Nähe meist problemlos erkennen können, nehmen sie weiter entfernte Gegenstände oder Menschen verschwommen und nur sehr undeutlich wahr. Das Ausmaß der Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien angegeben.

Normalerweise weist ein gesundes Auge eine Brechkraft von rund 60 bis 65 Dioptrien (dpt) auf. Liegt eine Fehlsichtigkeit vor, weicht die Zahl von diesem Normwert ab. Wie groß diese Abweichung ist, wird bei der Kurzsichtigkeit mit einem Minus und der entsprechenden Abweichung angegeben. So handelt es sich bei einer Abweichung von -0,5 dpt eher um eine leichte Sehschwäche, während -5,75 dpt auf eine ausgeprägtere Fehlsichtigkeit hindeuten.

Die Kurzsichtigkeit ist recht weit verbreitet. So ist etwa jeder dritte Deutsche kurzsichtig. In Deutschland, vielen anderen Staaten Europas, in Südostasien und auch in Amerika ist die Tendenz steigend.

Kurzsichtigkeit – Ursachen

Um die Ursachen der Myopie zu verstehen, ist es wichtig, die Anatomie und Physiologie des Auges zu kennen. Das Auge funktioniert ähnlich wie eine Fotokamera. Das von den Objekten der Außenwelt reflektierte Licht gelangt durch die Hornhaut, die Pupille, die Linse und den Glaskörper zur Netzhaut. Die Augenlinse und die Hornhaut entsprechen dem Kameraobjektiv. Sie brechen das Licht und bündeln es zu einem Punkt. Im Normalfall treffen die Lichtstrahlen dann ähnlich wie auf dem Film der Kamera genau auf die Netzhaut. Von dort werden die Informationen über Nerven zum Gehirn geleitet und dann zu fertigen Bildern verarbeitet.

Damit sowohl weit entfernte als auch nahe Gegenstände klar wahrgenommen werden können, muss das Auge die Brechkraft verändern. Für diese sogenannte Akkommodation ist die Augenlinse zuständig. Sie kann mithilfe der Augenmuskeln zusammengezogen werden. Wenn sie flacher ist, können ferne Gegenstände besser abgebildet werden. Eine weniger zusammengezogene Linse weist eine größere Brechkraft auf, sodass eine scharfe Abbildung naher Gegenstände möglich ist.

Die Kurzsichtigkeit entsteht nun durch ein Missverhältnis zwischen der Brechkraft und der Länge des Augapfels. Bei weiter entfernten Objekten treffen die durch die Linse gebündelten Lichtstrahlen nicht direkt auf die Netzhaut, sondern enden bereits ein Stück davor. So ist keine scharfe Abbildung des Objektes möglich. Diesem Missverhältnis können zwei Ursachen zugrunde liegen. Zum einen kann der Augapfel zu lang sein. Somit ist die Netzhaut weiter von der Hornhaut und der Augenlinse entfernt. Man spricht hier auch von einer Achsen-Myopie. Bereits eine Augapfelverlängerung von nur einem Millimeter kann eine starke Kurzsichtigkeit hervorrufen. In den meisten Fällen ist die Verlängerung des Augapfels erblich bedingt.

In selteneren Fällen liegt eine Brechungs-Myopie vor. Hier ist der Augapfel zwar normal lang, Hornhaut und Linse haben jedoch eine zu starke Brechkraft. Die Brechkraft der Linse kann sich beispielsweise durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder den Katarakt (Grauer Star) verändern. Ferner kann der Radius der Hornhaut zu klein sein.

Eine Sonderform der Kurzsichtigkeit ist die maligne Myopie, auch als Myopia magna oder Myopia progressiva bezeichnet. Hier dehnt sich aus ungeklärter Ursache der Augapfel, sodass Netzhaut und Aderhaut dünner werden. Patienten mit einer malignen Myopie leiden nicht nur unter einer Sehschwäche, sondern auch unter einem erhöhten Risiko für eine Netzhautablösung (Ablatio retinae).

Kurzsichtigkeit – Symptome

In der Nahsicht zeigen sich bei Menschen mit einer Kurzsichtigkeit keine Symptome. Teilweise nehmen Kurzsichtige den nahen Bereich sogar schärfer wahr als Menschen mit einer normalen Sehfähigkeit. Jedoch sind Kurzsichtige nicht in der Lage, Gegenstände in der Ferne scharf zu fokussieren. Je weiter der Blick in die Ferne schweift, desto unschärfer erscheinen die Objekte und Personen. Auch beim Lesen von Hausnummern, Straßenschildern oder Straßennamen treten oft Probleme auf. Bei Kindern fällt die Kurzsichtigkeit häufig dadurch auf, dass sie Texte an der Tafel nicht mehr lesen können. Nach Tätigkeiten, für die eine scharfe Fernsicht nötig ist, leiden Menschen mit einer Myopie häufig unter Kopfschmerzen und müden Augen. Zu diesen Tätigkeiten gehört zum Beispiel das Autofahren. Ein frühes Anzeichen der Kurzsichtigkeit ist das schlechte Sehen bei Nacht.

Bei Kurzsichtigen verflüssigt sich der Glaskörper im Auge zudem schneller als bei Normalsichtigen. Dadurch können Schlieren entstehen, die sich als Schatten im Blickfeld der Betroffenen bemerkbar machen. Zudem erhöht eine starke Kurzsichtigkeit das Risiko für die Entstehung bestimmter Krankheiten. So kann bei kurzsichtigen Menschen das Kammerwasser im Auge nicht so gut abfließen. Dadurch kann sich der Augeninnendruck so stark erhöhen, dass der Sehnerv beschädigt wird. Man bezeichnet dies auch als Offenwinkelglaukom. Zudem besteht die Gefahr einer Netzhautablösung, die mit einer plötzlich auftretenden massiven Verschlechterung des Sehvermögens einhergeht.

Kurzsichtigkeit – Therapie

Die meisten Menschen mit einer Kurzsichtigkeit korrigieren ihren Sehfehler mit einer Brille oder Kontaktlinsen. Bei der Brille kommen sogenannte Minusgläser zum Einsatz. Die Brillengläser streuen die Lichtstrahlen, die auf das Auge treffen, sodass diese nicht kurz vor, sondern erst unmittelbar auf der Netzhaut punktförmig zusammentreffen.

Kontaktlinsen sind eine beliebte Alternative zur Brille. Die durchsichtigen Linsen bestehen aus weichem oder hartem Kunststoff und korrigieren ebenfalls die Sehschärfe.

Die Kurzsichtigkeit lässt sich zudem mittels operativem Therapieverfahren korrigieren. Hier wird die Hornhaut mit einem Laser abgeflacht. Dafür eignen sich verschiedene Verfahren. Zu den bekanntesten gehören LASEK, LASIK oder PRK, die photorefraktäre Keratektomie.

In den meisten Fällen wird die Laser-Assistierte In Situ Keratomileusis, kurz LASIK, durchgeführt. Hier löst der Chirurg zunächst eine dünne Schicht der Hornhaut und klappt diese auf, sodass der Kern der Hornhaut freiliegt. Nun kann er Hornhautschichten mit dem Laser abtragen und die Hornhaut durch Zurückklappen der Hornhautschicht wieder verschließen. Damit die Operation gelingt, muss die Hornhaut ausreichend dick sein. Zudem darf sich die Sehstärke in den Monaten vor dem Eingriff nicht wesentlich verändern. Bei einer ausgeprägten Kurzsichtigkeit und einer zu geringen Dicke der Hornhaut kann der Augenarzt eine künstliche Linse einpflanzen. Diese sogenannte intraokulare Contakt-Linse (ICL) wird hinter der Augenhinterkammer platziert. Während dieses Verfahren vor allem bei jüngeren Patienten genutzt wird, kann bei älteren Kurzsichtigen auch eine Staroperation durchgeführt werden. Hier wird ähnlich wie bei der Behandlung des grauen Stars die Augenlinse des Patienten entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt. Jede dieser Augenoperationen birgt verschiedene Risiken. So können sich Narben bilden, die das Sehvermögen verschlechtern. Zudem kann es sein, dass die Kurzsichtigkeit durch die Operation nicht komplett behoben werden kann, sodass die Betroffenen auch nach dem Eingriff noch auf Sehhilfen angewiesen sind.

Kurzsichtigkeit – Vorbeugung

Einer Kurzsichtigkeit lässt sich nicht zuverlässig vorbeugen. Es gibt jedoch die Theorie, dass ein Mangel an Tageslicht die Entstehung der Kurzsichtigkeit begünstigt. Deshalb sollten Kinder möglichst viel Zeit draußen verbringen. Ebenso sollte auf eine gute Beleuchtung beim Lesen und am Arbeitsplatz geachtet werden. Um mögliche Folgeerscheinungen der Kurzsichtigkeit frühzeitig zu erkennen, sollten Menschen mit einer Myopie ihre Augen zudem regelmäßig vom Augenarzt untersuchen lassen.

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