Skoliose
Je nach Schweregrad kann eine Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) mit der Physiotherapie behandelt werden
Krankheiten

Skoliose – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Skoliose ist eine Verkrümmung der Wirbelsäule. Diese weicht auf der Längsachse zur Seite ab. Gleichzeitig kommt es zu einer Rotation der einzelnen Wirbelkörper.

Was ist eine Skoliose?

Der Begriff Skoliose stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „krumm“. Die Wirbelsäule, die knöcherne Mitte des Körpers, besteht aus 24 freien Wirbeln, die über die Bandscheiben miteinander verbunden sind.

Normalerweise steht die Wirbelsäule auf der Längsachse gerade. Bei der Skoliose ist sie hingegen zur Seite geneigt. Der Schultergürtel ist zum Becken hin gedreht und auch die Wirbelkörper weisen eine Rotation auf. Dadurch kommt es zu einer verminderten Beweglichkeit. Eine Skoliose lässt sich nicht durch eine andere Körperhaltung ausgleichen, sondern besteht dauerhaft fort. Deshalb wird die Verbiegung der Wirbelsäule den chronischen Erkrankungen zugeordnet. In den meisten Fällen tritt die Wirbelsäulenkrümmung schon im Kindes- und Jugendalter auf. Experten sprechen deshalb auch von einer sogenannten Wachstumsdeformität. Ohne Behandlung nimmt die Verbiegung der Wirbelsäule mit dem weiteren Körperwachstum in der Regel zu.

Rund ein Prozent der Weltbevölkerung sind von einer leichten Skoliose betroffen. Schätzungen zufolge leiden 0,5 Prozent unter einer starken Verkrümmung der Wirbelsäule. Seitabweichungen zwischen sechs und neun Grad betreffen beide Geschlechter gleich häufig, während sich schwerere Skoliosen insbesondere bei Mädchen manifestieren.

Skoliose – Ursachen

Grundsätzlich kann zwischen einer idiopathischen und einer sekundären Skoliose unterschieden werden. 90 Prozent der Skoliosen werden der idiopathischen Form zugeordnet. Hier gibt es keine klare Ursache. Die idiopathische Form kann wiederum entsprechend des Entstehungsalters in eine infantile idiopathische Skoliose, eine juvenile idiopathische Skoliose und eine idiopathische Adoleszentenskoliose unterteilt werden. Die infantile Skoliose entsteht bis zum dritten Lebensjahr, während sich bei der juvenilen Skoliose die Wirbelsäule erst zwischen dem vierten und dem zehnten Lebensjahr verschiebt. Entwickelt sich die idiopathische Skoliose nach dem elften Lebensjahr, liegt die adoleszente Form vor.

Die verbleibenden 10 Prozent der Skoliosen können unterschiedliche Ursachen haben. So entsteht die Fehlbildungsskoliose, auch als kongenitale Skoliose bezeichnet, durch eine angeborene Fehlbildung der Wirbel. Wirbelfehlbildungen können bei Erkrankungen wie der Spina bifida, dem Klippel-Feil-Syndrom oder der Dysplasie des Skeletts auftreten.

Ebenso können Nerven- und Muskelerkrankungen wie die Poliomyelitis oder eine spinale Muskelatrophie eine Skoliose zur Folge haben. Diese Form wird auch als neuropathische Skoliose bezeichnet.
Eine weitere Variante ist die myopathische Skoliose. Sie entsteht durch eine Muskeldystrophie. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von Erbkrankheiten, die mit Muskelschwund und Muskelschwäche einhergehen. Auch die angeborene Gelenksteife Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) kann eine myopathische Skoliose zur Folge haben. Die Erkrankung entsteht bereits in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten und kann einzelne oder mehrere Gelenke betreffen.

Ferner können ärztliche Behandlungsmaßnahmen, beispielsweise durch Narbenbildung nach einer Operation oder durch eine Bestrahlung im Rahmen einer Krebstherapie, eine Wirbelsäulenverkrümmung zur Folge haben. In der medizinischen Fachsprache bezeichnet man dies als iatrogene Skoliose.

Die posttraumatische Skoliose entwickelt sich, wie der Name es erahnen lässt, durch Traumata. So kann die Wirbelsäulenkrümmung durch Gewalteinwirkung von außen, durch Operationen im Bereich der Wirbelsäule oder auch durch die Amputation von Gliedmaßen hervorgerufen werden. Ebenso können Beinlängendifferenzen eine (statische) Skoliose bedingen.

Skoliose – Symptome

Wenn man die Wirbelsäule von der Seite betrachtet, besitzt sie drei Krümmungen. Während sich die Hals- und die Lendenwirbelsäule in Richtung der Bauchseite wölben, krümmt sich die Brustwirbelsäule zum Rücken hin. Diese Krümmungen sind normal. Hingegen verläuft die Wirbelsäule von hinten betrachtet im Normalfall gerade. Sind hier Bögen oder Kurven erkennbar, liegt eine Skoliose vor.

Einige Wirbelsäulenkrümmungen sind nur sehr dezent und von außen kaum zu sehen. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die auf eine Krümmung hinweisen können. So befinden sich die Schultern, auch wenn der Patient aufrecht und gerade steht, nicht auf der gleichen Höhe. Ebenso kann auch ein Beckenschiefstand vorliegen. Wenn man eine gedachte Linie vom Kopf zum Becken zieht, so endet diese bei einer geraden Wirbelsäule mittig im Bereich des Beckens. Bei einer Skoliose ist der Kopf hingegen hinsichtlich der Beckenmitte nach rechts oder links verschoben. Bei einigen Betroffenen fällt auf, dass ein Schulterblatt deutlich hervorsteht. Viele dieser Anzeichen sind jedoch erst zu erkennen, sobald der Patient den Oberkörper entkleidet. Bei ausgeprägten Fällen zeigt sich hingegen auch bei bekleidetem Oberkörper ein Rippenbuckel.

Leichte Skoliosen verursachen in der Regel keine weiteren Beschwerden. Viele der Betroffenen empfinden die Krümmung jedoch als unästhetisch. Die fortgeschrittenere Skoliose kann hingegen die Wirbelsäule selber und die umliegenden Strukturen schädigen. So kommt es bei einer Skoliose deutlich schneller zu Verschleißerscheinungen. Viele Patienten leiden deshalb im Krankheitsverlauf unter Rückenschmerzen.

Eine sehr stark ausgeprägte Skoliose kann die inneren Organe verformen und in ihrer Funktion beeinträchtigen. Eine herabgesetzte Lungenfunktion mit Atemnot ist möglich. Auch Störungen der Magen- und Darmtätigkeit sowie der Herz- und Nierenfunktion sind mögliche, aber eher seltene Folgen der Skoliose.

Skoliose – Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Fehlstellung. Ein Großteil der Skoliosen lässt sich auf konservativem Weg mithilfe von Physiotherapie behandeln. Gezielte Übungen sollen die Rumpfmuskulatur stärken, sodass diese der Wirbelsäule mehr Halt geben kann. Dehn- und Kräftigungsübungen können Beschwerden, die durch gedehnte und geschwächte Muskelpartien entstehen, vorbeugen und entgegenwirken.

Wirbelsäulenkrümmungen über 25 Grad werden bei Patienten im Wachstum meist mit einem Korsett behandelt. So können weitere knöcherne Deformationen in der Regel vermieden werden. Das Korsett wird auch als Orthese bezeichnet. Für eine erfolgreiche Behandlung muss das Korsett sowohl tagsüber als auch nachts getragen werden. Insbesondere Kindern fällt dies nicht immer leicht. Eine professionelle psychologische Betreuung sowie der Austausch in Selbsthilfegruppen kann hier hilfreich sein.

Sehr starke Krümmungen der Wirbelsäule erfordern eine operative Behandlung. Dabei wird die Form der Wirbelsäule korrigiert und stabilisiert. Dafür werden einzelne Wirbelsäulenabschnitte versteift und die betroffenen Bereiche fixiert. Trotz der Versteifung und Fixierung der Wirbelkörper bleibt die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu großen Teilen erhalten.

Skoliose – Vorbeugung

Da die Ursache für die Wirbelsäulenverkrümmung in den meisten Fällen unbekannt ist, ist eine Prävention kaum möglich. Allerdings lassen sich ein ungünstiger Verlauf und ein weiteres Fortschreiten der Skoliose durch eine frühzeitige Behandlung in vielen Fällen verhindern. Eltern sollten deshalb regelmäßig die Haltung ihres Kindes kontrollieren und bei Verdacht auf eine Abweichung von der Norm einen Orthopäden aufsuchen.

Menschen, die aufgrund einer vorliegenden Erkrankung ein erhöhtes Risiko für eine Skoliose aufweisen, sollten ebenfalls ihre Wirbelsäulenhaltung regelmäßig von einem Facharzt überprüfen lassen.
Eine Beinlängendifferenz, eine der bekannten Ursachen der Skoliose, kann durch einseitige Absatzerhöhungen sowie durch eine entsprechende Krankengymnastik behandelt werden. So lässt sich das Risiko für eine Krümmung der Wirbelsäule verringern.

Bildnachweis: © Photographee.eu (ID 411239107) / shutterstock.com