Facettensyndrom, auch Facettengelenksyndrom oder Wirbelgelenkarthrose genannt, ist eine Erkrankung welche durch den Verschleiß der an den Wirbeln befindlichen Knorpelfortsätzen, den Facetten, entsteht. Über diese Facetten sind die Wirbel miteinander verbunden.
Was ist ein Facettensyndrom?
Der Ausdruck Facettensyndrom bezeichnet eine Abnutzungserscheinung der Gelenkfortsätze der kleinen Wirbelgelenke. Sie ist auch unter dem Namen Wirbelarthrose (siehe auch Arthrose) bekannt. Die Gelenkfortsätze verfügen über Nervenfasern, welche Reize aufnehmen und als Schmerzinformation über das zentrale Nervensystem an das Gehirn weiterleiten. Man nennt diese Nervenfaserendpunkte auch Schmerzrezeptoren. In den meisten Fällen sind bei Wirbelarthrosen auch Schmerzen vorhanden. In einigen Fällen kommt es jedoch nicht zur Schmerzentwicklung.
Betroffen sind am häufigsten die Gelenke der Wirbelsäule, da diese einem extremen Druck ausgesetzt sind und im Laufe des Lebens vergleichsweise schneller verschleißen. Das Facettensyndrom tritt auch meist in fortgeschrittenem Lebensalter auf. Es ist häufig zu beobachten, dass das Facettensyndrom mit einer degenerativen Bandscheibenveränderung oder einem Wirbelgleiten einhergeht. Bei der Spondylolisthesis verschieben sich die Wirbel gegeneinander. In einigen Fällen kann ein Facettensyndrom eine spinale Verengung – also eine Verengung des Rückenmarkkanales – verursachen.
Facettensyndrom – Ursachen
Eine Wirbelgelenkarthrose ist eine Verschleißerscheinung und meist naturgemäß im Alter vorzufinden. Zugrunde liegt die zunehmende Dehydration der Bandscheiben, die zwischen den Wirbeln als Puffer dienen und mit zunehmender Austrocknung dieser Aufgabe nicht mehr vollumfänglich nachkommen können. Je mehr die Bandscheiben an Volumen verlieren, umso geringer wird der Abstand der Wirbelkörper zueinander und die Wirbelbänder verlieren an Stabilität, so dass sich die Wirbel zueinander verschieben können. Dies verändert dann auch die Position der Wirbelgelenke und durch die Überlastung wird auch der Knorpel stärker abgenutzt.
Zusätzlich zur natürlichen Abnutzung mit zunehmendem Alter, können bestimmte Verhaltensweisen diesen Vorgang noch beschleunigen. So begünstigen z.B. dauerndes Tragen schwerer Lasten, falsch gehobene Lasten und häufige gebückte Haltung, aber auch bestimmte Sportarten den Verschleiß der Knorpelmasse. Auch Übergewicht und rheumatische Erkrankungen sowie Bandscheibenvorfälle sind ungünstige Faktoren um eine Wirbelarthrose zu verzögern.
Facettensyndrom – Symptome
Eine Wirbelarthrose muss nicht zwangsläufig schmerzhaft sein, allerdings macht sie sich in den allermeisten Fällen durch Schmerzen bemerkbar. Häufig sind diese Schmerzen dann nicht punktuell, sondern flächig im Bereich der Lendenwirbel zu finden. In den allermeisten Fällen nehmen diese Schmerzen tagsüber zu und treten auch besonders auffallend nach größeren körperlichen Belastungen auf. Das Schmerzverhalten beim Facettensyndrom ist bezeichnend und während bestimmte Bewegungen, wie z.B. das Zurückbeugen des Oberkörpers, den Schmerz verschlimmern, verschwinden diese relativ schnell beim Entlasten des Körpers, z.B. beim Liegen. Auch das Ausstrahlen der Schmerzen in den Bereich der Beine, das Gesäß oder in den Lenden- bzw. Bauchbereich, weist auf ein Facettensyndrom hin.
Meist sind die Symptome jedoch nicht eindeutig allein dieser Erkrankung zuzuordnen, da die klassischen Beschwerden eines Facettensyndroms wie Rückenschmerzen, Missempfindungen im Rücken, Wirbelgleiten und Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule auf viele andere Rückenleiden passen.
Besteht der Verdacht auf Wirbelarthrose, so sind bildgebende Verfahren zur Diagnose nötig. Mit Röntgenbildern, CT oder MRT können eventuelle Veränderungen an den Knochenstrukturen, dem Rückenmarkskanal und der darin verlaufenden Nerven, sowie dem Wirbelkanal sichtbar gemacht werden.
Facettensyndrom – Therapie
Da sich die eigentliche Ursache des Facettensyndroms, nämlich der Verschleiß, nicht rückgängig machen lässt, ist vorrangig die Schmerztherapie und ein Fortschreiten des Verschleißes, sowie die Wiederherstellung und Erhaltung der Beweglichkeit der Wirbelsäule im Fokus der Bemühungen. Dieses Ziel vor Augen, wird der Therapeut immer das mildeste der geeigneten Verfahren anwenden. Dies geschieht nach einem individuell erstellten Therapieplan, bei der die Besonderheiten und Belange des Patienten im Vordergrund stehen.
Vorrangig wird man auch in den allermeisten Fällen erst versuchen, die Erkrankung konservativ und ohne Operation zu behandeln. Dazu bedient man sich in der Regel der konventionellen Mittel wie z.B. der Physiotherapie, Massagen und Krankengymnastik um die Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken, welche die Wirbelsäule entlasten. Gut geeignet hierfür ist auch Aquatraining oder eine Hydrotherapie. Auch eine Elektrotherapie erzielt in den allermeisten Fällen gute Erfolge. Hier wird mit Reizstrom in minimalen Dosierungen gearbeitet.
Zusätzlich sind für Patienten mit Facettensyndrom alle Sportarten empfehlenswert, die den Rücken schonen und die Muskulatur kräftigen.
Sind die Beschwerden besonders stark oder akut, werden vorrangig Schmerzmittel verabreicht, um den Betroffenen eine schmerzfreie Bewegung zu ermöglichen. Schlagen diese nicht oder nur mangelhaft an, wird meist eine so genannte Facettenblockade, oder auch Facetten-Gelenk-Infiltration, angewendet. Bei diesem Verfahren wird der Wirbel, der den Schmerzimpuls aussendet, punktiert und ein Schmerzmittel direkt injiziert.
Eine weitere minimalinvasive OP-Methode um den Schmerz an der Wurzel zu bekämpfen, ist die Radio-Frequenz-Läsion mit der die Nerven, die am Wirbelgelenk sitzen, unter lokaler Betäubung desensibilisiert werden.
Im weiteren Verlauf gibt es noch andere operative Möglichkeiten, dem Facettensyndrom entgegenzuwirken. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit den Rückenmarkkanal operativ zu erweitern, um so eine Druckentlastung zu erreichen. Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist die so genannte Spondylodese, bei der die Wirbelkörper versteift werden und mittels Platten und Schrauben miteinander fixiert werden. Mit dieser Methode werden schmerzhafte Bewegungen gänzlich unterbunden.
Facettensyndrom – Vorbeugung
Da es sich bei dem Facettensyndrom um eine altersbedingte Verschleißerscheinung handelt, lässt sie sich nicht vollends verhindern. Trotzdem kann man mit den üblichen Empfehlungen einen vorschnellen Abbau der Wirbelknorpel durchaus minimieren. Zusätzlich ist zu empfehlen, regelmäßige Bewegung auf Sportarten zu fokussieren, die rückenschonend sind, wie z.B. Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, die jedoch trotzdem die Rücken- und Bauchmuskulatur fördern.
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