Die Syphilis ist eine Infektionskrankheit, die der Gruppe der sexuell übertragbaren Erkrankungen zugerechnet wird. Erreger der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum.
Was ist die Syphilis?
Die Syphilis ist auch unter den Bezeichnungen Lues, Franzosenkrankheit oder harter Schanker bekannt. Die Infektionskrankheit wird zum überwiegenden Teil beim Geschlechtsverkehr übertragen und zählt deshalb zu den Geschlechtskrankheiten. Die Erkrankung verläuft in vier Stadien. Zu den Symptomen gehören unter anderem Geschwüre und Lymphknotenschwellungen. Später kommt es auch zu Schäden des Nervensystems. Unbehandelt endet die Syphilis immer tödlich.
Im Mittelalter gehörte die Geschlechtskrankheit zu den großen Seuchen. Obwohl man damals durchaus schon über die Übertragungswege informiert war, gab es kaum einen wirksamen Schutz. Nach der Entwicklung des Antibiotikums Penicillin reduzierten sich die Erkrankungszahlen im 20. Jahrhundert deutlich. In Deutschland war die Zahl der Neuerkrankungen seit dem Ende der 1970er Jahre zusätzlich stark zurückgegangen. Die Angst vor dem HI-Virus führte dazu, dass immer mehr Menschen Safer Sex mit Kondom praktizierten. Da Kondome nicht nur vor einer HIV-Infektion, sondern auch vor anderen Geschlechtskrankheiten schützen, erkrankten immer weniger Menschen an Syphilis.
Mit Beginn der 2000er wurden jedoch weltweit wieder mehr Infektionen gemeldet. Die Anzahl der Neuinfektionen liegt bei etwa zwölf Millionen pro Jahr. 90 Prozent der Erkrankungsfälle treten in Entwicklungsländern auf. In den westlichen Industrieländern fokussiert sich die Verbreitung vor allem auf Großstädte. Es sind überwiegend homosexuelle Männer betroffen. Fast 90 Prozent aller Syphilisinfektionen basieren auf einem homosexuellen Kontakt. Nicht selten tritt die Geschlechtskrankheit zusammen mit einer HIV-Infektion auf. Der Anstieg wird auf den zunehmenden Verzicht auf Kondome sowie auf den Trend zu wechselnden Risikosexkontakten zurückgeführt. Auch Sexualtechniken, die genutzt werden, um das Risiko für HIV zu reduzieren, schützen nicht vor Syphilis. Dazu gehören zum Beispiel oral-anale Kontakte oder Oralverkehr ohne eine Ejakulation. Im Gegensatz zu dem Anstieg bei homosexuellen Männern blieb die Anzahl der Erkrankungsfälle bei heterosexuellen Frauen und Männern jedoch fast konstant. Durchschnittlich erkranken in Deutschland jedes Jahr 6.000 Menschen an der Syphilis.
Syphilis – Ursachen
Die Syphilis ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Treponema pallidum hervorgerufen wird. Es handelt sich dabei um eine gramnegative, spiralig gewundene Bakterienart, die außerhalb des Körpers nur für sehr kurze Zeit überleben kann. Das einzige Reservoir stellt der Mensch dar. Treponema pallidum ist ein obligat pathogener Erreger. Das bedeutet, dass keine besondere Immunschwäche für eine Erkrankung erforderlich ist. Auch Menschen mit einem kompetenten Immunsystem können bei einer Ansteckung erkranken.
Die Übertragung erfolgt in der Regel über den direkten Sexualkontakt. Das Bakterium dringt über kleinste Verletzung der Schleimhaut bzw. Haut im Genital- oder Analbereich in den Körper ein. Eine Infektion ist zudem über direkten Hautkontakt oder Verletzungen möglich. Insbesondere die Flüssigkeit, die aus den entstehenden Geschwüren austritt, ist höchst infektiös. Eine Ansteckungsgefahr besteht vor allem in den ersten Stadien der Erkrankung. 30 Prozent der Menschen, die Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner haben, infizieren sich mit der Syphilis. In späteren Stadien ist eine Ansteckung deutlich unwahrscheinlicher.
Die Syphilis kann zudem über die Plazenta von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden. Man spricht hier auch von einer diaplazentaren Übertragung. Diese ist ab dem vierten Schwangerschaftsmonat möglich und kann zu einer Totgeburt, einer Fehlgeburt oder einer Schädigung des Ungeborenen führen.
Syphilis – Symptome
Nur 50 Prozent aller Infektionen haben einen symptomatischen Krankheitsverlauf zur Folge. Normalerweise verläuft die sexuell übertragbare Erkrankung aber in vier Stadien. Diese werden als Lues I bis IV bezeichnet.
Charakteristisches Symptom des Primärstadiums (Lues I) ist ein schmerzarmes oder sogar schmerzloses Geschwür, das sich drei bis vier Wochen nach der Übertragung an der Stelle bildet, an der der Erreger in den Körper eingedrungen ist. Aufgrund des verhärteten Randbereichs des Geschwürs wird es auch Ulcus durum bzw. harter Schanker genannt. In diesem Stadium ist die Syphilis eine Lokalinfektion. Häufige Lokalisationen sind der Penis, die Schamlippen oder die Vagina. Wurde der Erreger oral übertragen, zeigt sich das Geschwür im Mund oder im Rachen. Bei Analverkehr tritt es im Enddarm auf. Das Ulcus ist stark gerötet und gibt eine infektiöse Flüssigkeit ab. Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Auftreten des Geschwürs schwellen die Lymphknoten der Umgebung an. Das Geschwür, das auch als Primäraffekt bezeichnet wird, heilt auch ohne Behandlung nach vier bis sechs Wochen spontan ab. Deshalb suchen die Betroffenen häufig keinen Arzt auf und tragen so zur Verbreitung der Geschlechtskrankheit bei.
Zusammen mit der primären Syphilis wird die sekundäre Syphilis (Lues II) als Frühsyphilis klassifiziert. In diesem Stadium kommt es zu einer Aussaat der Erreger über den Blut- und den Lymphweg. Die Infektionskrankheit ist nun also keine lokale, sondern eine systemische Infektion. Etwa acht Wochen nach der Ansteckung zeigen die Betroffenen grippeartige Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Leistungsschwäche. Rund zwei Wochen später entwickelt sich bei den meisten Patienten ein Hautausschlag. Es handelt sich dabei um hellrosa gefärbte Hautflecken, die sich später in Knötchen verwandeln. Diese können aufbrechen und ähnlich wie das Primärgeschwür eine farblose und sehr erregerhaltige Flüssigkeit absondern. In seltenen Fällen kommt es zusätzlich zu Veränderungen der Schleimhaut im Bereich der Genitalien oder im Mund. Auch diese Hauterscheinungen heilen nach wenigen Monaten ab. Da die Symptome äußerst diskret ausfallen können, wird das zweite Stadium der Syphilis häufig übersehen. In diesem Stadium können die Erreger über mehrere Monate bis hin zu Jahren im Körper verweilen, ohne Symptome zu verursachen. Der Infizierte ist in dieser Latenzzeit immer noch ansteckend.
Die Frühsyphilis kann ausheilen oder nach drei bis fünf Jahren in die Spätsyphilis übergehen. Hier sind auch innere Organe von der Erkrankung befallen. Es bilden sich Knoten, sogenannte Gummen, die gummiartige Verhärtungen aufweisen. Im Krankheitsverlauf können diese Knoten aufreißen und starke Blutungen verursachen.
Das Stadium Lues IV wird auch als Neurolues bezeichnet. Ein Viertel aller Patienten erkrankt an einer chronischen Entzündung des Gehirns, die eine Demenz zur Folge hat. Die kognitiven mentalen Fähigkeiten der Patienten sind stark eingeschränkt. Die intellektuellen Fähigkeiten nehmen ab, auch Sprachstörungen und Beeinträchtigungen der Bewegungskoordination können auftreten. Wird das Rückenmark geschädigt, können die Patienten weder Schmerzen noch Temperaturänderungen wahrnehmen. Dieses Krankheitsbild nennt sich Tabes dorsalis oder Rückenmarksschwindsucht. Schlussendlich sind die Patienten gelähmt und versterben.
Die angeborene Syphilis, Lues connata, tritt durch Hautausschlag, Hautveränderungen sowie durch Schwellungen von Leber und Milz in Erscheinung. Bei einer Manifestation ab dem zweiten Lebensjahr zeigt sich typischerweise die sogenannte Hutchinson-Trias: Innenohrschwerhörigkeit, Hornhautentzündung und tonnenförmige Schneidezähne. Auch die Sattelnase, eine Deformität der Nase mit eingesenktem Nasenrücken, ist eine mögliche Erscheinung bei der Lues connata.
Syphilis – Therapie
Auch heute noch ist die Therapie der ersten Wahl das Antibiotikum Penicillin. Bisher sind noch keine Resistenzen von Treponema pallidum bekannt. In der Regel muss die Behandlung über mindestens zehn Tage erfolgen. In späteren Stadien und bei der Neurosyphilis kann eine dreiwöchige Therapie erforderlich sein. In den Stadien I bis III kann das Antibiotikum als intramuskuläre Injektion verabreicht werden. Bei der Neurosyphilis lassen sich so im Gehirn allerdings keine ausreichend hohen Wirkspiegel erreichen, sodass das hier eine intravenöse Gabe über drei Wochen erfolgen muss. Auch die Syphilistherapie in der Schwangerschaft und bei einer HIV-Infektion wird mit Penicilin durchgeführt. Liegt hingegen eine Allergie gegen das Antibiotikum vor, können andere Antibiotika wie Cephalosporine, Makrolide oder Tetrazykline genutzt werden.
Bei älteren Patienten oder bei einer länger bestehenden Syphilis kann es während der Antibiotikatherapie zur sogenannten Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen. Der Körper reagiert hier auf die große Anzahl der Bakteriengifte, die durch den Zerfall des Erregers freigesetzt werden. Typische Symptome sind Fieber, Schüttelfrost und eine vorübergehende Verschlechterung der Symptomatik. Auch schwere Depressionen und Aufmerksamkeitsstörungen, die mehrere Wochen andauern, können die Folge der Jarisch-Herxheimer-Reaktion sein.
Zur Kontrolle des Therapieerfolges sollte zunächst vierteljährlich und später jährlich die Antikörperkonzentration im Blut bestimmt werden. Hier sollte sich ein deutlicher Rückgang zeigen. Bei Befall des Gehirns kann zusätzlich eine Kontrolle des Hirnwassers erforderlich sein.
Syphilis – Vorbeugung
Eine Impfung steht zur Prävention nicht zur Verfügung. Generell ist eine Reduktion von sexuellem Risikoverhalten zu empfehlen. Die korrekte Anwendung von Kondomen bietet einen guten Schutz vor dem Bakterium. Da eine Übertragung jedoch auch durch Küssen oder Hautkontakt möglich ist, lässt sich die Ausbreitung allein durch Kondome nicht komplett verhindern.
Jeder Syphilispatient muss gründlich über die Übertragungswege informiert werden. Bei der Primärsyphilis sollten zudem alle Sexualpartner der letzten drei Monate benachrichtigt werden. Bei der sekundären Syphilis sind sogar alle Partner der vergangenen zwei Jahre zu berücksichtigen.
Um die Syphilis nicht weiter zur verbreiten, ist ungeschützter Geschlechtsverkehr bis zum Nachweis eines Therapieerfolges nicht zu empfehlen. Menschen, die oft Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern haben, sollten ihr Blut in regelmäßigen Abständen auf Syphilis untersuchen lassen. So ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung möglich.
Zur Prävention der angeborenen Syphilis werden Screenings im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge angeboten. Dadurch erkranken nur noch wenige Neugeborene an der Geschlechtskrankheit.
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