Darmkrebs
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten
Krankheiten

Darmkrebs – Ursachen, Symptome und Therapie

Der Darmkrebs gehört in den westlichen Industriestaaten zu den häufigsten Krebsarten überhaupt. Mehr als sechs Prozent aller Deutschen erkranken im Verlauf ihres Lebens an einem bösartigen Tumor des Darms.

Was ist Darmkrebs?

Grundsätzlich werden alle bösartigen Tumore des Darms unabhängig von ihrer genauen Lokalisation als Darmkrebs bezeichnet. Zu 95 Prozent handelt es sich allerdings um sogenannte kolorektale Karzinome.

Kolorektale Karzinome sind bösartige Tumore des Grimmdarms (Kolon) und des Mastdarms (Rektum). Besonders häufig ist der linke Anteil des Dickdarms betroffen. Mehr als die Hälfte aller bösartigen Karzinome des Dickdarms befinden sich in der sogenannten Sigmaschlinge oder im Rektum. Ein Großteil der Darmtumore sind Adenokarzinome. Hier entwickelt sich der Tumor aus den Drüsen, die in der Schleimhaut des Darms sitzen. Bösartige Erkrankungen im Dünndarm oder im Wurmfortsatz sind eher selten.

In den letzten Jahrzehnten hat die Anzahl der Neuerkrankungen stetig zugenommen. Pro Jahr erkranken in den Industrieländern bis zu 40 Menschen pro 100.000 Einwohner. Noch dazu leiden viele Menschen im Alter zwischen 40 und 70 an unentdecktem Darmkrebs. Damit gehört die Krankheit zu den häufigsten bösartigen Krebserkrankungen in Europa.

Weltweit bekommen schätzungsweise eine Million Menschen pro Jahr die Diagnose Darmkrebs. Dabei sind Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Bei der Erstdiagnose sind die Betroffenen im Durchschnitt 65 Jahre alt. Zwei bis drei Prozent aller Darmkrebspatienten versterben an ihrer Erkrankung.

Darmkrebs – Ursachen

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs sind noch nicht vollständig geklärt. Es scheint sich jedoch um ein multifaktorielles Geschehen zu handeln, das sowohl von genetischen Dispositionen als auch von bestimmten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten beeinflusst wird.

Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. So entstehen 90 Prozent aller Tumore im Darm erst nach dem 50. Lebensjahr. Neben dem Lebensalter ist das Vorliegen von Dickdarmpolypen der wichtigste Risikofaktor für Darmkrebserkrankungen. Dickdarmpolypen sind Geschwülste der Darmschleimhaut im Dickdarm. Diese pilzförmigen gutartigen Wucherungen können wenige Millimeter bis hin zu mehreren Zentimetern groß sein. Insbesondere größere Polypen neigen zur Entartung.

Auch eine genetische Veranlagung kann zu einem erhöhten Darmkrebsrisiko beitragen. So haben Menschen, in deren Familie Darmkrebserkrankungen in der direkten Verwandtschaftslinie vorkommen, ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko, selbst an Krebs zu erkranken. Verschiedene genetische Syndrome, die vererbt werden können, gehen ebenfalls mit einem höheren Darmkrebsrisiko einher. Dazu gehören unter anderem das Lynch-Syndrom und die Familiäre adenomatöse Polyposis.

Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa oder dem Morbus Crohn weisen ebenso ein erhöhtes Entartungsrisiko auf. Insbesondere bei einem Befall des gesamten Dickdarms besteht die Gefahr einer Krebserkrankung.

Einer der häufig unterschätzten Risikofaktoren für Darmkrebs ist eine Fehlernährung, die durch eine übermäßige Zufuhr von Kalorien sowie den häufigen Verzehr von fett- und fleischreicher Nahrung gekennzeichnet ist. So kann der tägliche Verzehr von Schweine- oder Rindfleisch sowie die Zufuhr von verarbeiteten Fleischwaren das Darmkrebsrisiko um bis zu 50 Prozent steigern. Ob der Anstieg des Risikos direkt mit dem Fleischgenuss zusammenhängt oder ob ein paralleler Anstieg der Zufuhr von einfachen Kohlenhydraten vorliegt, konnte bisher jedoch noch nicht geklärt werden.

Auch der Mangel an Ballaststoffen in der täglichen Ernährung scheint in Verbindung mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko zu stehen. Eine ballaststoffarme Kost, also eine Ernährung mit wenig Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, verlängert die Passagezeit des Speisebreis im Darmtrakt. So haben krebserregende Stoffwechselprodukte, wie sie beispielsweise in Wurst zu finden sind, länger Kontakt zu der Darmschleimhaut und können folglich die Entartung der Zellen begünstigen. Der Einfluss weiterer Ernährungsfaktoren wie beispielsweise der Gehalt der Nahrung an Zink oder Omega-3-Fettsäuren wird derzeit noch diskutiert.

Eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Darmkrebses scheint ferner das Vitamin D zu spielen. Es wird bei UV-B-Bestrahlung der Haut vom Körper selbst gebildet. Insbesondere in den westlichen Industriestaaten leiden jedoch viele Menschen unter einem Vitamin-D-Mangel. Studien zeigen, dass Menschen mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel ein deutlich reduziertes Risiko haben, an Dickdarmkrebs zu erkranken.

Wie bei den meisten Krebserkrankungen spielt das Rauchen auch bei der Entstehung des Dickdarmkrebses eine wichtige Rolle. Dasselbe gilt für Bewegungsmangel und Übergewicht.

Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure in einer geringen Dosierung scheint hingegen der Darmkrebsentstehung entgegenzuwirken. Aufgrund der Nebenwirkungen, die bei einer regelmäßigen Zufuhr auftreten können, ist eine eigenständige Einnahme zur Prävention jedoch nicht zu empfehlen.

Darmkrebs – Symptome

Eine Darmkrebserkrankung bleibt oft jahrelang symptomlos. Unsichtbare Blutungen sind häufig das einzige Frühsymptom. Diese können allerdings nur mit speziellen Stuhltests festgestellt werden.

Die ersten bemerkbaren Anzeichen eines bösartigen Tumors sind zudem recht unspezifisch. Verdauungsstörungen und veränderte Stuhlgewohnheiten können zwar auf einen Tumor hinweisen, jedoch gehen auch viele andere Erkrankungen des Darms mit ähnlichen Symptomen einher. Erst wenn der Tumor das Darmrohr aufgrund seiner Größe deutlich einengt oder wenn Blutungen auftreten, werden die Symptome deutlicher. Dann zeigt sich Blut oder Schleim im Stuhl und es kommt zu Darmkrämpfen.

Typisch ist auch Bleistift- oder Ziegenkotstuhl. Diese Stuhlveränderungen entstehen durch eine Verengung des Darmlumens und eine Störung der Darmpassage. Durchfälle und Verstopfung im Wechsel sowie quälende Blähungen können ebenfalls ein Zeichen für eine Krebserkrankung des Darms sein. Jede Stuhlveränderung bei Menschen ab 40 gilt deshalb als Warnhinweis für eine Darmkrebserkrankung. Ein weiteres typisches Symptom ist der „falsche Freund“. Es handelt sich dabei um eine Flatulenz, die unwillentlich mit Stuhlabgang einhergeht.

Besteht über längere Zeit ein Blutverlust, kann sich eine Anämie (Blutarmut) entwickeln. Diese äußert sich unter anderem durch Müdigkeit, Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche und Blässe.

In späteren Erkrankungsstadien leiden einige Patienten unter einer sogenannten Tumorkachexie. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselstörung, die zu einer deutlichen Auszehrung und Abmagerung der Patienten führt. Die Tumorkachexie gehört zu den häufigsten Komplikationen der Darmkrebserkrankung und wirkt sich negativ auf die Prognose und die Lebensqualität der Betroffenen aus.

Eine weitere mögliche Komplikation ist der Darmverschluss, der in der medizinischen Fachsprache auch als Ileus bezeichnet wird. Ebenso kann es durch einen Durchbruch des Tumors durch die Darmwand zu einer Bauchfellentzündung kommen. Weitere Tumorkomplikationen sind Fisteln, die Kompression anderer Organe durch den Tumor mit Organversagen und das Versagen der Leber aufgrund von Metastasen.

Darmkrebs – Therapie

Die Therapie hängt unter anderem von der Lage des Tumors, dem Tumorstadium und der Tumorgröße ab. Falls möglich wird in einer Operation der Darmabschnitt, der den Tumor enthält, komplett inklusive des dazugehörigen Lymphabflussgebietes entfernt. Insbesondere in frühen Stadien der Krebserkrankung werden so gute Erfolge erzielt.

Doch auch in fortgeschrittenen Stadien lässt sich eine Operation zur Prävention von Komplikationen kaum vermeiden. So kann mit der chirurgischen Entfernung häufig einem Darmverschluss vorgebeugt werden. Während je nach Lokalisation des Tumors früher ein künstlicher Darmausgang nahezu unausweichlich war, können moderne chirurgische Verfahren wie beispielsweise die Totale Mesorektale Exzision (TME) insbesondere bei Rektumkarzinomen einen künstlichen Darmausgang verhindern. Im Rahmen der minimal-invasiven Chirurgie werden heute auch zunehmend komplexere Operationen ohne einen großen Bauchschnitt durchgeführt.

Ist das kolorektale Karzinom recht weit fortgeschritten, ist meist eine multimodale Therapie erforderlich. Hier kommt zusätzlich zur Operation auch eine Chemotherapie bzw. eine Radiochemotherapie zum Einsatz. Behandlungsstandard ist heute das sogenannte FOLFOX-4-Protokoll. Dabei verabreicht der Arzt dem Patienten in einem Abstand von zwei Wochen in zwölf Zyklen die Zytostatika Folinsäure, Oxaliplatin und Fluoruracil in steigender Dosierung.

Bei sehr großen Tumoren im unteren und mittleren Drittel des Rektums wird vor der Operation eine Kombination aus Strahlentherapie und der Gabe von dem Zytostatikum 5-Fluoruracil eingesetzt. Ziel ist eine Stadienreduktion oder eine Verkleinerung, damit der Tumor einfacher operativ entfernt werden kann. Man spricht hier auch von einer neoadjuvanten Behandlung. Im Gegensatz dazu wird eine adjuvante Behandlung nach einer Operation durchgeführt, um verbliebene Krebszellen abzutöten. Eine adjuvante Therapie mit Chemotherapeutika wird immer dann durchgeführt, wenn Lymphknotenmetastasen oder bestimmte Risikokonstellationen vorliegen. Auch hier kommt die Substanz 5-Fluoruracil in Kombination mit Folinsäure zur Anwendung.

Bei weit fortgeschrittenen Erkrankungen, die nicht therapiert werden können, kann eine palliative Chemotherapie zum Erhalt der Lebensqualität oder zur Verlängerung des Lebens durchgeführt werden.

Sowohl in der neoadjuvanten als auch in der adjuvanten und palliativen Behandlung des Rektumkarzinoms kann die Strahlentherapie hilfreich sein. Sie dient zum einen der Verkleinerung des Tumors vor Operationen und zum anderen der Prävention eines Rezidivs.

Die Prognose der Darmkrebserkrankung hängt von dem Stadium ab, in dem die Therapie begonnen wurde. Während im UICC-Stadium I 80 bis 100 Prozent der Patienten nach fünf Jahren noch leben, sind es beim Stadium IV 0 bis 57 Prozent.

Darmkrebs – Vorbeugung

Je früher ein Tumor im Darm entdeckt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Deshalb wird in Deutschland jedem Bürger ab dem 50. Lebensjahr die Darmkrebsvorsorge empfohlen. Dabei untersucht der Arzt den Stuhl des Patienten auf okkultes Blut und tastet zudem den Enddarm ab. Mithilfe des Abtastens können rund zehn Prozent aller Tumore entdeckt werden. Der wichtigste Bestandteil der Darmkrebsvorsorge ist jedoch die Darmspiegelung. Hier lassen sich nicht nur bösartige Tumore, sondern auch Polypen entdecken und rechtzeitig entfernen. Der Arzt kann bei der Darmspiegelung von auffälligen Schleimhautbereichen Biopsien entnehmen und diese im Labor untersuchen lassen. Prinzipiell ist die Darmspiegelung ein Untersuchungsverfahren mit einem sehr guten Risiko-Nutzen-Verhältnis.

Zur Prävention von Darmkrebs empfiehlt es sich zudem auf Zigaretten- und übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten. Empfehlenswert ist eine fleischarme und zugleich ballaststoffreiche Kost. Auch ausreichende körperliche Bewegung spielt bei der Vorbeugung eine entscheidende Rolle.

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