Schwangerschaftsdiabetes
Um Risiken zu vermeiden, sollte ein Schwangerschaftsdiabetes möglichst früh erkannt und behandelt werden
Schwangerschaft

Schwanger­schafts­diabetes – Diagnose, Symptome und Behandlung

Der Schwangerschaftsdiabetes, der auch als Gestationsdiabetes bezeichnet wird, betrifft fast vier Prozent aller werdenden Mütter. Es handelt sich dabei um eine bestimmte Form der Zuckerkrankheit, die jedoch nur während der Schwangerschaft auftritt und anschließend in den meisten Fällen wieder von selbst verschwindet.

Der Schwangerschaftsdiabetes entwickelt sich in der Regel ab der 20. Schwangerschaftswoche und macht zunächst häufig keine Symptome. Die erhöhten Blutzuckerwerte können jedoch ernsthafte Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind haben, weshalb im Rahmen der Vorsorge entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden sollten. Wird die Zuckererkrankung nicht erkannt und adäquat behandelt, kann dies die folgenden Risiken nach sich ziehen:

  • Makrosomie – Geburtsgewicht von mehr als 4.500 Gramm
  • Organe sind vergrößert aber unreif
  • Risiko einer Fehlgeburt ist erhöht
  • Konzentration an Calcium im Blut ist vermindert
  • niedrige Blutzuckerwerte (Hypoglykämie)
  • Bluteindickung durch Sauerstoffmangel
  • Harnwegsinfekte
  • Atemnotsyndrom beim Neugeborenen
  • Fehlbildungen an Herz und Darm

Erhöhte Blutzuckerwerte können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen

Ist der Schwangerschaftsdiabetes nicht richtig eingestellt, kann Bluthochdruck begünstigt werden. Einige werdende Mütter scheiden über den Urin auch zusätzlich Eiweiß aus, was man als Proteinurie bezeichnet. Gesellen sich dann noch Wassereinlagerungen, die so genannten Ödeme, in den Beinen dazu, spricht man von Präeklampsie, die gerade in Verbindung mit dem Gestationsdiabetes gerne auftritt.

Die Präeklampsie kann wiederum als Vorstufe der Eklampsie oder des HELLP-Syndroms angesehen werden, die beide lebensbedrohlich werden können. Bei der Eklampsie leidet die Schwangere unter neurologischen Störungen wie Krampfanfällen, Flimmern vor den Augen oder Kopfschmerzen. Das HELLP-Syndrom kann sich sogar innerhalb einer Stunde entwickeln. Dabei sind die Leberwerte erhöht, die Anzahl der Blutplättchen verringert und die Blutzellen zerfallen.

Risikofaktoren für die Entstehung des Schwangerschafts­diabetes

Grundsätzlich kann jede Schwangere einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen. Übergewicht ist einer davon, vor allem bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft übergewichtig waren und einen Body-Mass-Index von über 27 haben. Doch auch eine extreme Gewichtszunahme während der Schwangerschaft erhöht das Risiko eines Gestationsdiabetes signifikant.

Viele Schwangere sind immer noch der Ansicht, dass sie für zwei essen müssten. Dies ist jedoch nicht der Fall. In der ersten Hälfte der Schwangerschaft ist der Energiebedarf überhaupt nicht erhöht, später genügen bereits 200-300 kcal mehr am Tag. Die Überernährung kann nämlich zu einer erhöhten Ausschüttung von Insulin führen und somit die Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes begünstigen.

In Studien hat sich gezeigt, dass gewisse Entzündungsstoffe von den Fettzellen am Bauch freigesetzt werden, welche in den Körperzellen eine Resistenz gegenüber dem Insulin erzeugen. Das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin kann das Gewebe dann nur noch in abgeschwächter Form beeinflussen. Damit die Zellen den Zucker aus dem Blutkreislauf aufnehmen können, braucht der Organismus in der Folge mehr Insulin.

Genetische Faktoren spielen bei der Entstehung eines Schwangerschaftsdiabetes ebenfalls eine entscheidende Rolle. Gerade wenn in der Familie bereits schon einmal eine Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft aufgetreten ist, muss man eher damit rechnen. Statistiken zeigen darüber hinaus, dass auch das Alter der werdenden Mutter nicht ganz unerheblich ist. Ist die Frau schon älter als 30 Jahre, besteht ein höheres Risiko als bei jüngeren Schwangeren. Häufiger an einem Gestationsdiabetes leiden außerdem Frauen mit mehreren Fehlgeburten und solche, die selbst bei der Geburt mehr als 4.300 Gramm gewogen haben.

Hormone als Ursache für den Schwangerschafts­diabetes

Wissenschaftler sind immer noch mit der Erforschung des Gestationsdiabetes beschäftigt, nach heutigem Stand geht man jedoch davon aus, dass vor allem Hormone dafür verantwortlich sind. Sind dann noch gewisse Risikofaktoren vorhanden, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Zuckererkrankung deutlich an.

Gerade in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft findet eine enorme Veränderung des Hormonhaushalts bei der Schwangeren statt. In dieser Phase produziert ihr Organismus besonders große Mengen an Progesteron, Östrogen, Prolaktin, Kortisol und Plazentalaktogen. All diese Hormone sollen dafür sorgen, dass dem Körper mehr Energie zur Verfügung gestellt wird, damit das Ungeborene sich optimal entwickeln kann. Das führt wiederum dazu, dass das Insulin, welches für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist, nicht mehr seine vollständige Wirkung entfalten kann. Die Hormone hemmen also die Wirkung des Insulins, so dass eine Insulinresistenz entsteht, wie dies auch beim Typ-2-Diabetes der Fall ist. Normalerweise ist der Körper der Schwangeren in der Lage, dies durch die vermehrte Bildung von Insulin wieder auszugleichen. Kann der Mehrbedarf ab etwa der 20. Woche jedoch nicht mehr gedeckt werden, entwickelt sich ein Schwangerschaftsdiabetes.

Symptome des Schwangerschafts­diabetes

Leider spürt die Schwangere nicht, dass sie zu viel Zucker im Blut hat, demnach treten in vielen Fällen des Gestationsdiabetes so gut wie keine Symptome auf. Genau dies ist fatal, da die Erkrankung so unbemerkt bleiben kann. Manchmal fühlt sich die werdende Mutter etwas schwach und müde, doch Müdigkeit ist bei Schwangeren ja ohnehin normal und fällt deshalb nicht weiter auf. Häufiges Wasserlassen zählt ebenfalls zu den Symptomen des Diabetes, doch auch das kann als normales Anzeichen in der zweiten Hälfte einer Schwangerschaft gedeutet werden.

Weitere typische Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes können verstärkter Durst und Bluthochdruck sein. Vielfach treten auch gehäuft Infektionen der Scheide und der Harnwege auf, da der Zucker im Urin ein idealer Nährboden für Pilze und Bakterien darstellt. Bei den Ultraschalluntersuchungen wird dem Gynäkologen womöglich auffallen, dass der Fötus übermäßig an Gewicht und Größe zunimmt. Auch die Fruchtwassermenge ist häufig erhöht, dies sollte ein Alarmsignal bei den Vorsorgeuntersuchungen sein.

Diagnose des Gestationsdiabetes

Immer wenn ungewöhnliche Beschwerden auftreten, sollte sich die Schwangere schnellstmöglich an den behandelnden Frauenarzt wenden. Werden die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrgenommen, können Risiken in der Regel frühzeitig erkannt und eine Behandlung eingeleitet werden. Normalerweise führen Gynäkologen zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche einen Diabetes-Suchtest durch. Ist das Risiko erhöht, erfolgt die Untersuchung bereits früher. Bei jedem Besuch in der Praxis wird ohnehin der Urin analysiert, auch hier kann Zucker nachgewiesen werden.

Ergibt sich hier ein erster Verdacht auf das Vorliegen einer Zuckererkrankung, wird der Arzt einen oralen Glukosetoleranztest anordnen. Hierfür begibt man sich morgens nüchtern in die Praxis. Die letzte Mahlzeit wird am Abend zuvor eingenommen, danach darf noch für einige Zeit Wasser getrunken werden. Die Sprechstundenhilfe wird zunächst Blut am Ohr, dem Finger oder direkt aus der Vene abnehmen und den Nüchternblutzucker bestimmen. Die Schwangere trinkt nun ein Glas mit 300 ml Wasser, in welchem 75 g Zucker aufgelöst wurden. Nach einer und nach zwei Stunden erfolgt eine erneute Blutabnahme um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Auf diese Weise lässt sich ein Schwangerschaftsdiabetes sicher feststellen oder ausschließen.

Umstellung der Ernährung zur Behandlung des Schwangerschafts­diabetes

Um den Gestationsdiabetes in den Griff zu bekommen, müssen die Blutzuckerwerte dauerhaft normalisiert werden. Nach dem Aufstehen am Morgen sollte der Blutzuckerwert 95 mg/dl nicht überschreiten, zwei Stunden nach einer Mahlzeit sollte er unter 120 mg/dl liegen. Normalerweise muss keine Behandlung mit Insulin erfolgen. Es sollte ausreichen, die Ernährung entsprechend umzustellen. Die Schwangere sollte am Tag eine Energiemenge zwischen 1.800 und 2.000 kcal zu sich nehmen.

Neben der Menge ist aber vor allem die Art der Nahrung von großer Bedeutung. Vom Speiseplan verbannt werden sollten die schnell resorbierbaren Kohlenhydrate, denn diese treiben den Blutzuckerspiegel extrem schnell in die Höhe. Diese Kohlenhydrate sind vor allen in Nahrungsmitteln aus weißem Mehl und in Fruchtsäften enthalten. Sinnvoll sind hingegen Kohlenhydrate, wie sie zum Beispiel in Vollkornprodukten enthalten sind, denn sie geben Energie gleichmäßig und langsam ab. Selbstverständlich gehört jede Art von Zucker vom Speiseplan gestrichen, Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke, Traubenzucker und ähnliches sind für die Schwangere tabu.

Verzehrt werden sollten vor allem Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen sind, wie zum Beispiel Gemüse, Vollkornprodukte und Obst. Dazu kommen mageres Fleisch, Eier, Fisch und fettarme Milchprodukte. Nur in geringen Mengen sollte man hingegen Reis, Kartoffeln und Nudeln zu sich nehmen. Um einen idealen Ernährungsplan zu erstellen, sollte auf jeden Fall eine Diätberaterin oder ein Diabetologe zu Rate gezogen werden.

Möglicher Ernährungsplan bei einem Schwangerschafts­diabetes

Frühstück
2 Vollkornbrötchen mit Butter und Schinken
60 g Magerquark mit wenig Marmelade
1 Glas Milch mit 1,5 % Fett
1 Portion Obst

Mittagessen
125 g mageres Fleisch (zum Beispiel Hähnchenbrust)
240 g Kartoffeln
1 Portion Gemüse oder Salat
1 Portion Obst zum Nachtisch

Snack für Zwischendurch
1 Portion Obst
2 Scheiben Vollkorntoast mit wenig Marmelade

Abendessen
2 Scheiben Vollkornbrot mit Butter
30 g Käse und 30 g Wurst
1 Portion Gemüse oder Salat
1 Portion Obst mit 150 g Joghurt

Eine Portion Obst kann zum Beispiel aus einem Apfel, einer Hand voll Erdbeeren, einer Birne oder einer Orange bestehen. Bei der Portion Gemüse kann man unter anderem zwischen jeweils 200 g Möhren, Wirsing, Salat, Sellerie, Brokkoli, Gurken oder Tomaten wählen.

Behandlung mit blutzucker­senkenden Medikamenten

Reichen eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht aus, um den Blutzuckerspiegel wieder ins Lot zu bringen, muss man an eine medikamentöse Therapie des Gestationsdiabetes denken, um jegliches Risiko für Mutter und Kind zu vermeiden. Normalerweise braucht es nur eine geringe Menge an kurzwirksamem Insulin, die man sich vor dem Essen unter die Haut spritzt. In manchen Fällen kann es aber auch notwendig sein, direkt nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen noch ein langwirksames Insulin zu verabreichen, so dass eine gewisse Basis geschaffen wird.

Auf jeden Fall muss immer eine Schulung der Schwangeren stattfinden, denn nur so ist auch gewährleistet, dass sie die richtige Dosis an Insulin spritzt. Ein Zuviel an Insulin könnte für Mutter und Kind gefährlich werden, da eine Unterzuckerung erfolgen kann. Es gibt auch orale Antidiabetika, da hier jedoch keine ausreichenden Forschungsergebnisse vorliegen, dürfen sie auch nicht während der Schwangerschaft verordnet werden.

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