Morbus Crohn
Typisch für die Darmerkrankung Morbus Crohn sind Bauchschmerzen und Durchfall
Krankheiten

Morbus Crohn – Ursachen, Symptome und Therapie

Der Morbus Crohn gehört genau wie die Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Typische Symptome sind Bauchschmerzen und Durchfall.

Was ist Morbus Crohn?

Die Krankheit Morbus Crohn betrifft überwiegend den Darm. Durch die chronische Entzündung im Darm kommt es zu chronischen Durchfällen und Bauchschmerzen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die bekanntesten Vertreter der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Prinzipiell kann die Crohn-Krankheit jeden Abschnitt des Darms betreffen. Häufig finden sich die Entzündungen jedoch am Ende des Dünndarms im sogenannten Ileum. Auch der obere Abschnitt des Dickdarms ist häufig beeinträchtigt. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa beschränken sich die entzündlichen Veränderungen nicht nur auf die oberflächliche Schleimhaut. Auch die tieferen Wandschichten des Darms können erkranken.

Der Chirurg Antoni Lesniowski beschrieb den Morbus Crohn 1904 erstmals. Ihren Namen verdankt die Erkrankung jedoch dem amerikanischen Magen- und Darmspezialisten Burrill Bernard Crohn, der unabhängig von Lesniowski 1932 über die Krankheit berichtete.

Jährlich erkranken pro 100.000 Einwohner sieben bis acht Menschen an Morbus Crohn. Rund 150 von 100.000 Menschen leiden an der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Die Tendenz ist steigend. Meistens erkranken junge Erwachsene im Alter von 15 bis 35 Jahren. Auch ältere Menschen ab 60 Jahren haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Morbus Crohn – Ursachen

Die genauen Entstehungsmechanismen der Erkrankung konnten bisher nicht geklärt werden. Derzeit werden verschiedene Ursachen diskutiert. Der Morbus Crohn wird den Autoimmunerkrankungen zugeordnet. So finden sich im Blut von Betroffenen auffällig oft sogenannte perinukleäre anti-neutrophile cytoplasmatische Antikörper. Jedoch können diese Antikörper nur bei rund 20 Prozent aller Patienten mit Morbus nachgewiesen werden. Die Antikörper im Blut weisen also auf die Crohnsche Krankheit hin, wenn sie fehlen, bedeutet das jedoch nicht, dass kein Morbus Crohn vorliegt.

Experten vermuten zudem, dass eine erbliche Disposition für die Krankheit besteht. Mittlerweile konnten mehrere Erbfaktoren nachgewiesen werden, die das Risiko für eine Erkrankung erhöhen. Vermutlich führt eine verminderte Anzahl an bestimmten Genabschnitten zu einer verringerten Produktion von beta-Defensin. Beta-Defensin fungiert im Darm als eine Art natürliches Antibiotikum.

Studien deuten ferner darauf hin, dass bei einem Teil der Patienten mit Morbus Crohn ein sogenanntes Leaky-gut-Syndrom vorliegt. Dabei ist die Barriere zwischen dem Darm und dem Organismus nicht intakt, sodass Bakterien aus dem Darm über die Darmschleimhaut in die Darmwand gelangen können. Dort lösen sie Entzündungen aus, die die Darmbarriere noch weiter schädigen. Es scheint, dass dieser primäre Defekt der Darmbarriere genetisch bedingt ist. Andere Hypothesen besagen, dass Seifen, Weichmacher oder Emulgatoren die Darmwand schädigen.

Übermäßige Hygiene und Rauchen gehören zu den weiteren Faktoren, die als Ursache des Morbus Crohn diskutiert werden. Möglicherweise verhindert ein Befall des Darms mit bestimmten Parasiten eine chronische Entzündungsreaktion. Bleibt der Kontakt mit den Parasiten aus, erfolgt auch keine Modulation der Immunantwort.

Raucher haben ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko wie Nichtraucher. Rauchen scheint nicht die eigentliche Ursache der Erkrankung zu sein, gilt aber als Risikofaktor. So wirkt sich ein Rauchstopp auch positiv auf den Krankheitsverlauf bei bestehendem Morbus Crohn aus.

Psychosozialer Stress gehört ebenfalls zu den Risikofaktoren, die einen Morbus Crohn begünstigen bzw. die Symptome bei bestehendem Morbus Crohn massiv verstärken können. Vermutlich führt der psychosoziale Stress zu einer Fehlregulation der Immunantwort. Franz Alexander beschrieb den Morbus Crohn deshalb in den Holy Seven als psychosomatische Erkrankung.

Morbus Crohn – Symptome

Leitsymptome der Crohnschen Krankheit sind Durchfall und Bauchschmerzen. Bei Geschwüren im Darmbereich kann der Durchfall auch blutig sein. Die Schmerzen treten insbesondere nach dem Essen oder vor dem Stuhlgang auf. Bevorzugt sind die Krämpfe und Schmerzen im rechten Unterbauch lokalisiert und können so vor allem bei erstmaligem Auftreten leicht mit einer Blinddarmentzündung verwechselt werden. Durchfall und Bauchschmerzen werden von Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen begleitet. Auch bei normalem Appetit und einer ausreichenden Zufuhr von Kalorien nehmen Patienten mit Morbus Crohn häufig ab. Grund ist die gestörte Resorption der Nährstoffe durch die entzündete Darmschleimhaut. Grundsätzlich sind die Art und die Ausprägung der Symptome jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Die Beschwerden zeigen sich für gewöhnlich schubweise, wobei ein Schub in der Regel mehrere Wochen andauert.

Bei der Hälfte aller Patienten mit Morbus Crohn manifestiert sich die Erkrankung auch außerhalb des Darms. Man spricht hier von extraintestinalen Manifestationen. In einigen Fällen treten die extraintestinalen Manifestationen Monate oder sogar Jahre vor der eigentlichen Darmsymptomatik auf. Häufig sind die Gelenke betroffen. Die Patienten leiden unter Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen. Typisch ist zudem das sogenannte Erythema nodosum. Es handelt sich dabei um eine Entzündung des Unterhautfettgewebes. Typisch für diese Hauterscheinung ist die Bildung von mehreren Flecken und Knötchen unter der Haut. Diese sind leicht erhaben und rötlich-violett oder gelblich-grün gefärbt. Aufgrund der Entzündung sind diese Stellen sehr druckempfindlich.

Ebenso begünstigt der Morbus Crohn die Rosazea. Die Hauterkrankung weist Ähnlichkeiten zur Akne auf und äußert sich durch schuppende, fleckförmige Rötungen sowie durch entzündliche Pusteln und Knötchen. Ebenso sind Entzündungen des Auges, meist in Form einer Uveitis, möglich.

Beim Morbus Crohn drohen verschiedene Komplikationen. So kann es durch die entzündlichen Prozesse zu einer Einengung des Darmlumens kommen. Die Folge ist ein mechanischer Darmverschluss. Rund 20 bis 30 Prozent der Crohn-Patienten entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens einmal einen solchen Darmverschluss.

Häufiger treten im chronischen Krankheitsverlauf Fisteln auf. Diese Fisteln können den Darm mit der Körperoberfläche verbinden oder zwischen Darm und Geschlechtsorganen bzw. zwischen Darm und Harnblase verlaufen. Seltener reichen die Fisteln vom Darm in die freie Bauchhöhle hinein. Neben Fisteln können auch Abszesse im Bauchraum entstehen. Zudem haben Patienten mit Morbus Crohn ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkarzinome.

Morbus Crohn – Therapie

Da die Ursache der Erkrankung nicht bekannt ist, ist keine kausale Therapie möglich. Grundsätzlich kann bei der Behandlung der Erkrankung zwischen einer Schubtherapie und einer Remissionserhaltung unterschieden werden. Bei der Schubtherapie sollen die akuten Symptome im Schub gelindert werden. Ziel der Remissionstherapie ist es hingegen, die Zahl der Schübe zu verringern.

Die Wahl der Therapieverfahren im akuten Schub hängt von der Ausprägung des Schubs und der Lokalisation der Entzündung ab. Während des Schubs sollten die Patienten auf ballaststoffarme Flüssignahrung zurückgreifen. Insbesondere bei Kindern reicht eine enterale Sondennahrung als Therapie aus. Allerdings empfinden viele Patienten das Einführen der Ernährungssonde durch die Nase als äußerst unangenehm.

Zu den wichtigsten Medikamenten im akuten Schub gehören die Glukokortikoide. Bei einem leichten bis mittelschweren Schub kann bei 90 Prozent aller Patienten mithilfe dieser Arzneimittel eine Besserung erreicht werden. Selbst im schweren Schub profitieren noch 50 Prozent der Patienten von dieser Behandlung. Auch Aminosalicylate wie Mesalazin wirken im akuten Schub entzündungshemmend.

Bei sehr schweren oder therapieresistenten Schüben kommen TNF-Blocker wie Infliximab oder Adalimumab zum Einsatz. Genau wie die TNF-Blocker hemmen auch Integrin-Antikörper wie Vedolizumab die Entzündungsaktivität im Darm. Um schwere Komplikationen wie Abszess- oder Fistelbildung zu vermeiden, kann bei sehr schweren Fällen eine chirurgische Entfernung der betroffenen Darmabschnitte erforderlich sein.

In der Remissionstherapie werden vor allem Immunsuppressiva genutzt. Als wirksam haben sich Methotrexat, Azathioprin und 6-Mercaptopurin erwiesen. Allerdings haben diese Medikamente schwere Nebenwirkungen, sodass unter der Einnahme ständige Kontrollen beim Arzt erforderlich sind. Alternativ können auch in der Remissionstherapie TNF-@-Blocker zum Einsatz kommen.

Da einige Crohn-Patienten unter einer mangelnden Nährstoffaufnahme und Nährstoffverwertung leiden, kann eine Substitution verschiedener Nährstoffe erforderlich sein. Alternative Therapien, Psychotherapie und Entspannungsverfahren scheinen zur Besserung der Symptomatik beizutragen. Die Effekte wurden bisher allerdings nicht wissenschaftlich erforscht. Es gibt jedoch einige Studien, die dem Extrakt des Indischen Weihrauchs einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf zusprechen.

Morbus Crohn – Vorbeugung

Da die genauen Ursachen der Erkrankung nicht geklärt sind, ist eine Prävention schwer. Allerdings gibt es verschiedene Faktoren, die die Darmgesundheit positiv beeinflussen und die Entzündungsbereitschaft des Körpers reduzieren. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit wenig tierischem Fett, wenig rotem Fleisch und ausreichend Obst und Gemüse scheint sich positiv auf die Darmgesundheit auszuwirken. Hingegen sollten Alkohol und Tabakrauch möglichst gemieden werden. Ob sich der Ausbruch von Morbus Crohn durch diese Maßnahmen jedoch sicher verhindern lässt, ist fraglich.

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