Lungenemphysem
Bei einem ausgeprägten Lungenemphysem kann auf Grund der Atemnot eine Sauerstofftherapie nötig sein
Krankheiten

Lungen­emphysem – Ursachen, Symptome und Therapie

Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung, bei der die Lunge dauerhaft überbläht ist. Dadurch kommt es zu Atembeschwerden.

Was ist ein Lungen­emphysem?

Beim Lungenemphysem kommt es zu einer Überblähung der Lungenbläschen. Die Lunge und insbesondere die Lungenbläschen dienen dem Gasaustausch. Zum einen erfolgt eine Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft und zum anderen wird das Kohlenstoffdioxid aus dem Blut abgegeben und schlussendlich abgeatmet. Diese Vorgänge finden in den Lungenbläschen, den sogenannten Alveolen, statt. Diese sind durch feine Wände voneinander getrennt.

Bei der Lungenüberblähung verbleibt aufgrund einer Instabilität der kleinen Bronchienäste (Bronchiolen) beim Ausatmen Luft in den Lungenbläschen. Diese blähen sich nach und nach immer weiter auf, bis sie schlussendlich zerreißen und sich dadurch zu größeren Blasen vereinen. Dadurch sind der Gasaustausch und die Atmung gestört. Diese Aufweitung der Alveolen ist nicht reversibel.

Genau wie die chronisch obstruktive Bronchitis wird das Lungenemphysem den chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, den chronic obstructive pulmonary diseases (COPD), zugeordnet. Die COPD gehört weltweit zu den häufigsten Erkrankungen. Auf der ganzen Welt sind Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge mehr als 200 Millionen Menschen von der chronischen Erkrankung der Atemwege betroffen. Auch in der Liste der häufigsten Todesursachen finden sich die obstruktiven Lungenerkrankungen wie das Lungenemphysem auf den vorderen Plätzen. Rund sechs Prozent aller Todesfälle sollen auf die COPD zurückzuführen sein. In den USA ist die Sterblichkeit insbesondere in den letzten 50 Jahren deutlich angestiegen. Waren früher überwiegend Männer vom Lungenemphysem betroffen, erkranken in den letzten Jahren auch immer mehr Frauen. Mediziner führen dies auf die Tatsache zurück, dass in den Industrienationen immer mehr Frauen rauchen. Das Rauchen ist eine der Hauptursachen für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen.

Lungen­emphysem – Ursachen

Das Rauchen ist mit Abstand die häufigste Ursache für die chronische Überblähung der Lunge. Mehr als 90 Prozent aller Patienten mit Lungenemphysem sind oder waren Raucher. Dies liegt zum einen daran, dass Raucher deutlich anfälliger für Infekte sind als Nichtraucher. Dadurch kommt es vermehrt zu Entzündungen der Bronchien. Häufig entwickelt sich aus diesen akuten Bronchitiden eine chronische Bronchitis, die mit dem typischen morgendlichen „Raucherhusten“ einhergeht. Infolge kann das Lungengewebe Schaden nehmen. Insbesondere die kleinen Bronchien, die Bronchiolen, werden instabil, fallen zusammen und verengen sich. Beim Ausatmen kann nicht die gesamte Luft diese verengten Stellen passieren. Dadurch verbleibt vermehrt Luft in den Lungenbläschen und es entstehen im Krankheitsverlauf Hohlräume. Zum anderen führen verschiedene schädliche Substanzen im Rauch der Zigaretten zu einer Hemmung des Alpha-1-Proteinase-Inhibitors, auch als Alpha-1-Antitrypsin bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein Eiweiß, das dem Schutz des empfindlichen Lungengewebes dient. Bei einem Mangel an Alpha-1-Antitrypsin werden vermehrt spaltende Enzyme im Lungengewebe aktiv, die die Struktur der Lungen massiv schädigen können.

Doch nicht nur Zigarettenrauch, sondern auch andere chemische Substanzen oder Reizstoffe können das Lungengewebe schädigen und so ein Lungenemphysem hervorrufen. Häufig sind Menschen betroffen, die im Steinkohlebergbau, in Steinbrüchen oder Erzgruben arbeiten, da hier die Feinstaubbelastung besonders hoch ist. Auch Stäube aus Futtermitteln oder Baumwolle können sich in den Atemwegen festsetzen und das Lungengewebe schädigen. Ebenso können chemische Belastungen beispielsweise mit Aluminium, Kadmium oder Beryllium Schäden in der Lunge hervorrufen. Sofern das Lungenemphysem auf eine berufliche Ursache zurückgeführt werden kann, ist die Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt.

Lungen­emphysem – Symptome

Eine verminderte Leistungsfähigkeit und eine ausgeprägte Atemnot gehören zu den Leitsymptomen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Wie schwer diese Symptome ausgeprägt sind, hängt von den strukturellen Veränderungen in der Lunge ab. Durch die Aufblähung der Lungenbläschen ist bei einem weit fortgeschrittenen Lungenemphysem auch der Brustkorb aufgebläht. In der medizinischen Terminologie spricht man hier von einem Fassthorax. Den Betroffenen fällt durch die kollabierten Atemwege insbesondere das Ausatmen schwer. Deshalb ist die Ausatemphase deutlich verlängert. Einige der Betroffenen versuchen sich das Ausatmen mithilfe der sogenannten Lippenbremse zu erleichtern. Sie spitzen beim Ausatmen den Mund und atmen gegen die gespitzten Lippen aus. Dadurch soll das Kollabieren der Bronchiolen verhindert werden.

Patienten mit Lungenemphysem lassen sich entsprechend ihrem äußeren Erscheinungsbild grob in zwei Typen unterteilen. Die klassischen Erscheinungsformen finden sich so allerdings nur in den Lehrbüchern. In der Realität sind vielmehr fließende Übergänge zwischen beiden Typen möglich. Der Emphysematiker vom Typ „Pink Puffer“ ist eher von magerer Erscheinung und leidet unter massiver Atemnot. Zwar ist der Sauerstoffgehalt im Blut erniedrigt, der Kohlendioxidgehalt ist jedoch normal. Die Haut ist deshalb nicht bläulich, sondern eher rot gefärbt. Gelegentlich leiden die Betroffenen unter einem trockenen Husten. Haupttodesursache bei diesem Erkrankungstypus ist das Atemversagen.

Der „Blue Bloater“ ist hingegen eher übergewichtig. Hier zeigen sich erniedrigte Sauerstoff- und erhöhte Kohlendioxidwerte im Blut. Infolge sind Haut, Lippen und Nägel blaurot verfärbt. Diese Blaufärbung bezeichnet man auch als Zyanose. Zwar leidet der „Blue Bloater“ nicht so häufig unter Atemnot wie der „Pink Puffer“, er weist dafür jedoch häufiger produktiven Husten, also Husten mit Auswurf auf. Bei diesem Typ leidet vor allem das Herz unter der mangelnden Lungenfunktion. Bei vielen Patienten entwickelt sich im Krankheitsverlauf eine Schwäche des rechten Herzens (Rechtsherzinsuffizienz).

Lungen­emphysem – Therapie

Die chronische Überblähung der Lunge ist nicht reversibel und somit auch nicht heilbar. Wenn sich das Lungengewebe krankhaft verändert hat, beschränkt sich die Therapie also lediglich darauf, die Symptome der Patienten zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen.

Patienten mit einem Lungenemphysem müssen das Rauchen zwingend aufgeben. Andernfalls schreitet der Verlust der Lungenfunktion unaufhaltsam fort. Der Prozess der Entwöhnung kann bei Bedarf medikamentös oder mithilfe von Pflastern und Kaugummis unterstützt werden.

Zur Basistherapie bei Patienten mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung gehören zudem bronchienerweiternde Medikamente, die sogenannten Bronchodilatatoren. Diese setzen die Spannung in den Muskeln der Bronchien herab und können so zu einer Erweiterung der Atemwege und damit auch zu einer Abnahme der Lungenüberblähung führen. Der Luftstau in den Atemwegen verringert sich, dadurch können sich die Luftnot und auch die Belastbarkeit der Patienten verbessern. Zu den wichtigsten bronchienerweiternden Medikamenten gehören Beta-2-Sympathikomimetika, Methylxanthine wie Theophyllin und Anticholinergika. Um eine bessere Wirkung zu erreichen, können die drei Arzneistoffgruppen miteinander kombiniert werden.

Zur medikamentösen Therapie des Lungenemphysems kommen zudem Glukokortikoide wie Kortison zum Einsatz. Diese können sowohl inhalativ als auch oral verabreicht werden. Kortikosteroide wirken vor allem entzündungshemmend und werden typischerweise bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Lungenemphysem zusammen mit langwirksamen Beta-2-Sympathikomimetika eingesetzt.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie können auch einige nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren die Symptome lindern. So kann regelmäßige körperliche Aktivität den Krankheitsverlauf von Patienten mit einem Lungenemphysem positiv beeinflussen. Körperlich aktive Patienten weisen in der Regel eine geringere Sterblichkeit auf und werden auch deutlich seltener ins Krankenhaus eingewiesen. Schon regelmäßige Spaziergänge in einem angepassten Tempo können zu einer verringerten Luftnot führen. Auch Sport in speziellen Lungensportgruppen kann den Betroffenen helfen. Dasselbe gilt für Atemschulungen, in denen die Patienten spezielle Atemtechniken erlernen, die ihnen dabei helfen, besser Luft zu bekommen. Auch das richtige Inhalieren sowie das effektive Abhusten von Schleim und der Einsatz von Hilfsmitteln werden in diesen Schulungen erlernt.

Bei Patienten mit einem ausgeprägten Lungenemphysem und einem chronischen Sauerstoffmangel kann zudem eine Sauerstofflangzeittherapie erforderlich sein. Hier erhalten die Betroffenen Sauerstoff über einen Zeitraum von mindestens 16 Stunden pro Tag. So soll eine kontinuierliche Versorgung der lebenswichtigen Organe mit sauerstoffreichem Blut sichergestellt werden. Zur Sauerstofflangzeittherapie können verschiedene Systeme genutzt werden. So gibt es stationäre Sauerstoffgeräte für den Einsatz zu Hause oder auch tragbare Geräte, die den Betroffenen mehr Bewegungsfreiheit und Mobilität ermöglichen.

Zur Vermeidung zusätzlicher Infektionen, die bei Patienten mit einem Lungenemphysem lebensbedrohlich sein können, empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) Lungenemphysematikern eine jährliche Grippeschutzimpfung sowie die Impfung gegen Pneumokokken.

Lungen­emphysem – Vorbeugung

Zur Prävention einer Überblähung der Lunge ist es unverzichtbar, auf krankmachende Substanzen wie Tabakrauch zu verzichten. Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung der Erkrankung ist der sofortige Rauchstopp. Nichtraucher sollten das Passivrauchen gänzlich vermeiden. Zum Schutz des Lungengewebes sollte die Feinstaubbelastung zudem so gering wie möglich ausfallen. So sollten Spaziergänge und sportliche Aktivitäten an viel befahrenen Straßen gemieden werden. Besteht im Beruf häufiger Kontakt mit Feinstäuben, ist ein Atemschutz oder gegebenenfalls ein Wechsel der Arbeitsstelle anzuraten.

Eine unbehandelte Bronchitis kann zu einem Lungenemphysem führen. Bei einem Verdacht auf eine Atemwegserkrankung sollte deshalb frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.

Ebenso wie diese speziellen Maßnahmen kann sich auch eine allgemein gesunde Lebensführung mit regelmäßiger Bewegung, ausreichend Schlaf und einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den allgemeinen und den Gesundheitszustand der Lunge auswirken.

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