Lysin
Hähnchenbrust enthält besonders viel der für das Bindegewebe so wichtigen Aminosäure Lysin
Nährstoffe

Lysin – Aminosäure für das Bindegewebe

Lysin, auch L-Lysin genannt, gehört zu den essentiellen Aminosäuren und ist wichtiger Bestandteil vieler Proteine. Von Bedeutung ist es vor allem für das Immunsystem und den Aufbau des Bindegewebes, insbesondere des Kollagens. Da der Körper Lysin nicht selbst herstellen kann, muss es regelmäßig von außen über die Nahrung zugeführt werden.

Was ist Lysin?

Lysin zählt zu den proteinogenen Aminosäuren und ist für die Synthese von Proteinen unerlässlich. Wie Histidin und Arginin ist es basisch und alle Drei tragen auf Grund ihrer sechs Kohlenstoffatome die Bezeichnung Hexonbasen. In den Strukturproteinen, z.B. im Kollagen, kommt Lysin hydroxyliert vor. Das heißt, es werden mehrere OH-Gruppen an das Molekül gehängt. Da diese über Zuckermoleküle miteinander verbunden sind, können die stabilen und für das Kollagen typischen Glykoproteine entstehen.

Aufgenommen wird Lysin mit der Nahrung und im Darm über spezielle Transporter ins Blut geleitet, welches es dann im Körper verteilt. Überschüssiges Lysin wird über die Nieren wieder ausgeschieden.

Welche Funktion und Wirkung hat Lysin im Körper?

Wie alle Aminosäuren ist auch Lysin Bestandteil von Proteinen. Diese Eiweiße werden benötigt, um Muskeln aufzubauen, Stoffe zu transportieren, chemische Reaktionen zu regulieren und sie bieten Andockstellen für viele Botenstoffe.

Lysin dient der Bildung von Enzymen, Hormonen und Antikörpern, die zur Bekämpfung von Virusinfektionen beitragen. Es reduziert weiterhin die Verwertung von Arginin, das die Vermehrung von Herpesviren erleichtert und wird deshalb oft zu Prophylaxe und Behandlung von Herpeserkrankungen eingesetzt.

Auch in der Wundheilung spielt Lysin eine wichtige Rolle, weil es an der Zellteilung und dem Aufbau des Kollagens beteiligt ist. Kollagen ist in Haut, Sehnen, Knochen und Blutgefäßwänden enthalten und ein wichtiger Baustein für das Bindegewebe.

Darüber hinaus regt Lysin die Aufnahme einiger Mineralstoffe und Spurenelemente an. So fördert es die Resorption von Calcium aus dem Darm und hilft bei der Einlagerung in Knochen und Zähne. Zusammen mit weiteren Stoffen kann der Körper aus Lysin das den Vitaminen ähnliche L-Carnitin bilden, was bedeutsam für die Fettverbrennung und den Energiestoffwechsel ist.

In Verbindung mit dem Schmerzmittel Ibuprofen hat sich herausgestellt, dass die Kombination die Wasserlöslichkeit des Wirkstoffs erhöht und dies zu einer Beschleunigung der Resorption im Darm führt, so dass die Wirkung des Medikamentes früher eintritt.

Es wird angenommen, dass Lysin auch gegen Arteriosklerose hilft, weil es dem Verkleben der Gefäßwand durch das Lipoprotein a entgegenwirkt und Proteine, die sich bereits angeheftet haben, entfernt.

Ursachen und Symptome von Lysin-Mangel

Bei normaler, ausgewogener Ernährung ist ein Lysin-Mangel unwahrscheinlich. Selbst Leistungssportler können ihren höheren Bedarf ausschließlich über die Ernährung decken. Ein Mangel kommt vor allen in Ländern vor, in denen lysinarme Getreide wie Weizen oder Mais zu den Hauptnahrungsmitteln zählen.

Ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung haben vor allem Veganer, da Lysin hauptsächlich in tierischen Nahrungsmitteln enthalten ist. Ebenso können auf pflanzlicher Kost basierende Diäten zu einem Lysin-Defizit führen.

Auch bei Kindern besteht die Gefahr, zu wenig Lysin zu erhalten, da ihr Bedarf aufgrund ihres Wachstums höher als der von Erwachsenen ist.

Erste Symptome für einen Lysin-Mangel können sein:

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Schwindelgefühl
  • Übelkeit
  • Gerötete Augen
  • Brüchige Nägel
  • Trockene, spröde Haut
  • Haarausfall

Besteht die Unterversorgung über einen längeren Zeitraum, führt dies zu folgenden Symptomen:

  • Kollagenmangel
  • Bindegewebsschwäche
  • Störungen des Immunsystems
  • Wachstumsstörungen

Da eine verringerte Zufuhr von Lysin auch auf die Hormonproduktion Einfluss hat, kann es in diesem Zusammenhang zur Änderung des Appetits und zu Stimmungsschwankungen kommen.

Ist eine Lysin-Überversorgung möglich?

Bei normaler Ernährung ist eine Lysin-Überdosierung, die gesundheitliche Auswirkung hat, äußerst selten. Bis zu einer Aufnahme von vier Gramm täglich sind keine Nebenwirkungen bekannt, bei sehr hohen Dosen zwischen 15 und 50 Gramm kann es zu Darmkrämpfen und Durchfall kommen. Vor allen bei Nahrungsmittelallergien auf Weizen, Milch oder Eier, sollte Lysin vermieden werden.

Wird die Aminosäure in extremen Dosen als Nahrungsergänzungsmittel oder Medikament zugeführt, bewirkt das die Hemmung der Blutgerinnung. Deshalb sollte vor Operationen auf diese Präparate verzichtet werden, auch für Schwangere ist es ratsam davon Abstand nehmen. Bei regelmäßiger Überdosierung können Nierenfunktionsstörungen und Blutdruckschwankungen ausgelöst werden.

Lebensmittel mit Lysin

Die empfohlene tägliche Zufuhr von Lysin liegt für Erwachsene bei 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Säuglinge und Kinder haben einen höheren Bedarf, da sie sich im Wachstum befinden. Dieser beträgt im ersten Lebensjahr 103 Milligramm, für Kleinkinder 58 Milligramm und bei Schulkindern immer noch 44 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Lysin ist vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten, sein Anteil in pflanzlichen Produkten, besonders im Getreide, ist sehr gering. Eine der wenigen Ausnahmen sind Sojabohnen, sie weisen einen hohen Anteil an der Aminosäure auf.

Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Lysin:

  • Hähnchenbrust
  • Schweinefilet
  • Lachs
  • Thunfisch
  • Eier
  • Vollmilch

Lebensmittel die viel Arginin enthalten, hemmen die Verwertbarkeit und Aufnahme von Lysin, dazu gehören z.B. Schokolade, Vollkornprodukte, Nüsse, Champignons oder Zwiebeln.

Im Gegensatz zu anderen Aminosäuren ist Lysin empfindlicher gegenüber dem Erhitzen, was vor allem die trockene Hitze des Toastens und Röstens betrifft.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Lysin lebensnotwendig für den menschlichen Organismus ist. Neben seinem Einfluss auf das Immunsystem, Bindegewebe und Wachstum, erweist es sich auch bei der Behandlung von Krankheiten, z.B. Herpes oder Osteoporose als wertvolle Hilfe. Diese therapeutische Anwendung sollte aber immer nach ärztlicher Empfehlung und unter Kontrolle erfolgen.

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