Meningitis
Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit sind häufige Symptome der Meningitis (Hirnhautentzündung)
Krankheiten

Meningitis – Ursachen, Symptome und Therapie

Die Meningitis ist eine Entzündung der Hirn- und/oder Rückenmarkshäute, die vor allem durch Bakterien oder Viren hervorgerufen wird. Typische Symptome sind Nackensteifigkeit und starke Kopfschmerzen.

Was ist eine Meningitis?

Bei der Meningitis entzünden sich die Häute von Hirn und Rückenmark, die sogenannten Meningen. Es handelt sich dabei um Bindegewebsschichten, die innerhalb des Schädels das Gehirn und außerhalb des Schädels das Rückenmark umgeben.

Da die Meningitis überwiegend durch Erreger verursacht wird, gehört sie zu den Infektionskrankheiten. Zu den Haupterregerarten zählen neben Bakterien und Viren auch Pilze und Parasiten.

Grundsätzlich kann zwischen einer eitrigen und einer nicht-eitrigen Form der Meningitis unterschieden werden. Während die eitrige Meningitis von Bakterien wie Pneumokokken oder Meningokokken hervorgerufen wird, ist die nicht-eitrige Meningitis oft eine Begleiterscheinung von anderen Infektionskrankheiten wie Borreliose, Syphilis oder Tuberkulose.

In vielen Ländern gehört die Hirnhautentzündung zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Dennoch sind kaum epidemiologische Daten bekannt. Bakterielle Meningitiden betreffen in westlichen Ländern pro Jahr etwa drei von 100.000 Einwohnern. Die Inzidenz für virale Infektionen liegt bei ungefähr elf Erkrankungsfällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Die meisten Neuinfektionen treten im Sommer auf. Die Inzidenz liegt in anderen Ländern deutlich höher. So erkranken in Meningitisepidemien während der Trockenzeit in Afrika jedes Jahr 800 von 100.000 Einwohnern an einer Meningitis.

Früher war die Sterblichkeit bei einer Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute sehr hoch. Mehr als 90 Prozent der Patienten überlebten ihre Erkrankung nicht. Die Entdeckung des Penicillins führte zu einem deutlichen Rückgang der Letalität. Zudem gingen die Erkrankungszahlen nach der Einführung der Haemophilus-Impfung zum Ende des 20. Jahrhunderts stark zurück. Heute hängt die Letalität der Meningitis vor allem vom Alter der Patienten und von der Art des Erregers ab. Während die virale Meningitis oft spontan ausheilt und nur selten tödlich endet, versterben 20 bis 30 Prozent der infizierten Neugeborenen an der bakteriellen Hirnhautentzündung. Die Sterblichkeit bei älteren Kindern liegt hingegen bei nur zwei Prozent. Allerdings leiden viele der überlebenden Kinder unter Folgeschäden wie Epilepsie, Lernbehinderung oder Schwerhörigkeit. Bei Erwachsenen steigt das Risiko für einen tödlichen Ausgang der Erkrankung auf 20 bis 40 Prozent an.

Meningitis – Ursachen

Die bakterielle Meningitis wird durch Bakterien ausgelöst. Erreger der eitrigen Meningitis sind beispielsweise Meningokokken, Streptokokken, E. coli, Proteus und Haemophilus influenzae.

Während die Meningitis bei Kindern hauptsächlich durch Meningokokken oder bei fehlendem Impfschutz durch das Bakterium Haemophilus influenzae verursacht wird, basieren bakterielle Infektionen bei Erwachsenen überwiegend auf Pneumokokken. Im Krankenhaus erworbenen Meningitiden liegen meist Infektionen mit Enterobakterien, Staphylokokken oder Pseudomonas zugrunde. Bei Patienten mit einer Immunschwäche kann eine Hirnhautentzündung auch durch Erreger wie Listerien oder Tuberkulosebakterien verursacht werden.

Während ein Teil der Erreger über das Blut zu den Hirnhäuten gelangt, findet der andere Teil der Bakterien den Weg zum Gehirn direkt über die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raumes oder der Haut. So werden Meningokokken überwiegend mittels Tröpfcheninfektion übertragen, während eine Pneumokokkenmeningitis oft die Folge einer hämatogenen Streuung infolge einer Lungenentzündung ist. Bei einem offenen Schädel-Hirn-Trauma ist zudem eine direkte Infektion möglich.

In der Regel geht der bakteriellen aber eine virale Infektion voraus. Durch diese werden die schützenden Schleimhäute so geschädigt, dass Bakterien über die sogenannte Blut-Hirn-Schranke in den Subarachnoidalraum gelangen können.

Bei einer aseptischen Meningitis sind hingegen keine Bakterien im Bereich des Gehirns zu finden. Ursache sind hier meist Infektionen mit Enteroviren, Herpes-Simplex-Typ-2-Viren oder dem FSME-Virus. Deshalb wird der Begriff aseptische Meningitis oft synonym zu der Bezeichnung virale Meningitis genutzt. In selteneren Fällen kann eine aseptische Entzündung der Hirnhäute aber auch durch Pilze oder eine Strahlenbelastung hervorgerufen werden.

Meningitis – Symptome

Bei mehr als 90 Prozent der bakteriellen Meningitiden bei Erwachsenen ist starker Kopfschmerz das Leitsymptom.

Auch der Meningismus ist ein typisches Symptom. Es handelt sich dabei um eine Nackensteifigkeit, die mit Schmerzen einhergeht. Ursache ist eine Anspannung der Nackenmuskulatur als Reaktion auf den Schmerz, der von der Entzündung der Hirnhäute ausgeht. Erst wenn die Patienten bewusstlos werden, löst sich die Nackensteifigkeit auf. Auch Übelkeit und Erbrechen sowie eine ausgeprägte Licht- und Geräuschempfindlichkeit können auf einen Meningismus hinweisen.

Insbesondere bei bakteriellen Meningitiden kann hohes Fieber auftreten, es ist jedoch nicht obligat. Das bedeutet, dass auch bei einer normalen Körpertemperatur eine Meningitis vorliegen kann.

Die Patienten sind zudem verwirrt und weisen häufig Bewusstseinsstörungen auf. Auch eine Krampfneigung ist zu beobachten. Die klassische Trias aus Nackensteifigkeit, Fieber und einem verminderten Bewusstsein tritt jedoch nur bei 45 Prozent der Patienten auf. Eine Meningitis ohne wenigstens eines der Trias-Symptome ist dennoch sehr selten. Es ist jedoch zu beachten, dass bei Säuglingen, Kleinkindern, sehr alten Patienten und Alkoholikern die typischen Symptome der Meningitis nahezu vollständig fehlen können.

Weitere Hinweise auf eine Meningitis liefern das positive Brudzinksi-, das Kernig- und das Laségue-Zeichen. Ein positives Kernig-Zeichen liegt dann vor, wenn die Patienten mit angezogenen Beinen liegen und ihre Knie auch willentlich nicht strecken können. Beugt man den Kopf eines Meningitis-Patienten vor, kommt es häufig zu einem unwillkürlichen Anziehen der Beine. Man spricht hier auch vom positiven Brudzinski-Zeichen. Das Laségue-Zeichen ist hingegen positiv, wenn es bei einem passiven Beugen des gestreckten Beines im Hüftgelenk zu einem starken Schmerz im Rücken kommt.
Obwohl die Sensitivität dieser Tests nicht besonders hoch ist, können sie dennoch bei der Diagnose der Meningitis hilfreich sein. Auch das „jolt accentuation maneuver“ kann ein Symptom der Meningitis sein. Hier kommt es bei einem schnellen Hin- und Herschütteln des Kopfes zu einer deutlichen Verschlimmerung des Kopfschmerzes.

Die Meningokokkenmeningitis fällt durch einen besonders plötzlichen und heftigen Krankheitsbeginn mit schwerstem Krankheitsgefühl auf. Oft finden sich an den Beinen sogenannte petechiale Läsionen. Es handelt sich dabei um stecknadelkopfgroße Einblutungen. Bei einer Bakterienstreuung kann sich daraus eine Purpura entwickeln. Hier entstehen viele kleine lilafarbene oder rote Hautflecken an Beinen, den Schleimhäuten, den Fußsohlen und den Handinnenflächen. Auch der Körperstamm und die Bindehäute der Augen können betroffen sein.

Die Meningitis kann schon im Frühverlauf mit verschiedenen teils schwerwiegenden Komplikationen behaftet sein. So kann insbesondere die bakterielle Infektion ein systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS) zur Folge haben. Man spricht hier auch von einer Sepsis. Dabei kommt es zu einer systemischen Entzündungsreaktion des gesamten Körpers mit Fieber, einer erhöhten Herzfrequenz, einer schnellen Atmung und einem Blutdruckabfall. Dieser Zustand führt zu einer verminderten Durchblutung verschiedener Organe und ist akut lebensbedrohlich.

Bei der Meningokokkenmeningitis können sich zudem Gangräne aus den Petechien im Bereich von Armen und Beinen entwickeln. Gangräne sind Gewebsuntergänge, die durch eine mangelnde Blutversorgung entstehen.

Infektionen mit Pneumokokken oder Meningokokken können ferner das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom zur Folge haben. Dieses ist durch Einblutungen in die Nebennieren charakterisiert und endet häufig tödlich.

Eine weitere lebensgefährliche Komplikation der Meningitis ist das Hirnödem mit ansteigendem Hirndruck. Durch die Hirnschwellung kann es zu einer Einklemmung mit Bewusstseinsminderung und Atemstörung kommen.

Insbesondere bei Kindern gehören epileptische Anfälle zu den häufigsten Komplikationen. Sie treten in 30 Prozent der Fälle auf. Ebenso kann die Meningitis die Hirnnerven beeinträchtigen und so unter anderem zu Schluck-, Seh- oder Hörstörungen führen.

Nach überstandener Meningitis können neurologische Defizite mit Lähmungen, Störungen der Bewegung oder der Sensibilität zurückbleiben. Auch eine Verkalkung der Hörschnecke mit Ertaubung kann infolge der Hirnhautentzündung entstehen.

Meningitis – Therapie

Da die Meningitis eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung ist, die mit einer hohen Letalität einhergeht, ist eine frühzeitige Behandlung sehr wichtig. Deshalb wird die Therapie mit einem Breitband-Antibiotikum in der Regel auch dann schon eingeleitet, wenn lediglich ein Verdacht und noch keine bestätigte Diagnose vorliegt.

Bei einem drohenden Schock oder sehr niedrigem Blutdruck ist in der Erstversorgung zudem die intravenöse Verabreichung von Flüssigkeit vorgesehen. Wurde der Erreger dann durch eine Ausstrichuntersuchung identifiziert, kann die antibiotische Therapie angepasst werden. Allerdings liegen die Ergebnisse dieser Hirnwasseruntersuchung häufig erst nach ein bis zwei Tagen vor. Bei einer tuberkulösen Infektion der Hirnhäute ist eine antibiotische Therapie über mindestens ein Jahr nötig. Andere Erreger erfordern eine Behandlung über einige Wochen.

Eine Vorbehandlung der Meningitis mit Corticosteroiden wie Dexamethason kann sowohl die Sterblichkeit als auch das Risiko für Folgeschäden wie Hörverlust oder neurologische Schädigungen deutlich senken. Vermutlich wird durch den Wirkstoff die überschießende Entzündungsreaktion unterdrückt. Die Gabe der Corticosteroide sollte direkt vor der ersten Antibiotikagabe erfolgen und für mehrere Tage fortgeführt werden.

Bei der viralen Meningitis ist eine ursächliche Behandlung nicht möglich. Allerdings ist der Verlauf hier auch nur selten so dramatisch wie bei der bakteriellen Hirnhautentzündung. Bei milden Verläufen kann eine ambulante Behandlung mit Schmerzmitteln, einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr und Bettruhe ausreichend sein.

Mykotische Meningitiden, also Hirnhautentzündungen, die durch Pilze verursacht werden, erfordern eine Behandlung mit Antimykotika wie beispielsweise Amphotericin oder Fluorcytosin über einen Zeitraum von mehreren Monaten.

Meningitis – Vorbeugung

Zumindest ein Teil der Hirnhautentzündungen lässt sich durch eine Impfung verhindern. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts in ihrem Impfkalender für die ersten beiden Lebensjahre eines Kindes Impfungen gegen die potenziellen Meningitis-Erreger Pneumokokken, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ B. Auch gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die vor allem bei Zeckenbissen übertragen wird, gibt es eine Impfung.

Bei Neugeborenen stellt auch eine Infektion der Mutter mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS) ein Risiko dar. Deshalb wird allen Schwangeren empfohlen, sich in der 37. Schwangerschaftswoche beim Arzt auf Streptokokken untersuchen zu lassen. Werden bei dieser Untersuchung Bakterien nachgewiesen, kann zum Schutz des Kindes mit Beginn der Wehen eine Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin durchgeführt werden.

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