Verspannungen
Verspannungen sind oft sehr schmerzhaft und führen nicht selten zu starken Kopfschmerzen
Krankheiten

Verspannungen – Ursachen, Symptome und Therapie

Bei einer Verspannung ist die Muskulatur schmerzhaft verhärtet. In den meisten Fällen sind der Nacken- und der Schulterbereich von Verspannungen betroffen.

Was sind Verspannungen?

Bei Verspannungen kommt es zu einer schmerzhaften Überhöhung der Muskelspannung. Dieser erhöhte Muskeltonus äußert sich häufig durch ein schmerzhaftes Ziehen im Bereich zwischen Hinterkopf und Schulterblatt. Insbesondere drei Muskeln sind oft von Verspannungen betroffen: der Schulterblattheber (Musculus levator scapulae), der Obergrätenmuskel (Musculus supraspinatus) und der Trapezmuskel (Musculus trapezius).

An anderen Körperstellen treten Verspannungen wesentlich seltener auf. Die Muskelverhärtungen sind weit verbreitet. So leiden bis zu 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal in ihrem Leben unter Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. 15 Prozent der Menschen in Deutschland klagen über chronische Nackenschmerzen. Auch Kopfschmerzen, wie sie bei bis zu 20 Prozent der Bevölkerung regelmäßig auftreten, sind häufig auf Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur zurückzuführen.

Verspannungen – Ursachen

Die Hauptursache für Verspannungen im Schulter-, Nacken- und Halsbereich sind Fehlhaltungen. So entsteht zum Beispiel durch ständige Bildschirmarbeit ein Ungleichgewicht in der Muskulatur. Man spricht hier auch von einer muskulären Dysbalance. Insbesondere eine krumme Körperhaltung mit vorgebeugten Schultern ist ein Risikofaktor für Verspannungen. Auf Dauer führt diese Überlastung zu einer Verhärtung der Muskulatur. Auch bei Fließbandarbeit oder anderen monotonen Bewegungsabläufen lassen sich Verspannungen der Muskulatur vermehrt beobachten. Zwar bessern regelmäßige Sporteinheiten die Beschwerden häufig, Fehlhaltungen beim Sport können aber ebenso Schmerzen in den Schultern oder im Nacken auslösen. So kann beispielsweise übermäßiges Krafttraining oder aber Brustschwimmen mit deutlich angewinkeltem Nacken die Muskulatur überlasten. Ebenso begünstigen eine schlechte Matratze und ein ungeeignetes Kopfkissen eine ungünstige Schlafposition und somit auch die Entstehung von Verspannungen.

Verspannungen können sich ferner reflektorisch durch bestimmte Vorerkrankungen entwickeln. So führen unter anderem Traumata, lokale Entzündungen, Bandscheibenvorfälle und die chronische Gelenkerkrankung Arthrose zu einer muskulären Dysbalance.

Eine weitere Ursache für Verspannungen ist der sogenannte Schiefhals (Torticollis). Durch eine überaktive Hals- und Nackenmuskulatur verschiebt sich die Achse zwischen Kopf und Körper. Bei den meisten Patienten zeigt sich ein Schulterhochstand. Der Torticollis kann sowohl angeboren als auch erworben sein. So können dem Schiefhals unter anderem Stoffwechselerkrankungen, Tumore, Verletzungen oder ein Schlaganfall zugrunde liegen.

Nicht selten basieren Verspannungen aber auch auf psychischen Belastungen. Viele Patienten mit Depressionen, Neurosen, Angststörungen oder dem Burnout-Syndrom leiden zusätzlich zu ihrer psychischen Störung unter Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur. Zudem gilt chronischer Stress als einer der größten Risikofaktoren für Verspannungen.

Unabhängig von der Ursache kommt es jedoch immer zu einer dauerhaften Anspannung der Muskulatur und damit auch zu einer Einengung der kleinen Blutgefäße, die die Muskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Infolge der eingeschränkten Durchblutung verbleiben vermehrt Stoffwechselendprodukte im Gewebe. Die Muskulatur übersäuert und es entwickeln sich kleinere Entzündungsprozesse. Durch die entstehenden Schmerzen spannt sich die Muskulatur noch mehr an, was die Durchblutung weiter drosselt und die Entzündung vorantreibt.

Verspannungen – Symptome

Verspannungen der Schulter- und Nackenmuskulatur äußern sich in der Regel durch ein unangenehmes bis schmerzhaftes Ziehen im Bereich von Hinterkopf, Nacken oder Schultern. Beim Abtasten treten die betroffenen Muskelstellen als Knoten oder derber Strang in Erscheinung. Die verhärtete Muskulatur gibt auf Druck kaum nach und weist eine hohe Druckempfindlichkeit auf.

Die Bewegungsfähigkeit ist in den meisten Fällen eingeschränkt. Kopf und Oberkörper können nicht mehr oder nur noch unter Schmerzen gedreht werden. Je nach Lokalisation und Ausmaß beschränken sich die Schmerzen nicht nur auf den Bereich der Halswirbelsäule, sondern ziehen bis zur Brustwirbelsäule. So können Verspannungen im Nackenbereich unter Umständen nicht nur Beschwerden im verspannten Gebiet, sondern auch im gesamten Rücken hervorrufen. Um die Schmerzen zu lindern, nehmen die Betroffenen unbewusst eine Schonhaltung ein. Diese kann auf lange Sicht die Verspannung weiter forcieren, sodass sich die Schmerzen schlussendlich chronifizieren.

Wenn die Muskulatur von Nacken und Schultern so verhärtet, dass Nervenbahnen abgeklemmt werden, können neben Schmerzen auch neurologische Symptome wie Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Schultern, Armen und Händen auftreten. Verspannungen der Nackenmuskulatur sind ferner ein häufiger Auslöser für Kopfschmerzen oder Migräne.

Verspannungen – Therapie

Um den Verspannungen dauerhaft entgegenzuwirken, sollte die Ursache behoben werden.

Insbesondere am Arbeitsplatz sollte auf eine ergonomische Arbeitshaltung geachtet werden. Ein ergonomischer Arbeitsplatz umfasst unter anderem einen Bürostuhl, der die Wirbelsäule stützt und wechselnde Arbeitshaltungen erlaubt, einen Tisch in optimaler Arbeitshöhe und genügend Bewegungsfreiheit. Die richtige Haltung spielt aber nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit, beispielsweise beim Sport, eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Verspannungen. Rückenfreundliche Sportarten wie Wandern, Radfahren oder Yoga können sich positiv auf den Spannungszustand der Muskulatur auswirken. Treten die Schmerzen insbesondere nach dem Sport auf, kann ein angeleitetes Training sinnvoll sein, um mögliche Fehlhaltungen und Überlastungen aufzudecken.

Physiotherapeutische Behandlungsverfahren wie die Massage oder auch wärmende Fangopackungen können ebenfalls zur Entspannung der Muskulatur beitragen. Bei haltungsbedingten Schmerzen empfiehlt sich ein Besuch der Rückenschule. Hier erlernen die Betroffenen unter therapeutischer Anleitung Übungen zur Kräftigung und Entspannung der Muskulatur. Ziel ist es, den Patienten eine gesunde Körperhaltung zu vermitteln, um die Beschwerden zu lindern.

Die Alternativmedizin bietet verschiedene Therapieverfahren zur Auflockerung der Muskulatur und zur Korrektur eventueller Fehlhaltungen. So eignen sich unter anderem die Akupunktur, die Chiropraktik, die Neuraltherapie und die Osteopathie zur Behandlung der Muskeldysbalancen.

Liegt den Verspannungen eine Stressbelastung zugrunde, können Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, das Autogene Training oder zielgerichtete Meditationen die Muskelverhärtungen auflockern.

Bei schweren Verspannungen kann der Arzt Schmerzmittel (Analgetika) oder Arzneimittel aus der Wirkstoffgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Muskelrelaxantien verordnen. Auch Cortisonspritzen kommen in der Behandlung von ausgeprägten muskulären Dysbalancen zum Einsatz.

Verspannungen – Vorbeugung

Chronischen Verspannungen lässt sich vor allem durch eine ausgewogene Belastung der Muskulatur vorbeugen. Wichtig ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung. Häufig reichen bereits kurze Entspannungsübungen aus, um Stresshormone abzubauen und Verspannungen vorzubeugen. Zu langes Sitzen ruft hingegen Verspannungen hervor. Regelmäßige kurze und auch längere Bewegungseinheiten im Alltag sowie Dehnübungen können Muskelverkürzungen frühzeitig entgegenwirken. Grundsätzlich eignen sich die meisten Behandlungsmethoden, die bei Verspannungen zum Einsatz kommen, auch zur Prävention der schmerzhaften Muskelverhärtungen. Empfehlenswert sind neben ausreichender Bewegung und Entspannung, Massagen zur Lockerung der Muskulatur und Wärmeanwendungen.

Ein ergonomischer Arbeitsplatz sowie eine geeignete Matratze und das richtige Kopfkissen dienen ebenfalls der Prävention von Verspannungen. Fehlstellungen wie Senkfüße oder Beckenschiefstände können die Entstehung von muskulären Dysbalancen begünstigen. Hier ist eine frühzeitige orthopädische oder physiotherapeutische Korrektur wichtig.

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